Eine Familienpremiere haben Ewan und Clara McGregor beim 57. Filmfestival in Karlovy Vary (Karlsbad) gefeiert: Das Roadmovie „You Sing Loud, I Sing Louder“, das gestern Abend beim Festival in dem westböhmischen Kurort präsentiert wurde, ist das erste gemeinsame Projekt von Vater und Tochter und „ein echtes Freundschafts- und Familienprojekt“, wie Clara McGregor an der Seite ihres Vaters heute sagte.

„Es ist selten, dass man mit seinen erwachsenen Kindern fünf Wochen lang eine so intensive Zeit verbringt“, so Ewan McGregor. „Es war für mich beeindruckend zu sehen, wie sie auch als Produzentin mit ihren Kolleginnen und mit der Crew zusammenarbeitet.“ Der Film ist das Debüt der Regisseurin Emma Westerberg, nach einer Idee und koproduziert von Clara McGregor, und handelt von einem Vater (Ewan McGregor, 52), der seine Tochter (Clara McGregor, 27) mit dem Auto quer durch Texas zu einem angeblichen Atelieraufenthalt bringt.
Erst entlang unterschiedlicher Begegnungen im Lauf der Reise erschließt sich, dass die 20-jährige Tochter ihre Drogenabhängigkeit nicht wahrhaben will und dass zwischen Vater und Tochter ein alter Konflikt schwelt: Er hat sie und ihre Mutter verlassen, als sie noch ein Kind war, weil er damals mit seiner eigenen Sucht nicht zurande kam.
Zu wenig Distanz zur Wirklichkeit
„You Sing Loud, I Sing Louder“ ist ein passables Debüt, das etwas an der schematischen Darstellung der Beziehung leidet, und dessen Reiz, zugleich aber auch Bürde das berühmte Schauspielduo ist. In früheren Interviews sprachen beide etwa immer wieder über eigene Erfahrungen mit Sucht und Entzug.
Diese biografischen Parallelen zu den Charakteren laden den Film mit Bedeutung auf, was zwar das Publikumsinteresse am Film steigert, in Wahrheit der Geschichte keinen Gefallen tut. „Vieles im Film passiert ohne Worte“, so Ewan McGregor bei der Pressekonferenz in Karlovy Vary, „da sind wir einfach Vater und Tochter.“
Schwertkampf und Schnurrbartsorgen
Auf die Frage, ob er im Vorfeld der Dreharbeiten dafür gesorgt habe, dass seine Tochter die Drogenfarce „Trainspotting“ (1996) kennt, in der es auch um Sucht und Entzugserscheinungen geht, sagte McGregor: „Als sie den ganzen Film das erste Mal gesehen hat, war sie 16, und ich war da nicht dabei. Aber natürlich habe ich meinen Kindern die Szene gezeigt, in der ich ins Klo krieche, um sie zum Lachen zu bringen.“
Das nächste Projekt des Teams um Clara McGregor und Regisseurin Westerberg steht bereits fest, es ist die Biografie der bisexuellen Schwertkämpferin und Opernsängerin Julie d’Aubigny, die im 17. Jahrhundert in Frankreich lebte. Ewan McGregor hingegen ist mitten im Dreh der historischen Miniserie „A Gentleman in Moscow“. „Daher auch mein Schnauzer – aber inzwischen ist das schon die harmlose Version“, so McGregor. „Zu Beginn der Serie war er monströs.“