Weil Abgase in Ballungszentren wie Athen und Thessaloniki bei der Hitze die Luft stärker belasten, rief das Umwelt- und Energieministerium dazu auf, den Einsatz von privaten Autos zu reduzieren. Außerdem wurde wegen der erhöhten Feuergefahr zur Vorsicht im Umgang mit Kraftstoffen wie Benzin geraten. Die Bahngesellschaft OSE kündigte an, dass die Züge wegen der hohen Temperaturen langsamer fahren werden, damit die Sicherheit auf den heißen Schienen gewährleistet bleibe. Durch die starke Trockenheit steigt auch die Gefahr für Waldbrände, warnten der Zivilschutz und die Feuerwehr am Samstag.
Auch auf Griechenland-Touristen und ihr Ferienprogramm wirkt sich das Wetter aus: Am Samstag werden erneut etliche archäologische Stätten im Land über die Mittagsstunden schließen – darunter die Akropolis in Athen. Letzter Einlass ist am Vormittag bis 11.30 Uhr, dann wird erst wieder ab 17.30 Uhr geöffnet. Am Freitagvormittag hatte eine Touristin während des Besuchs auf dem Hügel des archäologischen Wahrzeichens einen leichten Hitzschlag erlitten. Außerdem sind die Menschen angehalten, viel Wasser zu trinken und starke körperliche Anstrengungen zu vermeiden.
Hitzewelle hat Südeuropa fest im Griff
Die aktuelle Hitzewelle in Teilen Europas wird noch mehrere Tage anhalten. Inzwischen greifen die Behörden ein, weil die Temperaturen schon in lebensfeindliche Höhen steigen. In Griechenland etwa schloss die Akropolis am Freitag, Beamte wurden ins Homeoffice geschickt. Auch in der Nacht fällt das Thermometer nicht mehr unter die Marke von 30 Grad Celsius.
Entspannung prognostizierten Experten vom Athener Observatorium laut griechischen Medien erst für den Wochenbeginn, wobei die Temperaturen dann zum Ende der kommenden Woche erneut ansteigen sollen. Auch in Italien warnen die Wetterdienste vor der Hitze, die sich im Verlauf der Woche noch steigern könne.
Appell, Mittagshitze zu meiden
In der Hauptstadt Rom etwa werden Anfang der Woche Temperaturen von über 40 Grad erwartet, wie der Wetterdienst der Luftwaffe prognostizierte. In Teilen Sardiniens könnten bis zu 47 Grad erreicht werden, auf Sizilien sogar 48 Grad. In insgesamt 16 Städten – darunter Florenz, Bologna und Perugia – wurde Alarmstufe Rot ausgerufen.
Das Gesundheitsministerium des Landes warnte am Freitag davor, sich zu Mittag in der Hitze aufzuhalten. Die Sorge ist berechtigt: Diese Woche starb bereits ein Mann in Italien, nachdem er während Straßenarbeiten kollabiert war. Am Wochenende werden die Temperaturen in Italien in einigen Gebieten voraussichtlich zwölf Grad über dem Durchschnitt erreichen.

In Bulgarien riefen die Behörden schon am Donnerstag die zweithöchste Warnstufe Orange aus – mit dem heißesten Tag seit Jahresbeginn. Höchsttemperaturen bis 41 Grad gibt es in Plowdiw und in Russe an der Donau. Die Hitzewelle soll das Land Meteorologinnen und Meteorologen zufolge rund zehn Tage lang fest im Griff haben.
Regenfälle sorgten zuletzt in Kroatien für etwas Ruhe, doch wüten hier schon Waldbrände. Wegen eines Feuers in Küstennähe ordneten die Behörden an, einen Teil des Gebiets nahe der adriatischen Stadt Sibenik zu evakuieren. Das Dorf Grebastica wurde durch das Feuer verwüstet, Autos und Häuser wurden zerstört. Rund 140 Feuerwehrleuten sei es gelungen, die Flammen bis zum Freitag niederzukämpfen, berichtete das kroatische Nachrichtenportal Index.hr.
Achtgeben auf Ältere und Tiere
Auch Spanien stöhnt weiter unter der Hitze, hier ebbte die zweite offizielle Hitzewelle dieses Sommers aber leicht ab. Der Wetterdienst AEMET, der zuvor noch für mehrere Regionen gewarnt hatte, rief nur noch für den Süden von Gran Canaria die höchste Alarmstufe Rot aus. Auf dem Festland sollte es aber vor allem in Teilen von Andalusien mit Temperaturen von bis zu 40 Grad sehr heiß bleiben.
Extremwetter
Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.
In TV-Werbespots wurden die Spanierinnen und Spanier aufgefordert, auf Ältere und Haustiere angesichts der Hitze Acht zu geben. Teile des Landes sind nach Angaben von Experten und Expertinnen so trocken wie seit tausend Jahren nicht mehr. Es war auch der heißeste und trockenste Frühling seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
In der Türkei kämpften die Rettungskräfte gleichzeitig gegen Brände und Fluten. Bei Überschwemmungen an der nördlichen Schwarzmeer-Küste kamen drei Menschen ums Leben. In der südwestlichen Region Milas versuchte die Feuerwehr mit Flugzeugen und Hubschraubern, einen Flächenbrand einzudämmen. „Während es auf der einen Seite des Landes Hitze und Brände gibt, gibt es auf der anderen Seite Überschwemmungen“, sagte der stellvertretende türkische Landwirtschaftsminister Veysel Tiryaki. „In unserem Land und auf der ganzen Welt kämpfen wir mit dem Klimawandel.“
48 Grad erwartet
Die Europäische Weltraumagentur (ESA) verfolgt die Hitzewelle in Europa. Sie warnte davor, dass auch Teile Nordeuropas demnächst betroffen sein werden. „Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland und Polen stehen alle vor einer großen Hitzewelle, wobei die Temperaturen auf den Inseln Sizilien und Sardinien voraussichtlich auf 48 Grad Celsius steigen werden – möglicherweise die höchsten Temperaturen, die jemals in Europa gemessen wurden“, so die Agentur am Donnerstag. Bisher liegt der Europahöchstwert bei 48,8 Grad, die im August 2021 in Floridia auf Sizilien erreicht wurden.

Auch der Süden der USA leidet derzeit unter extremer Hitze. Für mindestens 93 Millionen Menschen im Land gelte eine Warnung vor übermäßiger Hitze, teilte der US-Wetterdienst am Freitag mit. Am Wochenende seien Rekordtemperaturen zu erwarten. In einigen Regionen im Süden der US-Bundesstaaten Kalifornien, Nevada und Arizona wurden für das Wochenende bis zu knapp 49 Grad vorhergesagt. Gleichzeitig sagten die Meteorologinnen und Meteorologen heftigen Regen für den Nordosten des Landes voraus.
Extremwetterereignisse werden häufiger
„Extreme Wetterereignisse, die in unserem sich erwärmenden Klima immer häufiger auftreten, haben erhebliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, die Ökosysteme, die Wirtschaft, die Landwirtschaft sowie die Energie- und Wasserversorgung“, sagte der Generalsekretär der Weltwetterorganisation (WMO), Petteri Taalas, am Freitag in Genf. „Das unterstreicht die zunehmende Dringlichkeit, die Treibhausgasemissionen so schnell und so tiefgreifend wie möglich zu reduzieren.“