Tunesiens Präsident entlässt Regierungschefin

Der tunesische Präsident Kais Saied hat Regierungschefin Najla Bouden ohne Angaben von Gründen entlassen. Saied habe „die Aufgaben“ der ersten weiblichen Regierungschefin des nordafrikanischen Landes „beendet“, erklärte die Präsidentschaft per Video und Pressemitteilung in der Nacht.

Tunesiens Regierungschefin Najla Bouden
APA/AFP/Tunisian Presidency

Neuer Regierungschef sei der bisherige Zentralbank-Vertreter Ahmed Hachani, der dem Video zufolge bereit den Amtseid abgelegt hat. Das Land müsse „enorme Herausforderungen“ überstehen, habe Saied bei der Vereidigungszeremonie gesagt.

Bisher keine Begründung

Offizielle Erklärungen gab es nicht. Mehrere örtliche Medien berichteten über Saieds Unmut wegen Versorgungsengpässen im Land, vor allem wegen des Mangels an Brot in staatlich subventionierten Bäckereien. Hachani war der Öffentlichkeit bisher weitgehend unbekannt.

Bouden war im September 2021 als erste Frau zur Ministerpräsidentin Tunesiens ernannt worden. Saied hatte zwei Monate zuvor mit Hilfe eines Notstandsartikels der Verfassung den bisherigen Regierungschef Hichem Mechichi abgesetzt, die Arbeit des Parlaments ausgesetzt und die Immunität der Abgeordneten aufgehoben.

Die Entmachtung der Regierung und die Suspendierung des Parlaments stürzten Tunesien in eine Verfassungskrise. Mehrfach entließ Saied in den vergangenen Monaten ohne Angabe von Gründen Minister.