Lindemann: Einstweilige Verfügung gegen ORF

Aufgrund der Berichterstattung des ORF in der Causa Till Lindemann vom 24. Juli 2023 hat dieser eine Einstweilige Verfügung gegen den ORF am Landgericht Hamburg erwirkt.

Der ORF berichtete über den Fall Beate H., die gegenüber dem ORF ihre angeblichen Erfahrungen mit dem Rammstein-Sänger geteilt hatte. Untermauern kann H. ihre Aussagen mit Fotos und Chatprotokollen, die dem ORF vorliegen. Weiters gab der ORF im Zuge der Recherchen zwei unabhängige Gutachten in Auftrag, deren Ergebnisse die Aussagen von H. stützen.

Laut dem Unterlassungsbeschluss des Landgerichts Hamburg ist es dem ORF untersagt, durch die Wiedergabe bestimmter Darstellungen den Verdacht zu erwecken, dass Lindemann im Zuge der Rammstein-„Stadium Tour“ H. gegen ihren Willen geschlagen haben soll.

Das Gericht begründete seine Entscheidung im Wesentlichen damit, dass Zeit und Ort des geschilderten Vorfalls nicht offengelegt worden seien, wodurch Lindemann nicht die Möglichkeit erhalten habe, sich ausreichend zu verteidigen.

Schutz der Quelle für ORF wichtiger

Der ORF entschloss sich bewusst dazu, Ort und Zeit nicht offenzulegen, da dadurch Rückschlüsse auf die Identität der Frau möglich gewesen wären. Weil H. anonym bleiben möchte, hat sie bisher auch keine Strafanzeige gegen Lindemann erstattet.

„Dem Beschluss des Gerichts kommen wir jedenfalls nach“, heißt es von den ORF-Journalistinnen und -Journalisten. „Unsere Pflicht ist es jedoch auch, unsere Quellen zu schützen, um sie vor möglichen Drohungen und Anfeindungen zu bewahren.“ Deshalb habe sich die Redaktion dafür entschieden, unter allen Umständen die Anonymität von Beate H. zu wahren.

„Werden weiterhin mit Betroffenen sprechen“

Das Gericht erkannte die Bemühungen des ORF an, die Vorwürfe gewissenhaft überprüft und große Anstrengung unternommen zu haben, um der journalistischen Sorgfaltspflicht nachzukommen. Es deutete an, dass bei der Offenlegung von Details genügend Beweise gegen Lindemann hätten vorliegen können, um eine Verdachtsberichterstattung zu rechtfertigen.

Der ORF und zahlreiche weitere Medien sowie Privatpersonen hatten seit Mai 2023 über die Existenz eines ausgeklügelten, über Jahre laufenden Castingsystems berichtet, das Lindemann strukturell Frauen zum sexuellen Vergnügen zugeführt hat.

„Wir werden jedenfalls weiterhin mit betroffenen Personen sprechen und weiter recherchieren“, so die Journalistinnen und Journalisten von ORF.at und der Zeit im Bild.