Die islamistische Hamas hat Medienberichten zufolge Einzelheiten zu einem möglichen Geiseldeal mit Israel bekanntgegeben. Das Abkommen sehe die Freilassung von 50 Geiseln, darunter auch Ausländer und Ausländerinnen, sowie eine fünftägige Kampfpause im Gazastreifen vor, meldeten die israelische Nachrichtenseite Ynet sowie lokale Medien in dem Küstenstreifen.
Israel solle im Gegenzug 300 weibliche und minderjährige palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen entlassen. Die im Gazastreifen festgehaltenen Zivilisten und Zivilistinnen sollen den Angaben zufolge schrittweise freigelassen werden – jeden Tag zehn Menschen.
Gleiches gilt den palästinensischen Berichten zufolge für die palästinensischen Häftlinge. Demzufolge werde Israel jeden Tag 30 von ihnen freilassen.
Der Deal sieht den Berichten zufolge weiters vor, dass 300 Lastwagen mit Lebensmitteln, medizinischen Gütern und Treibstoff in den Gazastreifen einfahren dürfen. Die Hamas habe gesagt, sie habe der Vereinbarung zugestimmt. Israels Regierung wollte die Berichte nicht kommentieren.
Katar: Einigung „so nah wie nie zuvor“
Nach Angaben des Vermittlers Katar befinden sich die Verhandlungen im Finale. „Wir sind so nah wie nie zuvor an einer Einigung“, sagte ein Sprecher des katarischen Außenministeriums in Doha. Die Gespräche hätten eine „kritische und letzte Phase“ erreicht.
Katar nimmt bei der Vermittlung zwischen Israel und der Hamas eine Schlüsselrolle ein. Gestern erklärte auch US-Präsident Joe Biden, er glaube, dass eine Einigung in greifbare Nähe gerückt sei.
Israelischer Minister befürchtet „sehr großen Fehler“
Unterdessen kritisierte Israels rechtsextremer Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, den möglichen Deal scharf. Er sei sehr beunruhigt, dass zurzeit über ein mögliches Abkommen gesprochen werde, sagte Ben-Gvir gestern Abend im israelischen Fernsehsender Channel 14. Er habe Sorge, dass der Staat Israel mit einem solchen Deal einen „sehr, sehr, sehr großen Fehler“ begehen könnte.
Ben-Gvir erinnerte an den Schalit-Deal im Jahr 2011. Damals kamen mehr als 1.000 palästinensische Häftlinge – unter ihnen auch der Hamas-Chef im Gazastreifen, Jahja Sinwar – im Gegenzug für den fünf Jahre von der Hamas als Geisel gehaltenen israelischen Soldaten Gilad Schalit frei. „Erinnert ihr euch, wir haben Gilad Schalit befreit und haben Sinwar und seine Freunde herausgelassen – und haben dieses Leid über uns gebracht“, sagte Ben-Gvir.