Kinosaal im renovierten Gartenbaukino in Wien
Chris Mavrič
Gartenbaukino

Zurück zum Chic der Sechziger

Was wäre die Viennale ohne das Gartenbaukino? Das Festival, das ab 21. Oktober in seine 59. Ausgabe startet, bespielt heuer ein frisch renoviertes Gartenbaukino, das nun wieder in den Farben und Formen aus dem Eröffnungsjahr 1960 erstrahlt.

Der Aufwand hat sich gelohnt: Nach sieben Monaten des Umbaus ist das seit 2018 unter Denkmalschutz stehende Ringstraßenlichtspielhaus rechtzeitig zum Beginn der Viennale fertig geworden. Und die rund 3,36 Mio. Euro für das Projekt scheinen gut investiert. Man sei jedenfalls im Budgetrahmen geblieben, hieß es zum Pressegespräch anlässlich der Wiedereröffnung am Montag.

Auch Kennerinnen und Freunde des Hauses werden sich vermutlich schwertun, sofort mit dem Finger auf die Neuerungen deuten zu können. Denn vor allem überwiegt der Eindruck, dass das Gartenbaukino frisch geputzt wurde und nun die heute wieder geschätzte Ästhetik einer Nachkriegsgrandezza ausstrahlt. Schließlich lautete das inoffizielle Motto auch „Back to the 60s“, wobei Architekt Manfred Wehdorn für den Rückbau verantwortlich zeichnete.

Fotostrecke mit 7 Bildern

Kinosaal im renovierten Gartenbaukino in Wien
Chris Mavrič
Zerteilt, gewaschen, wieder zusammengenäht und plötzlich Blutrot: Der über 300 Laufmeter große Vorhang
Foyer im renovierten Gartenbaukino in Wien
Chris Mavrič
Die Gartenbaubar, einer der sozialen Hotspots der Viennale, ist jetzt um eine Ecke größer
Lampen im renovierten Gartenbaukino in Wien
Chris Mavrič
Auch die Lampen erstrahlen in ursprünglicher Schöhnheit
Bar im renovierten Gartenbaukino in Wien
Chris Mavrič
Ein Blick aus dem neuen Winkel der Bar: 1960 in dieser Größe gebaut, war sie zuletzt deutlich kürzer
Gang im renoviertem Gartenbaukino in Wien
Chris Mavrič
Keine Wellentapenten mehr, dafür mit grundgereinigtem Streifen-PVC-Boden: Der Gang zum Kinosaal
Kinosaal im renovierten Gartenbaukino in Wien
Chris Mavrič
Die Crowdfunding-Spender, die eine Sitzrestauration übernahmen, prangen jetzt mit vollem Namen auf den erneuerten Sitzmöbeln
Umbauarbeiten im Gartenbaukino in Wien
Chris Mavrič
Der Barbereich während der Umbauarbeiten

Blutroter Vorhang und erneuerte Bar

So wurden etwa die Originaldeckenplatten ebenso rekonstruiert wie die Beleuchtungskörper des Foyers. Der monumentale, 325 Laufmeter große Vorhang wurde in fünf Teilen gewaschen – und strahlt nun wieder in Blutrot. „Gebt der Stadt Farbe“, sei hier der Leitstern gewesen, so Wehdorn. Die 736 Sitze des Gartenbaukinos wurden aufgepolstert und machen es wieder möglich, auch tagesfüllende Filme bequem zu genießen. Und nicht zuletzt präsentiert sich die legendäre Bar nun in gänzlich neuer, sprich alter, eckiger Stilistik.

Abseits der sichtbaren Ästhetik galt es aber auch, das Augenmerk auf die technischen Aspekte hinter den Kulissen zu werfen, mussten doch die noch aus 1960 stammenden Lüftungs- und Sanitätsanlagen oder der Brandschutz für das Jahr 2021 adaptiert werden. „Vorher war die Technik von Kurzschluss zu Kurzschluss geeilt“, machte Wehdorn die Ausgangslage deutlich.

Umbauarbeiten im Gartenbaukino in Wien
Chris Mavrič
Aus der Gartenbaustelle wurde in den letzten sieben Monaten wieder Wiens mondänstes Sechziger Jahre Kino

Konzept de Mittelweges

Der seit 2008 amtierende Gartenbau-Geschäftsführer Norman Shetler umriss das Konzept eines gewissen Mittelwegs: „Wir wollten nicht zu sehr mit dem Zeitgeist arbeiten, der auch bald wieder vorbei ist. Und wir wollten nicht zu sehr in den Retrofetischismus gehen.“

„Es ist ein Zeichen für die Kinokultur in Österreich“, streute Grünen-Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer dem Projekt Rosen, das von Bundesseite mit 600.000 Euro unterstützt wurde. Die Stadt Wien indes trug zwei Mio. der 3,36 Mio. Euro Gesamtkosten. „Man kann unglaublich viel erreichen, wenn man gemeinsam zum richtigen Zeitpunkt aufs Gas steigt“, pries Stadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) die funktionierende Kooperation.

Erfolgreiches Crowdfunding

Zusätzlich lief mit „Gartenbaukino forever“ eine von zahlreichen prominenten Unterstützerinnen und Unterstützern flankierte Crowdfunding-Kampagne in Form von Sesselpatenschaften, die 260.000 Euro hereinspielte, wobei sich 2.200 Personen als Mäzene beteiligten. 450 Paten nutzten etwa die Option, sich für 360 Euro mittels Goldplakette auf einem Sessel mit Namen zu verewigen.