Blog, 7.9. Stefan Kappacher, Ö1-Innenpolitik

Die Drei im Benz

Das war Woche vier vor der Nationalratswahl. Und sie war von einem Bild geprägt: ORF-Fernsehmann Hanno Settele mit Frank Stronach und Kathrin Nachbaur im 35 Jahre alten Mercedes-Benz auf Wahlfahrt. Im Gespräch über Gott und die Welt und die Todesstrafe. Bildmaterial, das schon eine Woche vor der offiziellen Ausstrahlung in ORF 1 am kommenden Mittwoch Kultstatus im Internet erlangt hat. Kathrin, das nehmen wir ins Parteiprogramm! In diesem Satz offenbart sich die ganze Skurrilität, in die der Wahlkampf vorerst einmal abgeglitten ist. Und das gilt nicht nur für Stronach.

Selbstverständlich kann man wieder sagen, die Medien seien schuld, weil die diesen Unsinn der Politiker auch noch transportieren. Aber das wäre zu einfach. Medien müssen abbilden, was ist. Und Wahlkampf ist eine Zeit fokussierter Unintelligenz, um wieder einmal Michael Häupl zu zitieren. Aufgabe qualitätsvoller Medien ist es nicht, solche Dinge zu verschweigen, sondern sie einzuordnen.

Gaddafi fährt auch mit

Etwa den absurden Schlagabtausch, den sich ÖVP und Grüne diese Woche geliefert haben. Peter Pilz hat mit aktionistischer Begleitmusik versucht, die ÖVP als „Mutterpartei der Korruption“ hinzustellen. Was natürlich Humbug ist. Überraschend tauchten zeitgleich - und von anonymer Seite lanciert – fragwürdige angebliche Beweise auf, wonach die Grünen in den 1990-er Jahren Terrorgelder von Libyen-Diktator Gaddafi erhalten hätten. Die Grünen dementieren und klagen FPÖ-Obmann Strache, der diesen Vorwurf im TV-Duell mit Eva Glawischnig erhoben hat. Die Absicht von wem auch immer liegt auf der Hand: Die Grünen sollen als Antikorruptions-Partei angepatzt werden.

Oder den vor allem auch von ÖVP-Insidern mit Kopfschütteln registrierten Auftritt Michael Spindeleggers im Fernsehduell gegen Frank Stronach. Der sichtlich übertrainierte ÖVP-Chef legte mit einer Munterkeit los, die überhaupt nicht zu ihm passt. Und war nicht mehr zu stoppen. Authentisch rüberkommen sieht anders aus.

Hypo benebelt die Sinne

Und in der Konfrontation mit Josef Bucher kanzelte Spindelegger den BZÖ-Obmann in Sachen Hypo-Debakel so richtig ab – eine seltsame Kopie des Kanzler-Auftritts zwei Tage zuvor. Auch Werner Faymann hatte gegenüber Bucher die Contenance verloren, als es um die Verantwortung für die Kärntner Hypo ging. Kalkuliert zwar, aber am Ende doch zu schrill für den ruhigen Kanzler-Wahlkampf der SPÖ. Wundern muss man sich nicht. Die EU-Kommission hatte gerade quasi amtlich bestätigt, dass uns die Hypo in Summe fast 12 Milliarden Euro kosten könnte.

Ein aufgelegter Ball eigentlich für Frank Stronach. Doch der schwadronierte lieber über die Einführung der Todesstrafe für Mitglieder von Todesschwadronen. Zwei Dinge sind in dem Zusammenhang besonders bemerkenswert: Die Partei, angefangen von der Nummer Zwei Kathrin Nachbaur, hat sich erstmals gegen den Boss und Guru gestellt. Das ging schnell, blieb aber eine halbe Sache. Denn der Politiker Stronach darf seine Privatmeinung zur Todesstrafe auch weiterhin öffentlich äußern.

Das wiederum gefällt seinen Anhängern, wie eine Umfrage bei Stronachs Auftritt am Freitag – der Abend seines 81. Geburtstags - in seiner Heimatstadt Weiz gezeigt hat. Keine/r ist empört, alle haben Verständnis für das, was Frank da so sagt. Und das ist bedenklich.