Blog, 26.9. Stefan Kappacher, Ö1-Innenpolitik

Rache für die Bienen

Im Endspurt werfen dann manche die Nerven weg. Das ist kein neues Wahlkampf-Phänomen. Aber es lässt tief blicken. Zwei Beispiele: der ÖVP-Bauernbund und die SPÖ Oberösterreich. Die Roten in Linz vereinnahmen die Krebserkrankung von Nationalratspräsidentin Prammer, und die schwarze Bauernlobby begeht ein arges Revanche-Foul an den Grünen, die ihr im Sommer das Pestizidverbot eingebrockt haben.

Der Bauernbund hat ein Flugblatt gemacht. Radikale Tierschützer rund um Martin Balluch haben schwere Vorwürfe gegen dem Bauernbund nahestehende landwirtschaftliche Betriebe erhoben. Das können und wollen die ÖVP-Bauernvertreter nicht auf sich sitzen lassen. Aber dass sie dann gleich eine rot-grüne Hetzschrift verfassen, nur weil Tierschützer Balluch einmal symbolisch auf einer grünen Liste kandidieren durfte, das ist schon eher ein starkes Stück.

Flugblatt

Bauernbund

Negative Campaigning, außerirdisch: der ÖVP-Bauernbund schlägt zurück.

Da wird wohl auch ein wenig mitschwingen, dass es ausgerechnet die Grünen waren, die dem auf Bauernbund-Linie wankenden Landwirtschaftsminister Berlakovich die verheerendste politische Niederlage des Jahres zugefügt haben. Give Bees a Chance. Sumsi-Gate. Bienenschutz und Pestizidverbot. Endgültig verspielt hatten Berlakovich und der Bauernbund, als wir von Ö1 aufgedeckt haben, dass in Österreich ein Amtsgeheimnis ist, wieviel Pestizide in die Umwelt ausgebracht werden. Der Minister machte live im Mittagsjournal einen Rückzieher, im Wahlkampf ward Berlakovich nie mehr gesehen. Auch seine Wahlkampf-Materialen nahmen ein böses Ende, der Folder und Werbebriefe transportierende Bus ist ausgebrannt.

Swap den Battleground

Die oberösterreichischen Sozialdemokraten stehen den ÖVP-Bauern in nichts nach. Die SPÖ auf diesem Battleground hat ja ein Problem, das Linzer Stadt-SPÖ heißt. Langzeit-Bürgermeister Dobusch hat sich in der BAWAG-Swap-Affäre ja nicht gerade mit Ruhm bekleckert und seinen Finanzstadtrat über die Klinge springen lassen. Um ihn gleich in der Chefetage der Gebietskrankenkasse zu versorgen - was dann aber schiefgegangen ist. Und solche Schmach gilt es zu verbergen, hat sich der SPÖ-Landesgeschäftsführer gedacht - und ein Match der besonders seltsamen Art ausgerufen.

SPÖ prammert Fekter

„Alle Stimmberechtigten haben am Sonntag in Oberösterreich die Wahl zwischen der untadeligen, menschlichen und tapferen SP-OÖ-Spitzenkandidatin Barbara Prammer und der VP-Hardcore-Ministerin Maria Fekter.“ So die SPÖ Oberösterreich im Originaltext. Prammer führt die SPÖ-Landesliste an, Fekter jene der ÖVP. Prammer hat vor wenigen Tagen eine Krebsdiagnose bekommen, und wie sie damit öffentlich umgeht, verdient höchsten Respekt. Wie sich ihre Partei da draufsetzt, kann man nur als jämmerlich bezeichnen.