Blog, 2.10. ORF.at-Redaktion

So haben Stadt und Land gewählt

Wählen Städter wirklich liberaler als Landbewohner? Welche Parteien sind in den Vorstädten besonders erfolgreich? Ein kurzer Blick auf die Ergebnisse der Nationalratswahl aus Perspektive der Verstädterungsstatistik.

Bezüglich der Bevölkerungsdichte ist Österreich in drei Zonen eingeteilt. Diese Einteilung in hohe (Zone eins), mittlere (Zone zwei) und niedrige Besiedelungsdichte (Zone drei) folgen Vorgaben der EU-Kommission und der OECD. Die genauen Kriterien sind bei der Statistik Austria nachzulesen.

So gelten Verwaltungseinheiten als „ländlich“, wenn sie weniger als 150 Einwohner pro Quadratkilometer aufweisen. Als „intermediär“ werden Gebiete klassifiziert, in denen zwischen 15 Prozent und 50 Prozent der Bevölkerung in ländlichen Gemeinden leben. In städtischen Zentren dagegen darf der Anteil an Bevölkerung in ländlichen Zonen nicht mehr als 15 Prozent betragen.

Die Statistik Austria stellt eine Liste zur Verfügung, in denen jede Gemeinde Österreichs eine der drei Zonen zugeordnet ist. Dadurch lässt sich auch das Wahlergebnis entsprechend aufschlüsseln - allerdings mit einem Wermutstropfen: Die Briefwahlstimmen werden nicht für jede Gemeinde einzeln ausgewiesen, wodurch es aufgrund der recht intensiven Nutzung der Briefwahloption nur noch möglich ist, zwischen den sechs österreichischen Zone-eins-Gebieten (Wien, Linz, Graz, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt) und den vereinten Zone-zwei- und Zone-drei-Gebieten sinnvoll zu unterscheiden.

Ergebnisse mit Briefwahlstimmen

Die genannten urbanen Zentren in Zone eins vereinen 1.757.701 und damit 27,53 Prozent der Wahlberechtigten auf sich. Die Wahlbeteiligung in Zone eins lag inklusive Briefwahl bei 68,57 Prozent - signifikant weniger als in Zone zwei und drei mit 76,65 Prozent. Mit 68,38 Prozent Wahlbeteiligung lag Wien noch unter dem Schnitt der Zone eins.

Die SPÖ kam in den urbanen Zonen auf 29,32 Prozent, in Zone zwei und drei nur auf 26,02 Prozent.

Die ÖVP erreichte in den Städten zwar nur 15,38 Prozent, in Zone zwei und drei war sie aber mit 26,96 Prozent stärkste Kraft.

Die FPÖ ist in Stadt und Land etwa gleich stark. Sie erreichte in Zone eins 19,96 Prozent und in Zone zwei und drei 20,76 Prozent.

Das BZÖ kam in den größeren Städten auf 2,94 Prozent, in Zone zwei und drei auf 3,73 Prozent.

Die Grünen haben in den Städten (17,71 Prozent) sehr viel besser abgeschnitten als in Vorstädten und auf dem Land (10,5 Prozent).

Die Hochburgen des Team Frank Stronach lagen hauptsächlich in Zone zwei und drei, wo es 6,16 Prozent einfahren konnte. In den Zentren dagegen kam es nur auf 4,5 Prozent.

Die liberale Partei NEOS war in Zone eins mit 7,12 Prozent besonders erfolgreich, übersprang aber auch in Zone zwei und drei mit 4,18 Prozent knapp die Vierprozenthürde.

Die KPÖ erreichte in den großen Städten 1,77 Prozent, in Zone zwei und drei kam sie nur auf 0,77 Prozent.

Die Piraten sind auch eher eine urbane Partei. In Zone eins sammelten sie 1,04 Prozent der Stimmen ein, in Zone zwei und drei lediglich 0,68 Prozent.

Günter Hack, ORF.at

Quelle: Innenministerium