Ausland

Die israelische Armee hat ihre Angriffe auf Rafah an der Grenze zu Ägypten verstärkt. Einwohner berichten heute, dass die israelische Armee mit Panzern eine wichtige Verkehrsader gekappt habe, die den Osten der Stadt vom Zentrum trennt.

Das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen (UNRWA) schätzt, dass bereits etwa 360.000 Menschen aus Rafah geflohen sind, seit die israelische Armee vergangene Woche die Teilevakuierung der Stadt angeordnet hatte. Israel zufolge bildet Rafah die letzte große Bastion der Hamas-Kämpfer.

Rauchwolke nach einer Explosion in Rafah (Gazastreifen)
APA/AFP

Gleichzeitig haben in der Stadt Hunderttausende Menschen Zuflucht vor dem Krieg im restlichen Gazastreifen gesucht. Die Vertriebenen harren dort zum Teil seit Monaten unter verheerenden Bedingungen aus.

Kämpfe auch im Norden

Die israelischen Streitkräfte rückten aber auch im Norden des Gazastreifens weiter in das Flüchtlingslager Dschabalija vor. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten palästinensischen Gesundheitsbehörde wurden bei Luftangriffen in der Nacht mindestens 20 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt. Einwohner berichteten, dass Panzergranaten im Zentrum von Dschabalija einschlugen und Luftangriffe eine Reihe von Häusern zerstörten.

Die derzeit stattfindenden Kämpfe im Norden und Süden des Gazastreifens gelten als die schwersten seit Wochen. Hilfsorganisationen warnen, dass sich die humanitäre Krise drastisch verschärfen könnte.

Seit Beginn des israelischen Militäreinsatzes sind nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde über 35.000 Palästinenser im Gazastreifen getötet worden. Auslöser des Krieges war ein von der Hamas geführter Angriff auf den Süden Israels am 7. Oktober, bei dem nach israelischen Angaben rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 Menschen als Geiseln genommen wurden.

Nach dem wieder losgetretenen Namensstreit droht Griechenland Nordmazedonien mit einer Blockade der EU-Beitrittspläne.

Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis kritisierte heute scharf, dass Nordmazedoniens neu gewählte Präsidentin Gordana Siljanovska-Davkova bei ihrer Vereidigung am Wochenende den alten Landesnamen Mazedonien verwendete und damit gegen ein bilaterales Abkommen aus dem Jahr 2018 verstieß.

„Jeder Fortschritt in unseren bilateralen Beziehungen sowie jeder Schritt Skopjes in Richtung Europa hängt von der aufrichtigen Achtung des Abkommens ab“, sagte Mitsotakis. Siljanovska-Davkovas Missachtung des offiziellen Textes während ihrer Vereidigung sei ein „rechtswidriger und inakzeptabler“ Vorgang.

Der Namensstreit war in den 1990er Jahren ausgebrochen, als Mazedonien im Zuge des Zerfalls Jugoslawiens unabhängig wurde. Griechenland befürchtete Gebietsansprüche des Nachbarn auf eine gleichnamige nordgriechische Provinz.

Einigung 2018 ermöglichte NATO-Beitritt

Nach langwierigen Verhandlungen einigten sich beide Seiten 2018 unter Vermittlung der Vereinten Nationen (UNO) auf eine Namensänderung in Nordmazedonien, die 2019 in Kraft trat. Die Einigung ermöglichte Nordmazedonien den Beitritt zur NATO, und Griechenland gab auch seinen Widerstand gegen eine EU-Aufnahme auf.

Mit dem Rechtsruck in Nordmazedonien droht der jahrzehntealte Streit aber wieder auszubrechen. Die rechtsnationalistische Oppositionspartei VMRO-DPMNE hatte Anfang des Monats sowohl die Parlaments- als auch die Präsidentschaftswahl mit der von ihr unterstützten Kandidatin Siljanovska-Davkova klar gewonnen. Die Partei hat das Abkommen für die Namensänderung, das auch in Griechenland umstritten war, nicht anerkannt.

Nach einer nächtlichen Massenkundgebung gegen ein geplantes Gesetz zur „ausländischen Einflussnahme“ in Georgien haben Hunderte Demonstrantinnen und Demonstranten heute Früh ihren Protest fortgesetzt.

Rund tausend Menschen harrten vor dem Parlament in der Hauptstadt Tiflis aus, wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Einem Medienbericht zufolge wurden 20 Menschen festgenommen, darunter seien auch zwei US-Bürger und ein Russe, berichtete die russische Nachrichtenagentur TASS.

Demonstranten vor dem georgischen Parlament
APA/AFP/Vano Shlamov

Das umstrittene Gesetzesvorhaben wurde inzwischen von einem Parlamentsausschuss gebilligt, morgen ist die dritte und letzte Lesung im Parlament geplant.

Die seit Wochen anhaltenden Massenproteste richten sich gegen ein geplantes Gesetz zur „ausländischen Einflussnahme“, das nach Ansicht von Kritikern „russische Verhältnisse“ in Georgien schaffen würde.

Dem von der Regierung vorgeschlagenen Gesetz zufolge sollen sich Organisationen, die zu mindestens 20 Prozent aus dem Ausland finanziert werden, in Georgien behördlich registrieren lassen müssen. Auch unabhängige Medienorganisationen wären davon betroffen. Die Regierungsmehrheit der Partei Georgischer Traum will damit angeblich mehr Transparenz herstellen.

China nimmt Amnesty International zufolge im Ausland studierende chinesische Staatsbürgerinnen und -bürger wegen deren politischen Engagements ins Visier.

In China lebende Familienmitglieder im Ausland wohnhafter Studierender hätten Drohungen erhalten, nachdem sie Veranstaltungen zum Gedenken an die blutige Niederschlagung der Tian’anmen-Proteste im Jahr 1989 besucht hatten, hieß es in einem heute veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation.

Den Familienmitgliedern sei unter anderem mit „dem Entzug ihrer Pässe, dem Verlust ihres Jobs, dem Ausschluss von Beförderungen und Rentenleistungen oder sogar der Einschränkung ihrer körperlichen Freiheit“ gedroht worden. Für den Bericht sprach Amnesty mit Dutzenden Studierenden in acht europäischen und nordamerikanischen Ländern.

NGO: Studierende beklagen Überwachung

Studierende hätten zudem berichtet, dass ihre Kommunikation über chinesische Onlinedienste überwacht und in einigen Fällen blockiert worden sei, hieß es in dem Bericht. Ein Student sagte Amnesty demnach, dass die Polizei seinen Eltern Protokolle seiner Unterhaltungen im Onlinedienst WeChat gezeigt habe.

Studierende erzählten davon, dass sie sich in Kursen und ihrem sozialen Umfeld selbst zensieren würden und beklagten psychische Probleme wegen des Gefühls ständiger Überwachung.

China duldet keinen politischen Dissens und geht mit ausgefeilten technischen Mitteln und Einschüchterung gegen Demonstrierende und Aktivisten sowie Aktivistinnen im eigenen Land vor. Allerdings wies die Regierung in Peking in der Vergangenheit Vorwürfe zurück, dass sie im Ausland lebende Bürger ins Visier nehme. Zu dem nun veröffentlichten Bericht äußerte sich Peking nicht.

In den USA ist der beliebte Komiker Jerry Seinfeld bei einer Abschlussfeier einer renommierten Universität von propalästinensischen Studentinnen und Studenten ausgebuht worden.

Wie Anwesende in Onlinenetzwerken berichteten, verließen während der Zeremonie an der Duke University im US-Bundesstaat North Carolina gestern Dutzende die von Tausenden Studenten besuchte Feier. Mehrere der Protestierenden trugen palästinensische Flaggen.

Jerry Seinfeld
AP/Duke University/Bill Snead

Seinfeld, der seit seiner erstmals in den 1990er Jahren ausgestrahlten gleichnamigen Sitcom international bekannt ist, galt lange als unpolitisch. Seit Beginn des vom Angriff der Hamas auf Israel ausgelösten Gaza-Krieg hat er allerdings mehrfach öffentlich Partei für Israel ergriffen.

Ehrendoktorwürde verliehen

Unter anderem reiste er nach Tel Aviv und traf sich dort mit Angehörigen der am 7. Oktober von der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas entführten Geiseln. Seinfeld und seine Frau Jessica engagieren sich zudem in Onlinenetzwerken gegen Antisemitismus.

Auf der Feier an der Duke University wurde dem 70-jährigen Seinfeld unter dem Jubel vieler Teilnehmer ein Ehrendoktortitel verliehen. In seiner Rede sprach er nicht über den Krieg im Gazastreifen.

In den USA halten seit Wochen Proteste an Hochschulen gegen die israelische Militäroffensive im Gazastreifen an. Die Demonstranten fordern von den Universitäten, ihre finanziellen und wirtschaftlichen Verbindungen nach Israel zu kappen. Israel-Unterstützer haben antisemitische Vorfälle während der Uniproteste angeprangert.

Inland

Mit der Initiative „Das Gemeinsame zuerst“ haben heimische Hilfsorganisationen die Politik zu einer gemeinsamen positiven Gestaltung der Zukunft und gegen die Spaltung der Gesellschaft aufgerufen.

Es bestehe die Sorge der „zunehmenden Polarisierung“ und einer Politik, die „keine Brücken“ mehr baue, sondern oftmals die Spaltung verstärke, sagte Alexander Pollak von SOS Mitmensch heute in Wien. Darum brauche es einen „starken zivilgesellschaftlichen Impuls“.

Die Vorsitzende von SOS Mitmensch, Zeynep Buyrac, sprach ebenfalls von einer „permanenten Polarisierung“ der Gesellschaft. Die Demokratie befinde sich auf einem „Scheideweg“. Politische Kräfte, die auf „Spaltung setzen“, würden sich im Aufwind befinden, so Buyrac.

„Kultur schließt nicht aus, sondern alles ein“

Es werde wieder „ganz unverhohlen über Massendeportationen“ gesprochen, warnte Erich Fenninger, Bundesgeschäftsführer der Volkshilfe Österreich. Die Demokratie würde „bedroht und angegriffen“, um eine „illiberale“ Demokratie zu etablieren.

Scharfe Kritik übte Fenninger an der Debatte über den von der ÖVP geprägten Begriff der Leitkultur. „Kultur schließt nicht aus, sondern alles ein“, sagte er.

„Bist du nicht für uns, bist du gegen uns – das ist das neue Gesetz in der öffentlichen und auch privaten Debatte“, beschrieb die Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich, Shoura Hashemi, die momentane Stimmung im Land.

Das Gegenüber sei aber nicht der Feind, der Gegner, betonte Hashemi. Es sei „genau diese Vielfalt, die uns stark“ macht. Auch Hashemi geißelte die sozialen Netzwerke, die wie ein „Katalysator“ wirkten.

Martin Schenk, Sozialexperte der Diakonie Österreich, hielt unterdessen ein Plädoyer für den Sozialstaat. „Kleine Probleme schafft man vielleicht alleine, große Probleme schafft man nur gemeinsam“, sagte Schenk. „Ein guter Sozialstaat schützt uns alle“, so der Experte, aber vor allem die „untere Mitte“ der Gesellschaft. Gerade in unsicheren Zeiten würde er das Abrutschen „nach unten“ verhindern.

Das Manifest „Das Gemeinsame zuerst“ beinhaltet zehn Forderungen und liegt seit heute zur Unterschrift auf. Prominente Persönlichkeiten wie Adele Neuhauser, Cornelius Obonya und Manuel Rubey unterstützen die Initiative.

Die Industrieforderungen nach längeren Arbeitszeiten und höheren Beiträgen von Teilzeitbeschäftigten zum Sozialsystem stoßen bei den Sozialdemokraten auf wenig Gegenliebe. Das bekräftigte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim heute. „Geht es nach der ÖVP und IV (Industriellenvereinigung, Anm.), sollen die Menschen hackeln bis zum Umfallen“, monierte er. Seltenheim ortete „Attacken auf Arbeitnehmer“ und warb entsprechend der Parteilinie für eine Arbeitszeitverkürzung und die Viertagewoche.

Scharfe Kritik äußerte Seltenheim an der Volkspartei, die bei heiklen Themen wie der Arbeitszeitdebatte die IV vorschicke. Dafür bestelle die Industrie regelmäßig „Dinge und Gesetze“ bei der ÖVP, die diese dann nach Kräften umsetze.

„Die Forderungen von ÖVP und IV gleichen sich, sind aufeinander abgestimmt und kommen alle aus demselben Stall“, so Seltenheim. Weiters warnte der Sozialdemokrat vor der Neuauflage einer „blau-schwarzen Schreckenskoalition“, die nur durch die SPÖ verhindert werden könne.

Absage von Bundeskanzler Nehammer

Die Diskussion über eine Verlängerung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich, sprich höherem Einkommen, wurde vor einigen Wochen von der Industriellenvereinigung losgetreten. ÖVP-Obmann und Bundeskanzler Karl Nehammer hatte daraufhin erklärt, dass eine Umsetzung des Vorschlags für ihn nicht infrage komme.

Auch Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) stellte klar, dem Industrievorstoß nichts abgewinnen zu können. Wenn man den Wohlstand jedoch erhalten wolle, „müssen wir mehr als weniger arbeiten“, hieß es damals von Edtstadler.

IV will Anreize für mehr Leistung

Die IV betonte in einer aktuellen Aussendung, dass eine Reduktion der Arbeitszeit illusorisch sei. Es müssten Anreize für mehr Vollzeitbeschäftigung geschaffen werden. Darüber hinaus sollte über eine Anhebung der Arbeitszeit diskutiert werden. Eine moderate Steigerung – je 15 Minuten am Vormittag und Nachmittag – könnten nach Ansicht der IV bereits „signifikant positive Effekte für das Sozialsystem und den Wohlstand des Landes mit sich bringen“.

EU

Die EU-Staaten haben endgültig Änderungen der gemeinsamen Agrarpolitik zugunsten von Bäuerinnen und Bauern beschlossen. Damit sollen Landwirte entlastet werden, teilten die Länder heute mit. Die Änderungen waren zuvor im Rekordtempo von den gesetzgebenden EU-Institutionen ausgehandelt worden.

Nach großen Bauernprotesten in Europa hatten sich die EU-Staaten, das Europaparlament und die EU-Kommission unter anderem darauf verständigt, dass lockerere Umweltauflagen ermöglicht und kleinere Betriebe von Kontrollen befreit werden sollen.

Änderungsvorschlag von EU-Parlament bereits gebilligt

Die EU-Kommission unter Leitung von Ursula von der Leyen hatte die entsprechenden Änderungen vorgeschlagen, das EU-Parlament segnete sie vor knapp drei Wochen ab. In einem Sonderausschuss Landwirtschaft hatten sich die EU-Staaten bereits am Mittwoch für die Änderungen ausgesprochen, diese Entscheidung wurde nun auf Ministerebene abgesegnet, die neuen Regeln können damit in Kraft treten.

Im Kern geht es bei den Änderungen etwa um die Lockerung von Umweltstandards, an die sich Bauern halten müssen, um von den milliardenschweren EU-Agrarsubventionen zu profitieren. Mehrere dieser Standards können künftig aufgeweicht werden, bei der Umsetzung haben die EU-Staaten aber viel Spielraum.

Dabei geht es etwa darum, dass weniger Flächen für die Schonung der Böden brachliegen müssen. Zudem ist vorgesehen, kleine Betriebe mit einer Fläche von weniger als zehn Hektar von Kontrollen und Strafen zu befreien.

Wegen ihrer großen Marktmacht muss sich die Buchungsplattform Booking.com in der Europäischen Union (EU) künftig an strengere Regeln halten. Das Unternehmen fällt mit der heutigen Entscheidung der EU-Kommission unter das Gesetz für digitale Märkte (Digital Markets Act, DMA), mit dem Brüssel die Marktmacht großer Digitalkonzerne beschränken will.

Booking muss gerechtere Bedingungen für Anbieter von Hotels und Ferienwohnungen schaffen. Wer über Booking eine Unterkunft bucht, soll künftig „mehr Auswahl und Freiheit“ haben.

Die Plattform müsse Anbietern zudem „einen fairen Zugang“ zu ihren Diensten bieten, teilte die EU-Kommission weiter mit. Dabei dürfte es unter anderem um mehr Entscheidungsfreiheit bei den Buchungs- und Stornokonditionen gehen.

Prüfung von X läuft

Brüssel prüft nach eigenen Angaben zudem, ob auch der Onlinedienst X (Twitter) unter das Gesetz fällt. Das Unternehmen von US-Milliardär Elon Musk hatte argumentiert, der Dienst übe trotz hoher Nutzerzahlen keine besondere Marktmacht aus, weil es ausreichende Alternativen gebe.

Mit dem Gesetz für digitale Märkte will die EU die Marktmacht von „Gatekeepern“ (Torwächter) des Internets beschränken. Die Vorschriften gelten seit Anfang März bereits für die Google-Mutter Alphabet, Amazon, Apple, die TikTok-Mutter ByteDance, Meta und Microsoft.

Gegen Apple, Google und Meta laufen bereits Verfahren wegen mutmaßlicher Verstöße gegen die neuen Regeln. Bestätigen sich die Vorwürfe, drohen den Konzernen Strafen in Höhe von bis zu zehn Prozent ihres weltweiten Jahresumsatzes. Als letzte Maßnahme kann die EU-Kommission außerdem die Zerschlagung eines Unternehmens anordnen.

Wirtschaft

Arbeiterkammer-Chefökonom Markus Marterbauer sieht ein „enormes“ ungenutztes Arbeitskräftepotenzial in Österreich.

Unter anderem über Stundenaufstockung von Teilzeitkräften, Qualifizierung von Zuwanderern, Personen in Niedriglohnjobs und Leiharbeitern sowie Mobilisierung der „stillen Reserve“ könnte der Fachkräftemangel in Österreich zielführend bekämpft werden, sagte Marterbauer heute im Klub der Wirtschaftspublizisten. „Ich behaupte nicht, dass das leicht zu heben ist.“

Öffentlich finanzierte Qualifizierungsangebote sollte es nicht nur für Arbeitslose, sondern auch für Beschäftigte und Scheinselbstständige geben, sagte der AK-Ökonom. Das Arbeitsmarktservice (AMS) oder eine andere zu schaffende Institution sollte sich seiner Ansicht nach auch um die Vermittlung und Qualifizierung von Beschäftigten kümmern.

Laut Statistik Austria belief sich die verfügbare „stille Reserve“ im Vorjahr auf 96.400 Personen und die nicht verfügbare „stille Reserve“ auf 69.300. Bei der „stillen Reserve“ handelt es sich um Nichterwerbspersonen (weder erwerbstätig noch arbeitslos) im Alter von 15 bis 74 Jahren, die zwar nach Arbeit suchen, aber nicht kurzfristig verfügbar sind, bzw. um Personen, die zwar kurzfristig beginnen könnten, aber nicht nach Arbeit gesucht haben, obwohl sie gerne arbeiten würden.

Die Konjunktur in Österreich wird sich nach WIFO-Einschätzung vorerst nur äußerst zaghaft erholen. Die Einschätzungen der Bau- und Industrieunternehmen seien anhaltend pessimistisch, geht aus dem heute veröffentlichten WIFO-Konjunkturtest hervor. Marktdienstleister sind hingegen großteils optimistischer gestimmt. Allerdings sei das Verbrauchervertrauen nach wie vor sehr gering.

Zuletzt stiegen auch die Preise nicht mehr so stark. Niedrigere Produzentenpreise senkten die Verbraucherpreisinflation von 4,1 Prozent im März auf 3,5 Prozent im April.

Schnellschätzung: Nur 0,2 Prozent Wachstum in erstem Quartal

Im ersten Quartal dürfte Österreichs Wirtschaft laut einer Schnellschätzung des WIFO nur um 0,2 Prozent gestiegen sein – nach einer Stagnation im Schlussquartal 2023. In der Industrie und im Bauwesen sank die Wertschöpfung erneut. Nur konsumnahe Marktdienstleistungen expandierten und stützten damit die Gesamtwirtschaft.

Die schwache Konjunktur macht sich nun auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar: So ging die Beschäftigung in der Industrie, im Bauwesen und in einigen Dienstleistungsbereichen gegenüber dem vierten Quartal 2023 empfindlich zurück. Nur in öffentlichkeitsnahen Dienstleistungsbereichen gab es erneut ein Beschäftigungsplus.

Der Boom bei E-Autos flaut ab. Im April sind heuer deutlich mehr Personenkraftwagen neu zum Verkehr zugelassen worden als vor einem Jahr. Die Pkw-Neuzulassungen legten um 15,3 Prozent auf 21.337 zu.

Der Zuwachs gehe aber „vor allem auf einen deutlichen Anstieg der Zulassungen von Verbrennern und Hybriden zurück, während die Nachfrage nach Elektroautos im April den dritten Monat in Folge rückläufig war“, sagte Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas laut Aussendung von heute.

Im Vergleich zum April des Vorjahres kletterte die Zahl der neu zugelassenen Pkws mit konventionellem Verbrennermotor um ein Viertel (plus 25,2 Prozent) auf 12.267. Auch Hybridautos waren stärker gefragt, die Nachfrage nach Benzinhybriden legte etwa um 10,9 Prozent auf 4.555 Autos zu. Rein elektrisch fahrende Pkws waren hingegen weniger beliebt, hier wurden mit 3.232 um 4,8 Prozent weniger Autos neu zum Verkehr zugelassen.

Chronik

Der indonesische Vulkan Ibu ist wieder aktiv: Der auf der Insel Halmahera im Osten Indonesiens gelegene Vulkan stieß heute eine fünf Kilometer hohe Aschesäule aus.

Eruption des Vulkans Ibu in Indonesien
APA/AFP/Center For Volcanology And Geological Hazard Mitigation (pvmbg)

Opfer oder Schäden wurden nicht gemeldet. Die Behörden rieten den Bewohnern der Region, im Freien Masken und Brillen zu tragen, um sich vor der Vulkanasche zu schützen. Der Ibu ist einer der aktivsten Vulkane Indonesiens.

Der südostasiatische Staat Indonesien mit seinen mehr als 17.000 Inseln liegt auf dem Pazifischen Feuerring, wo mehrere Erdplatten zusammenstoßen. Es kommt daher dort häufig zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen.

Tausende Menschen sind im Westen Kanadas auf der Flucht vor Waldbränden. „Die Brände sind wirklich überall um uns herum, vom Westen bis zum Nordosten“, sagte Rob Fraser, Bürgermeister der Kleinstadt Fort Nelson in der Provinz British Columbia, der Nachrichtenagentur AFP.

Ein nur wenige Kilometer von der Stadt entferntes Feuer verdoppelte seine Ausdehnung innerhalb eines Tages auf mehr als 4.000 Hektar und könnte nach Einschätzung der Brandschutzbehörden bereits heute die ersten Wohnhäuser erreichen.

Bereits vergangene Woche wurden fast 3.500 Menschen aus Fort Nelson in Sicherheit gebracht. Bürgermeister Fraser forderte auch die verbliebenen Menschen auf, die Stadt zu verlassen.

Rauchschwaden bei einem Brand in Kanada
APA/AFP/Alberta Wildfire Service

In der Nachbarprovinz Alberta wüteten 44 Waldbrände. Die Bewohner und Bewohnerinnen der Stadt Fort McMurray bereiteten sich wegen eines nur 15 Kilometer entfernten Feuers darauf vor, möglicherweise ebenfalls in Sicherheit gebracht zu werden.

Am Grab von Wolfgang Schäuble ist ein etwa 1,20 Meter tiefes Loch gegraben worden. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag in Offenburg im badischen Ortenaukreis (Deutschland) heute mitteilten, reicht der Aushub nicht bis zum Sarg des verstorbenen Politikers.

Städtische Mitarbeiter bemerkten in der Früh auf dem örtlichen Waldbachfriedhof den Erdhaufen. Der polizeiliche Staatsschutz ermittle in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft. Zu den Hintergründen des Vorfalls gebe es noch keine Erkenntnisse, hieß es in der Mitteilung.

Spitzenpolitik und Angehörige hatten Anfang Jänner von dem CDU-Politiker Abschied genommen. Schäuble war am Stefanitag im Alter von 81 Jahren nach langer schwerer Krankheit gestorben. Er hatte wichtige politische Ämter inne: Er war Minister, CDU-Chef, Fraktionsvorsitzender und Präsident des deutschen Bundestages. Niemand gehörte dem Parlament länger an als er.

Bürgermeister sieht Störung der Totenruhe

Der Offenburger Oberbürgermeister Marco Steffens (CDU) sagte, am Grab Schäubles sei in niederträchtiger Weise die Totenruhe gestört worden. „Das ist schrecklich und macht uns traurig“, sagte der Rathauschef laut einer Erklärung. „Wir hoffen auf rasche Aufklärung durch die Polizei und eine harte Bestrafung der Täter.“

Die Störung der Totenruhe kann laut deutschem Strafgesetzbuch mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden.

Kultur

Der US-amerikanische Schauspieler und Filmproduzent Mark Damon ist tot. Das berichten das US-Magazin „The Hollywood Reporter“ heute unter Berufung auf Damons Tochter sowie das Branchenblatt „Variety“ mit Verweis auf Damons Witwe. Er starb am Wochenende in Los Angeles im Alter von 91 Jahren.

der US-amerikanische Schauspieler und Filmproduzent Mark Damon
IMAGO/ZUMA Press/Billy Bennight

Der Schauspieler wirkte in den 1960er Jahren in mehreren Italo-Western mit, darunter „Ringo mit den goldenen Pistolen“ (1966), „Der Tod zählt keine Dollar“ (1967) und „An den Galgen, Bastardo“ (1968). Mehreren Berichten zufolge war Damon ursprünglich auch für die ikonische Rolle des Westernhelden „Django“ in der engeren Wahl gewesen, die Sergio Corbucci aber letztlich mit Franco Nero besetzte.

Damon war später als Produzent in Hollywood sehr erfolgreich. Zu seinen zahlreichen Projekten gehörten der Erotikthriller „9 1/2 Wochen“ (1986) mit Mickey Rourke und Kim Basinger sowie das Krimidrama „Monster“ (2003) mit Charlize Theron und Christina Ricci.

Die Österreichische Nationalbibliothek hat einen rund 2.000 Archivalien umfassenden Teilnachlass des Schriftstellers Peter Altenberg (1859–1919) erworben. Dieser ergänze und erweitere die bereits an der ÖNB vorhandenen Materialien „um ein Vielfaches“, wie es heute in einer Aussendung heißt.

Altenberg zählt neben Hugo von Hofmannsthal, Karl Kraus, Felix Salten und Arthur Schnitzler zu den bedeutendsten Repräsentanten der Wiener Moderne um 1900.

Der als „Wiener Original“ auftretende Altenberg hatte eine Neigung zur Pädophilie, die in der Literaturgeschichtsschreibung größtenteils ausgeblendet worden sei, in seinen Prosaminiaturen und in den beschrifteten Fotos junger Mädchen jedoch zum Ausdruck komme und von keiner Interpretation überdeckt werden könne, so die ÖNB. Der Besitz von Missbrauchsdarstellungen ist in Österreich mittlerweile strafbar.

Manuskripte und umfangreiche Korrespondenz

Der nun erworbene Bestand umfasst Entwürfe, Werkmanuskripte und beschriebene Foto- und Postkarten, zwei bedeutende Ansichtskartenalben und weitere Lebensdokumente. Weiters enthalten ist eine mehrere hundert Briefe umfassende Korrespondenzsammlung.

Der nun erworbene Nachlassbestand stammt aus einer ehemals privaten Sammlung des Wiener Literatur- und Kunsthistorikers Franz Glück, der nach dessen Ableben in den 1980er Jahren vom deutschen Kunsthistoriker und Sammler Volker Kahmen erworben und im Jahr 2000 Bestandteil des von Kahmen gegründeten und geführten Literatur- und Kunstinstituts Hombroich nahe Neuss in Nordrhein-Westfalen wurde.

Panorama

Im Kampf gegen den zunehmenden Ansturm von Touristen führen die Behörden in Japan ein Ticketsystem für den Aufstieg auf den heiligen Berg Fuji ein. Künftig dürfen nur 4.000 Wanderinnen und Wanderer pro Tag den Fuji über den Yoshida-Trail, die beliebteste Route, besteigen, wie die Verwaltung der Region Yamanashi heute ankündigte. Ein Ticket soll umgerechnet rund zwölf Euro kosten.

Touristen fotografieren den Berg Fuji in Japan
Reuters/Kyodo

Tickets für die von Juli bis September dauernde Saison können ab 20. Mai online gebucht werden. Pro Tag sollen mindestens 1.000 Tickets für tagesaktuelle Buchungen reserviert bleiben.

Gedränge in Sommersaison

Der 3.776 Meter hohe Gipfel des Fuji ist den größten Teil des Jahres von Schnee bedeckt. Im Sommer drängeln sich pro Jahr mehr als 220.000 Wanderer an seinen steilen, felsigen Hängen. Viele Menschen unternehmen den Aufstieg nachts, um den Sonnenaufgang vom Gipfel aus miterleben zu können.

Auch die Regionen um den Fuji leiden unter der Beliebtheit des japanischen Nationalsymbols und dem Ansturm von Touristen, die oft für ein Foto von dem Gipfel anreisen.

An einem besonders beliebten Fotopunkt, wo der Fuji hinter einem Supermarkt aufzuragen scheint, planen die Behörden Abwehrmaßnahmen: Ein riesiger schwarzer Sichtschutz soll den Blick auf den Berg dort künftig verdecken. Anrainer hatten sich darüber beschwert, dass Touristen auf der Suche nach der perfekten Fotogelegenheit über ihre Grundstücke trampeln, blindlings auf die Straße gehen und die Gegend verschmutzen.