US-Außenminister Antony Blinken hat Israel erneut aufgerufen, mehr für den Schutz von Zivilisten im Gazastreifen zu tun. Die israelische Führung habe zwar wichtige zusätzliche Schritte in diese Richtung unternommen, sagte Blinken am Donnerstag (Ortszeit) nach einem Treffen mit seinem britischen Kollegen David Cameron in Washington. Es gebe aber nach wie vor eine Lücke zwischen dem, was er bei seinem jüngsten Besuch in Tel Aviv angeregt habe und was an tatsächlichen Ergebnissen zu beobachten sei.
Blinken sagte, es gehe zum Beispiel nicht nur darum, Sicherheitszonen einzurichten, sondern auch so darüber kommunizieren, dass die Menschen tatsächlich wüssten, wohin sie flüchten könnten, wann genau und auf welchem Weg. Außerdem müsse es in solchen Sicherheitszonen Essen, Wasser und Medikamente für die geflüchteten Menschen geben.
„Dies ist etwas, worüber wir regelmäßig mit den Israelis sprechen“, betonte er. Auch US-Präsident Joe Biden habe dies am Donnerstag in einem Telefonat mit Israels Premier Benjamin Netanjahu adressiert. „Wir sind uns der außerordentlichen Schwierigkeit dieser Aufgabe bewusst, da Israel es mit einem terroristischen Gegner zu tun hat“, der sich absichtlich unter Zivilisten mische, sagte Blinken. Trotzdem sei Israel verpflichtet, alles zu tun, um Zivilisten zu schützen.
An Israels Vorgehen gegen die islamistische Hamas in Gaza gibt es wegen der hohen Zahl an Opfern in der palästinensischen Zivilbevölkerung große Kritik. Die US-Regierung hatte sich in den ersten Wochen des Krieges mit öffentlichen Ratschlägen komplett zurückgehalten und sich auf bedingungslose Unterstützung für Israel fokussiert. Zuletzt änderte sich die Tonlage jedoch auffallend.
Blinken hatte Ende November bei einem Besuch in Tel Aviv gemahnt, „dass Israel vor der Wiederaufnahme größerer Militäroperationen humanitäre Pläne zum Schutz der Zivilbevölkerung aufstellen muss, die weitere Opfer unter unschuldigen Palästinensern minimieren“. Auch US-Vizepräsidentin Kamala Harris sagte vor wenigen Tagen: „Wir glauben, dass Israel mehr tun muss, um unschuldige Zivilisten zu schützen.“ Zu viele unschuldige Palästinenser seien getötet worden.
Israel will nach anhaltender Kritik laut Berichten israelischer Medien die Zahl der Hilfstransporte in den Gazastreifen erhöhen. Das Land wolle dafür erstmals seit Kriegsbeginn in den kommenden Tagen den Grenzübergang Kerem Schalom für die Inspektion der Hilfslieferungen nutzen, meldete die Times of Israel unter Berufung auf einen hochrangigen Regierungsvertreter gestern.
Eine von libanesischem Staatsgebiet aus abgefeuerte Panzerabwehrrakete hat israelischen Angaben zufolge einen Zivilisten im Norden Israels getötet. Wie die israelische Armee gestern mitteilte, hätten „Terroristen“ das Geschoß „in Richtung des Gebiets“ der Ortschaft Matat abgefeuert.
Der israelische Rettungsdienst Magen David Adom erklärte, dass ein 60-jähriger Mann ohne Lebenszeichen zu einem ihrer Teams in der Nähe gebracht und für tot erklärt worden sei.
Die Armee erklärte, es seien weitere Geschoße vom Libanon aus in Richtung Israel abgeschossen worden. Sie gehe mit „Helikoptern, Panzern und Artillerie“ gegen den Ursprung der Angriffe vor, hieß es weiter. Die proiranische Terrormiliz Hisbollah teilte mit, sie habe die „Matat-Baracken“ mit „geeigneten Waffen“ angegriffen und „Verluste verursacht“.
Netanjahu warnte Hisbollah
Bei einem Besuch im Norden Israels hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Hisbollah davor gewarnt, den Krieg seines Landes gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen auf den Libanon auszuweiten.
„Wenn die Hisbollah sich entscheidet, einen Weltkrieg zu beginnen, dann wird sie mit ihren eigenen Händen Beirut und den Südlibanon, nicht weit von hier, in die Stadt Gaza und Chan Junis verwandeln“, sagte Netanjahu mit Verweis auf Bereiche im Gazastreifen, die durch Kämpfe besonders schwer beschädigt worden sind.
Frankreich will wie bereits die USA Schritte gegen extremistische israelische Siedler unternehmen. Die Gewalt, die von Siedlergruppen gegen Palästinenser im Westjordanland ausgeübt werde, verurteile Frankreich scharf, teilte das Außenministerium in Paris gestern mit. Diese Gewalt müsse aufhören, und es liege in der Verantwortung Israels, dafür zu sorgen und die Täter zu verfolgen.
Personen müssen identifiziert werden
Frankreich erwäge Einreiseverbote und das Einfrieren von Vermögenswerten auf nationaler, aber auch auf europäischer Ebene. Zunächst müsse jede einzelne Person identifiziert werden, gegen die sich Sanktionen richten sollten, diese Arbeit sei im Gange.
Wegen des Anstiegs extremistischer Übergriffe auf Palästinenser erließ Washington Restriktionen gegen Personen, die „den Frieden, die Sicherheit oder Stabilität im Westjordanland“ untergraben. Deutschland möchte die von den USA erlassenen Einreisebeschränkungen für extremistische Siedler auf die EU ausweiten, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts.
Israel hatte während des Sechstagekriegs 1967 unter anderem das Westjordanland und Ostjerusalem erobert. Rund 600.000 Israelis leben dort heute in mehr als 200 Siedlungen. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete als Teil eines eigenen Staats.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat bei einem Treffen mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi die Beziehungen beider Länder gelobt. „Unsere Beziehungen entwickeln sich sehr gut“, sagte Putin gestern gegenüber Raisi bei dessen Besuch in Moskau. Der russische Präsident hob das geistliches Oberhaupt des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, hervor, dank dessen Unterstützung „wir im vergangenen Jahr gut an Fahrt gewonnen haben“.
Seit dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 arbeitet Moskau daran, seine wirtschaftlichen und politischen Verbindungen mit Teheran zu stärken. Beide Regierungen wurden vom Westen mit Sanktionen belegt. Westliche Länder werfen dem Iran vor, Russlands Offensive in der Ukraine mit einer großen Anzahl an Drohnen und anderen Waffen zu unterstützen.
Raisi fordert Stopp der Angriffe auf Gaza
Putin und Raisi sprachen in Moskau auch über den inzwischen zwei Monate andauernden Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas. Die Angriffe müssten aufhören, forderte Raisi. Er sprach von einem Verbrechen, dass von den USA und den Ländern des Westens unterstützt werde. Das sei nicht nur ein Problem der Region, sondern eines der gesamten Menschheit, zitierte die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS den iranischen Präsidenten.
Der russische Geheimdienst FSB hat nach Angaben der britischen Regierung mit Cyberattacken auf Politiker, Journalisten und NGOs versucht, sich in die britische Politik einzumischen.
„Ich kann heute bestätigen, dass der russische Sicherheitsdienst FSB hinter andauernden Bemühungen steht, in unsere demokratischen Prozesse einzugreifen“, sagte Außenstaatssekretär Leo Doherty gestern im Parlament in London.
FSB-Abteilung Centre 18 verantwortlich
Die Regierung teilte mit: „Während einige Angriffe dazu führten, dass Dokumente an die Öffentlichkeit gelangten, waren Versuche, in die Politik und Demokratie des Vereinigten Königreichs einzugreifen, erfolglos.“
Die Angriffe auf Parlamentarier aller Parteien hätten seit mindestens 2015 stattgefunden. Verantwortlich sei die FSB-Abteilung Centre 18. Durchgeführt wurden die Angriffe laut den Angaben von der Hackergruppe „Star Blizzard“, auch bekannt als „Callisto Group“.
Russischer Botschafter einbestellt
Das Außenministerium habe den russischen Botschafter einbestellt und Sanktionen gegen Beteiligte verhängt. Premierminister Rishi Sunak sagte, er vertraue den Schutzmechanismen und sei sicher, von dem Hackerangriff nicht selbst betroffen zu sein.
In einem bedeutenden Verfahren über Abtreibungsrecht im US-Bundesstaat Texas hat ein Gericht einer Frau einen Schwangerschaftsabbruch erlaubt. Die schwangere Frau hatte gegen das restriktive Abtreibungsverbot in Texas geklagt und bekam gestern vor einem Gericht in Austin recht.
Das Kind der 31-Jährigen wird nach Einschätzung von Ärzten nicht bis zur Geburt überleben oder kurz danach sterben, wie US-Medien berichteten. Ohne Abtreibung bestehe auch ein Risiko für Komplikationen bei einer künftigen Schwangerschaft und ein generelles Gesundheitsrisiko für die Frau. Ein Abbruch wurde ihr mit Blick auf das weitgehende Abtreibungsverbot in Texas aber verwehrt. Das Gericht erließ nun eine einstweilige Verfügung und gestattete die Abtreibung.
Berufung wird erwartet
Es ist davon auszugehen, dass Texas gegen die Entscheidung Berufung einlegen wird. Der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates, Ken Paxton, drohte bereits den Ärzten, die möglicherweise eine Abtreibung durchführen. „Die einstweilige Verfügung schützt weder Sie noch andere Personen vor zivil- und strafrechtlicher Haftung“, schrieb er.
Das Urteil in Texas ist von großer Bedeutung, weil es US-Medien zufolge der erste öffentlich bekanntgewordene Fall einer Frau ist, die seit dem Ende des landesweiten Rechts auf Abtreibung eine Notabtreibung erfolgreich einklagt. Der Oberste Gerichtshof der USA hat vor eineinhalb Jahren das seit 1973 geltende Recht auf Abtreibung im Land gekippt. Nun liegt die Hoheit über die Gesetzgebung bei den Bundesstaaten – ein rechtlicher Flickenteppich ist entstanden.
Die Liga der Menschenrechte hat gestern ihren Befund für das Jahr 2023 präsentiert und zeigt sich darin besorgt. Menschenrechtsverletzungen hätten in „besorgniserregendem Ausmaß“ zugenommen, sagte deren Präsidentin Barbara Helige. Antisemitismus und Hass seien seit dem Angriff der Hamas auf Israel auch in Österreich auf dem Vormarsch, auch fehlende Pressefreiheit, Gewalt an Frauen und die Situation unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter geben Grund zur Sorge.
Asylwerber und Asylwerberinnen sollen künftig wohl vermehrt zu gemeinnütziger Arbeit verpflichtet werden können. Das Innenministerium sagte, sein Vorschlag sehe etwa eine Reduktion des Taschengeldes bzw. den Erhalt der vollen Höhe nur bei Arbeitswilligkeit vor.
Vorgelegt wurde der Vorschlag den Landesflüchtlingsreferenten bei einer Sitzung gestern jedoch nicht, wie aus dem der APA vorliegenden Protokoll der Unterredung hervorgeht.
Nach der Besprechung in Wien hieß es aus dem Ministerium, die Länder könnten die Vorschläge eigenständig umsetzen, es sei keine Anpassung der bestehenden 15a-Vereinbarung erforderlich. In einigen Bundesländern reagierte man betont verärgert. Von einer „Dunstblase“ sprach etwa Wiens zuständiger Stadtrat Peter Hacker (SPÖ).
Hacker: Kein Vorschlag präsentiert
Einzig die Möglichkeit der Kürzung des Taschengeldes sei angesprochen worden, und die gebe es schon seit vielen Jahren – wobei Hacker eine Reduktion des Betrags von 40 Euro monatlich ohnehin ablehnt.
Seine Kärntner Amtskollegin Sandra Schaar legte per Aussendung nach. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) habe in seinen Ausführungen zum Bericht an die Konferenzteilnehmenden von einem Arbeitsmodell gesprochen, ohne jedoch auf konkrete Inhalte einzugehen.
Fachleute im Innenministerium zum Thema Grundversorgung seien der Ansicht, dass die Länder selbstständig die vorgeschlagene Reduktion des Taschengeldes realisieren könnten, hieß es in einem Statement aus dem Innenressort zur APA. „Ob landesgesetzliche Bestimmungen betroffen sind, muss jedes Bundesland selbst bewerten.“
Die Flüchtlingsreferenten der Länder hatten sich im September für eine Ausdehnung der Pflicht zur gemeinnützigen Arbeit ausgesprochen und das Innenministerium um ein Modell gebeten. Dieses liegt nun vor und wird heute beraten.
Im Beschluss der Flüchtlingsreferenten bei ihrer Konferenz in Kärnten vom September wurde das Innenministerium um einen Vorschlag gebeten, der die derzeitige Regelung der gemeinnützigen Arbeit (sie sieht Mitarbeit im Quartier oder im Auftrag von Ländern und Kommunen vor) auf gemeinnützige Organisationen ausdehnt.
Eine Reihe von Konsequenzen
Außerdem soll es Konsequenzen bei Verweigerung der Verpflichtung geben: Neben der Reduktion des Taschengeldes (laut Ö1-Radio um die Hälfte) sieht der Vorschlag, der auch der APA vorliegt, auch die Umstellung von Geld- auf Sachleistungen in den Bundesländern vor (wie es bereits in der Grundversorgung des Bundes üblich ist, etwa in Form von Essensgutscheinen). Auch der volle Erhalt dieser Sachleistungen soll nur möglich sein, wenn Arbeitswilligkeit vorliegt.
Die Debatte schwelt schon länger, die Vorarlberger ÖVP hatte etwa Anfang November einen „Vorarlberg-Kodex“ angekündigt, den Asylwerber unterschreiben sollen und der sie zu gemeinnütziger Arbeit verpflichtet. Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) zeigte sich im November offen für diesen Vorschlag, während etwa Tirols Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer (SPÖ) das Ansinnen als nicht zielführend und „reinen Theaterdonner“ der ÖVP vor den Wahlen im Jahr 2024 bezeichnete.
Kanada hat angekündigt, die CO2-Emissionen seines Öl- und Erdgassektors zu reduzieren. Der viertgrößte Öl- und Erdgasproduzent der Welt stellte gestern seinen Plan vor, die Emissionen bis 2030 um 35 bis 38 Prozent unter das Niveau von 2019 zu senken. Unternehmen dürfen zu diesem Zweck mit Emissionszertifikaten handeln.
Umweltminister Steven Guilbeault nannte die Pläne am Rande der UNO-Klimakonferenz in Dubai „ehrgeizig, aber durchführbar“. Der Plan berücksichtige die weltweite Nachfrage nach Öl und Gas sowie die Bedeutung des Sektors für Kanadas Wirtschaft und setze gleichzeitig eine Grenze, die „streng, aber erreichbar“ sei. Das Ziel fällt jedoch deutlich niedriger aus als ursprünglich geplant. Es könnte sogar noch weiter sinken, da vor der Einführung weitere Beratungen geplant sind.
Umweltschutzorganisationen begrüßten die Obergrenze, bemängelten aber ihre verspätete Umsetzung – sie soll voraussichtlich im Jahr 2026 in Kraft treten. Zudem kritisierten sie, dass die CO2-Reduzierung geringer sei als in anderen Branchen. Der Kanadische Verband der Erdölproduzenten monierte unterdessen, dass es durch die Pläne trotz anderslautender Zusicherungen zu „bedeutsamen Einschränkungen“ bei der Ölproduktion kommen könne.
Die Europäische Zentralbank (EZB) knöpft sich mehrere Geldhäuser der Euro-Zone wegen Mängeln im Umgang mit Umwelt- und Klimarisiken vor. Einige der beaufsichtigten Institute hätten die bis diesen März erwarteten Fortschritte nicht erreicht, sagte EZB-Direktor Frank Elderson gestern auf einer Veranstaltung in Brüssel laut Redetext. „Wir haben begonnen, Durchsetzungsmaßnahmen zu ergreifen,“ merkte er an.
Zahlreichen Banken sei ein Datum mitgeteilt worden, bis zu dem Mängel behoben werden müssen, sonst würden Strafen fällig, sagte Elderson. Er ist auch Vizechef der EZB-Bankenaufsicht. Die Namen der Geldhäuser nannte er nicht.
Erwartungen in Leitfaden dargelegt
Die Bankenaufseher hatten 2020 einen Leitfaden für Geldhäuser im Euro-Raum zum Umgang mit Klima- und Umweltrisiken erstellt, in dem sie auch ihre Erwartungen an die Banken dargelegt haben. Zu den Gefahrenquellen, die sie unter anderem sehen, gehören etwa Investments in emissionsintensive Firmen und klimaschädliche Branchen.
Denn bei diesen Anlagen könnten sich die Börsennotierungen rapide ändern, etwa durch Schwenks in der Politik, durch große Klimavorfälle und sich ändernde Einstellungen der Anleger und Anlegerinnen. Auch Risiken für die Geschäftstätigkeit wegen extremer Wetterereignisse zählen dazu.
Das Europaparlament und die EU-Staaten haben sich im Kampf gegen den Klimawandel auf strengere Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden geeinigt. Konkret soll der Energieverbrauch von Wohngebäuden im Schnitt bis 2030 um 16 Prozent und bis 2035 um 20 bis 22 Prozent sinken, wie die EU-Staaten mitteilten.
Einen individuellen Sanierungszwang von privaten Häusern soll es, anders als zwischenzeitlich von einigen befürchtet, den Angaben zufolge aber nicht geben. Das Vorhaben war unter anderem wegen möglicher hoher Kosten für Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer kontrovers diskutiert worden. So hatten Eigentümerverbände vor einem dramatischen Wertverlust gerade bei älteren Gebäuden gewarnt.
Millionen Gebäude betroffen
Die EU-Kommission hatte hingegen betont, dass sich Renovierungen etwa durch weniger Energieverbrauch auf lange Sicht auszahlten. Früheren Angaben zufolge sind mehrere Millionen Gebäude in der EU von dem Vorhaben betroffen.
Gebäude seien für rund 40 Prozent des Energieverbrauchs und rund ein Drittel der Treibhausgasemissionen in der EU verantwortlich, so die EU-Kommission. Wenn Häuser besser gedämmt sind oder moderne Heizungen verwendet werden, kann das den Energiebedarf senken. Die geplante Gesetzesänderung ist Teil des Klimapakets „Fit for 55“, mit dem die Nettotreibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt werden sollen.
Der Verkehrsausschuss im EU-Parlament hat sich gestern mit knapper Mehrheit für regelmäßige medizinische Untersuchungen von Autofahrerinnen und Autofahrern ausgesprochen. „Diese medizinische Untersuchung wird beim Erhalt und auch der Erneuerung des Führerscheins alle 15 Jahre verpflichtend sein“, sagte die für das Thema zuständige Abgeordnete Karima Delli.
Das gelte für Fahranfängerinnen und Fahranfänger, junge Leute, aber auch ältere Menschen, so die Ausschussvorsitzende. Grundlage der neuen Regeln ist ein Vorschlag der EU-Kommission mit dem Ziel, den Straßenverkehr sicherer zu machen.
Unklar ist aber, ob es dazu kommt. Die Position des Ausschusses wird voraussichtlich im Jänner oder Februar noch im gesamten EU-Parlament abgestimmt, dabei können Änderungsanträge eingebracht werden.
Im Anschluss wird das Vorhaben mit den EU-Staaten final ausgehandelt, auch hier sind Änderungen möglich. Die EU-Länder hatten ihre Position bereits am Montag festgelegt und sich – anders als der Ausschuss – nicht für verpflichtende Untersuchungen ausgesprochen.
Die Regierung in Kiew vermutet rund 28.000 ukrainische Zivilisten aus den besetzten Gebieten in russischer Gefangenschaft. Etwa 2.000 dieser Gefangenen seien über 65 Jahre alt, sagte der Menschenrechtsbeauftragte der Regierung, Dmytro Lubinez, nach Angaben der ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform gestern in Kiew. Worauf genau die ukrainische Schätzung basiert, ging aus dem Bericht nicht hervor.
Die ukrainischen Behörden können laut Lubinez nicht überprüfen, wie es den Gefangenen geht, weil sie keinen Zugang zu russischen Gefängnissen haben. Unabhängige Angaben gibt es dazu auch nicht.
Kiew: Verschleppung von fast 20.000 Kindern nachweisbar
Lubinez erinnerte zudem daran, dass Kiew die Verschleppung von mehr als 19.540 ukrainischen Kindern nachweisen könne. 522 von ihnen seien inzwischen zurückgeholt worden. Die meisten Kinder seien nach Russland verschleppt worden, zuletzt aber auch nach Belarus.
Im Zusammenhang mit den Kinderverschleppungen hat der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag im März wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen Haftbefehle gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin und dessen Kinderbeauftragte Maria Lwowa-Belowa erlassen. Russland weist die Vorwürfe einer gewaltsamen Verschleppung zurück.
Die kürzlichen Schneekapriolen bringen ab Sonntag bis Mitte Jänner noch Nachwehen im Zugsverkehr. Vier ÖBB-Railjets wurden beim Wintereinbruch nämlich so schwer beschädigt, dass sie vorerst nicht eingesetzt werden können.
Die Kollektivvertragsverhandlungen für die Metalltechnische Industrie konnten gestern abgeschlossen werden, nachdem sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter auf eine „Wettbewerbs- und Beschäftigungssicherungsklausel“ einigen konnten, teilte der Fachverband der Metalltechnischen Industrie in einer Aussendung mit. Diese sieht – abhängig von der Personalkostenbelastung und dem Betriebserfolg des jeweiligen Unternehmens – Ausnahmen bei der Erhöhung vor.
Eine Formel berechnet die Personalkosten gemessen an der Bruttowertschöpfung (Summe aus Personalkosten, Abschreibung und Gewinn). Je nach Höhe des errechneten Wertes ergibt sich eine Senkung der vereinbarten Ist-Erhöhung um zehn Prozent, gedeckelt jedoch mit 400 Euro. Die Erhöhung kann sich demzufolge in zwei Stufen auf entweder 8,5 Prozent (340 Euro Deckel) oder auf sieben Prozent (280 Euro Deckel) reduzieren.
Hilfe für personalintensive Unternehmen
Mit dieser Klausel soll personalintensiven Unternehmen geholfen werden. Dazu müssen diese bis 22. Dezember 2023 einen Antrag einbringen. Anhand bestimmter Daten sollen sie gegenüber den Sozialpartnern belegen, dass sie die Kriterien erfüllen.
Greift diese Klausel nicht, erhalten die Arbeitnehmer eine mit 400 Euro gedeckelte Ist-Erhöhung um zehn Prozent. Im Schnitt bedeutet das ein Plus von 8,6 Prozent. Die KV-Entgelte steigen wie Zulagen, Diäten und Aufwandsentschädigungen generell um 8,5 Prozent. Und ab 1. November 2024 steigen die Ist-Gehälter um den Verbraucherpreisindex plus einen Prozentpunkt. Entgelte, Zulagen, Diäten und Aufwandsentscheidungen erhöhen sich dann um den Verbraucherpreisindex.
Lena Kreundl und Bernhard Reitshammer haben gestern bei der Kurzbahn-EM in Otopeni (Rumänien) eine Medaille knapp verpasst. Kreundl belegte über 100 m Lagen in neuem österreichischen Rekord von 58,65 Sekunden den fünften Platz, auf den Bronzerang fehlten der 26-Jährigen letztlich 32 Hundertstelsekunden. Reitshammer lag über 100 m Brust lange auf Medaillenkurs, am Ende belegte der 29-jährige Tiroler in 57,18 Sekunden den sechsten Platz.
Nach seinem folgenschweren Trainingssturz in Kalifornien mit multiplen Beinbrüchen verpasst Österreichs Motorradstar Matthias Walkner nicht nur die Rallye Dakar Anfang des kommenden Jahres, sondern muss auch um seine Karriere bangen. Während der 37-jährige Salzburger zunächst nur von einer „langen Reha“ sprach, steht die Karriere des Mannes aus Kuchl aus Sicht von KTM-Berater und Walkner-Mentor Heinz Kinigadner sogar vor dem Ende.
Tristan Takats hat zum Weltcup-Auftakt der Skicrosser gestern in Val Thorens den ersten Sieg seiner Karriere eingefahren. Der 28-jährige Niederösterreicher setzte sich im großen Finale souverän gegen Tyler Wallasch (USA), Romain Detraz (SUI) und Kristofir Mahler (CAN) durch.
Das österreichische Biathlonteam versucht diese Woche, den Heimvorteil in Hochfilzen endlich wieder einmal voll auszuschöpfen. In den vergangenen Jahren gab es für Lisa Hauser, Simon Eder und Co. in Tirol wenig zu bejubeln, seit der WM 2017 reichte es zu keinem Podestplatz mehr. Im Weltcup wartet man in den Einzel-Bewerben schon seit 2010 darauf. Ab heute (live in ORF1) bieten sich die nächsten sechs Chancen. An der Fanunterstützung und den idealen Bedingungen nach ausgiebigen Schneefällen sollte es nicht scheitern.
Die Erzdiözese Wien warnt vor gefälschten Social-Media-Profilen österreichischer Kirchenvertreter. „In den letzten Wochen haben sich die Fälle von gefälschten Social-Media-Profilen, insbesondere auf Instagram und anderen Plattformen, drastisch gehäuft“, so die Erzdiözese auf ihrer Website. Auch bekannte kirchliche Persönlichkeiten wie Kardinal Christoph Schönborn, der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler und Missio-Direktor Karl Wallner seien Opfer von Identitätsdiebstahl geworden.
Betrüger haben in Wien eine 73-Jährige in 13 verschiedene Filialen einer Bank geschickt, um an das Ersparte ihres Opfers zu kommen. Dabei war die Frau beinahe im gesamten Stadtgebiet unterwegs.
Mit einer mehrjährigen Haftstrafe endete gestern ein Betrugsfall in Kärnten. Zwölf Kilo Gold im Wert von rund 760.000 Euro hatte ein Pensionist einem Betrüger übergeben. Dem Mann war vorgelogen worden, er müsse Kaution für seinen Sohn zahlen. Der Betrüger wurde heute am Landesgericht Klagenfurt nicht rechtskräftig zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt.
In Feldkirch (Vorarlberg) ist gestern ein 31-jähriger ehemaliger Lehrer wegen der Anfertigung und des Besitzes sexualisierter Darstellungen Minderjähriger vor Gericht gestanden. Der Angeklagte wurde zu einer Geldstrafe von 300 Tagsätzen beziehungsweise 2.400 Euro verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Auf der Südautobahn (A2) Richtung Graz ist es gestern zwischen Leobersdorf (Bezirk Baden) und Wöllersdorf (Bezirk Wiener Neustadt) in Niederösterreich zu einem schweren Verkehrsunfall gekommen. Dabei wurden laut Polizei zwei Menschen getötet und eine weitere Person schwer verletzt.
In Lauterach in Vorarlberg ist gestern eine 69-jährige Fußgängerin auf einem Zebrastreifen von einem Auto erfasst worden. Die Frau zog sich Verletzungen unbestimmten Grades zu und wurde ins Landeskrankenhaus Bregenz eingeliefert.
Ein Erdbeben der Stärke 7,1 hat sich gestern im Südpazifik östlich von Australien ereignet. Die US-Erdbebenwarte USGS ortete das Beben zwischen dem Inselstaat Vanuatu und dem französischen Überseegebiet Neukaledonien in einer Tiefe von etwa 48 Kilometern. Über mögliche Opfer oder Schäden liegen bisher keine Angaben vor. Die Erdbebenwarte hatte die Stärke des Erdstoßes zunächst auf 7,3 beziffert.
Die US-Behörde NOAA warnte zunächst vor einer Bedrohung durch gefährliche Tsunami-Wellen im Umkreis von 300 Kilometern um das Epizentrum des Erdbebens, später wurde diese Warnung aufgehoben. Vanuatu und Neukaledonien liegen auf dem Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde.
„Wie schön wäre Wien ohne Wiener?“, fragte Georg Kreisler einst – und was, so könnte man schließen, wäre eine Opernpremiere in Wien ohne Kulturkampf? Die Neudeutung von Giacomo Puccinis „Turandot“ von Regisseur Claus Guth an der Wiener Staatsoper wurde gestern zu einem Kulturkampfevent im besten Wiener Sinn. Wer Psychoanalyse statt Exotismus zelebriert, schafft einen Reibebaum in der Publikumszustimmung.
Zugleich wurde die neue Inszenierung zum Triumphzug für Asmik Grigorian, der seit ihrem „Salome“-Durchbruch die besonders abgründigen, um nicht zu sagen blutigen Frauenpartien zum Markenkern geworden sind.
Jonas Kaufmann als Calaf nimmt Turandots Rätselprobe an
Ein zum Original passender Zugang
Grigorians Interpretation der „Turandot“ passt eigentlich sehr zu Puccinis nie komplett vollendetem Original aus dem Jahr 1924. Denn Puccini gibt Ursachen an für das Verhalten Turandots, die bekanntlich alle Freier an der scheinbar unlösbaren Rätselaufgabe scheitern und in Folge enthaupten lässt.
Die nie genau ausgedeutete Vergewaltigung ihrer Ahnin soll der Grund für Turandots Verweigerung jeglicher männlicher Annäherung sein. Selbst der auf Diktatur getrimmte Hofstaat mit einem Kaiservater an der Spitze neigt dazu, an ihrem Dauermassaker zu verzweifeln.
Das Terrorregime der Turandot
Auch nur eine einzig falsche Antwort, und der Kopf ist ab. Denn jeder, der um die Hand der Prinzessin Turandot anhält, muss drei Rätsel lösen oder eben sterben. Ziemlich blutrünstig geht es zu in Giacomo Puccinis letzter Oper „Turandot“. Der Blockbuster in Starbesetzung steht in der Neuinszenierung von Claus Guth auf dem Spielplan der Wiener Staatsoper.
Als mit dem persischen Prinzen Calaf nun ein Mann ins Feld tritt, der sie als Frau erkennen kann, bricht der Fluch und sind auch die drei Rätselaufgaben lösbar. Hier setzt Guth in seiner Inszenierung an, die ein bisschen so wirkt, als hätten sich Christoph Marthaler und Christof Loy in der Mitte des Guckkastens getroffen: Marthalerartige Figuren treten in ein Loy-Szenario, in dem die Eingangstür eine entscheidende Rolle spielt. Eingetreten wird durch die Praxistür von Sigmund Freud in der Wiener Berggasse.
Jonas Kaufmann als Calaf klopft bei der Annahme der Herausforderung nun nicht mehr auf den obligaten Gong – sondern an die Tür des Therapeuten. Und er will Turandot Heilung bringen. Dass er das so holzschnittartig und eigentlich brutal macht wie das, wovor Turandot flieht, ist der Widerspruch, der die Regie reizt. Die Regie liest Puccini gegen den Libretto-Text, aber mit der Partitur: Denn auch wenn diese Oper so etwas wie der Endpunkt des klassischen Singspiels mit seinem Formenrepertoire des 19. Jahrhunderts sein mag, so ist sie modern in allen Sequenzen, die von den Träumen der Turandot bis hin zur kollektiven Halluzination in diesem Peking in der ausgerufenen Märchenzeit handeln.
Man mag diesen Zugang für bemüht empfinden, doch das Team rund um Guth bringt hier einen Klassiker mehr als überzeugend und anbiederungslos auf die Bühne des Jahres 2023. Keine Minute dieser Inszenierung hat ihre Längen. Und auch das Warten auf den Morgen, in der Nacht, in der niemand schlafe („Nessun dorma“), ist überzeugend gedeutet. So muss auch die Arie aller Arien eben nicht im Pavarotti-Schweißtuch bis an den Oberrang geschmettert werden, sondern darf als Reflexion im Raum stehen.
Berechtigter Jubel für Mkhitaryan
Für Jonas Kaufmann ist dieser Zugang gesangstechnisch auf jeden Fall gut gewählt. Asmik Grigorian brillierte stimmlich als Turandot. Zugleich darf man erwarten, dass der Charakter ihrer Stimme mit der Zeit noch wachsen darf. Kristina Mkhitaryan als wissende Sklavin Liu, die ja Puccini zu der Vorlage von Carlo Gozzi und der Bearbeitung durch Friedrich Schiller dazu erfinden ließ, war der heimliche Star des Abends, der zu Recht vom Publikum gefeiert wurde.
Wenn Puccinis „Turandot“ das Ende der klassischen Oper ist, dann ist sie der Beginn der Filmmusik. Das machte die musikalische Umsetzung durch den Puccini-Könner Marco Armiliato auch deutlich. Puccini, das kam bei ihm aus dem Effeff. Der Notenauszug des Meisters fehlte auf dem Dirigentenpult. Vielleicht manchmal zu pathetisch, aber stets exakt führte Armiliato das Staatsopernorchester und einen für die Inszenierung essentiellen Staatsopernchor in Bestform.
Wer diese Inszenierung in ihrer Psychologisierung annehmen konnte, ging mit „Nessun dorma“ ins Bett, um am Morgen mit Federico Fellinis „Achteinhalb“ aufzuwachen. Ohne diesen Puccini kein Nino Rota und die musikalische Ausdeutung der Seele als Arabeske.
Die Premiere zum Nachschauen
Die Premiere der neuen „Turandot“ aus der Staatsoper ist am Samstag, 16.12.2023, um 20.15 Uhr zu sehen – mehr dazu in tv.ORF.at. Ebenso überträgt ORF Topos diese Aufzeichnung mit, erweitert um eine kleine Kulturgeschichte rund um diese Oper.
Der gebürtige Kärntner Konrad Paul Liessmann hat gestern das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse entgegengenommen. Grünen-Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer überreichte dem Philosophen, Kulturpublizisten, emeritierten Universitätsprofessor und Gründer des Philosophicum Lech die Auszeichnung im Oratorium der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien. Die Laudatio hielt Autor Michael Köhlmeier.
Das kommende Jahr soll pfirsichfarben werden – zumindest wenn es nach der US-Farbenfirma Pantone geht. „Peach Fuzz“ (dt.: „Pfirsichflaum“) sei als definierende Farbe für 2024 ausgewählt worden, teilte Pantone gestern mit. „Es ist ein samtener, sanfter Pfirsichton, dessen allumfassender Geist Gehirn, Körper und Seele bereichert“, hieß es zur Begründung.
Pantone Color of the Year 2024: PANTONE 13-1023 Peach Fuzz.
A velvety gentle peach whose all-embracing spirit enriches mind, body, and heart.
Das Unternehmen veröffentlicht seit einem Vierteljahrhundert jährlich eine – ihrer Einschätzung zufolge – definierende Farbe für das kommende Jahr, die dann unter anderem Designern beim Entwerfen von etwa Möbeln und Kleidungsstücken als Inspiration dienen soll.
Die Firma Pantone ist bekannt für ihr international verbreitetes Farbsystem, das oft als Referenz in der Kosmetik-, Mode- und Grafikindustrie verwendet wird. Für 2020 hatte sie „klassisches Blau“ ausgerufen, für 2021 Grau und Gelb, 2022 Lila und 2023 Magenta.
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