Ausland

Nach einer nächtlichen Massenkundgebung gegen ein geplantes Gesetz zur „ausländischen Einflussnahme“ in Georgien haben Hunderte Demonstrantinnen und Demonstranten heute Früh ihren Protest fortgesetzt. Rund tausend Menschen harrten vor dem Parlament in der Hauptstadt Tiflis aus, wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP berichtete.

Das umstrittene Gesetzesvorhaben wurde inzwischen von einem Parlamentsausschuss gebilligt, heute ist die dritte und letzte Lesung im Parlament geplant.

Die seit Wochen anhaltenden Massenproteste richten sich gegen ein geplantes Gesetz zur „ausländischen Einflussnahme“, das nach Ansicht von Kritikern „russische Verhältnisse“ in Georgien schaffen würde.

Dem von der Regierung vorgeschlagenen Gesetz zufolge sollen sich Organisationen, die zu mindestens 20 Prozent aus dem Ausland finanziert werden, in Georgien behördlich registrieren lassen müssen. Auch unabhängige Medienorganisationen wären davon betroffen. Die Regierungsmehrheit der Partei Georgischer Traum will damit angeblich mehr Transparenz herstellen.

Im Streit über die Einstufung der AfD als rechtsextremer Verdachtsfall durch den deutschen Bundesverfassungsschutz hat das zuständige Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster die Berufungsklage der AfD abgewiesen.

Der Rechtsstreit zwischen der Partei und dem Verfassungsschutz geht seit mehreren Jahren. Nach einer erstmaligen Einstufung der Partei als Prüffall im Jahr 2019 wurde die Gesamtpartei schließlich im März 2021 als Verdachtsfall des Rechtsextremismus hochgestuft.

Das Verwaltungsgericht Köln wies im März 2022 eine dagegen gerichtete Klage der AfD ab. Nun bestätigte das OVG diese Entscheidung.

Das neue Urteil ist nicht rechtskräftig. Das Gericht ließ zwar keine Revision zu, die AfD kann aber einen Antrag auf Zulassung am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig stellen.

China nimmt Amnesty International zufolge im Ausland studierende chinesische Staatsbürgerinnen und -bürger wegen deren politischen Engagements ins Visier.

In China lebende Familienmitglieder im Ausland wohnhafter Studierender hätten Drohungen erhalten, nachdem sie Veranstaltungen zum Gedenken an die blutige Niederschlagung der Tian’anmen-Proteste im Jahr 1989 besucht hatten, hieß es in einem heute veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation.

Den Familienmitgliedern sei unter anderem mit „dem Entzug ihrer Pässe, dem Verlust ihres Jobs, dem Ausschluss von Beförderungen und Rentenleistungen oder sogar der Einschränkung ihrer körperlichen Freiheit“ gedroht worden. Für den Bericht sprach Amnesty mit Dutzenden Studierenden in acht europäischen und nordamerikanischen Ländern.

NGO: Studierende beklagen Überwachung

Studierende hätten zudem berichtet, dass ihre Kommunikation über chinesische Onlinedienste überwacht und in einigen Fällen blockiert worden sei, hieß es in dem Bericht. Ein Student sagte Amnesty demnach, dass die Polizei seinen Eltern Protokolle seiner Unterhaltungen im Onlinedienst WeChat gezeigt habe.

Studierende erzählten davon, dass sie sich in Kursen und ihrem sozialen Umfeld selbst zensieren würden und beklagten psychische Probleme wegen des Gefühls ständiger Überwachung.

China duldet keinen politischen Dissens und geht mit ausgefeilten technischen Mitteln und Einschüchterung gegen Demonstrierende und Aktivisten sowie Aktivistinnen im eigenen Land vor. Allerdings wies die Regierung in Peking in der Vergangenheit Vorwürfe zurück, dass sie im Ausland lebende Bürger ins Visier nehme. Zu dem nun veröffentlichten Bericht äußerte sich Peking nicht.

Mitten im Gaza-Krieg gedenkt heute Israel seiner seit der Staatsgründung gefallenen Soldatinnen und Soldaten. Der Gedenktag, der dem Unabhängigkeitstag vorausgeht, steht ganz im Zeichen des Überfalls der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober mit mehr als 1.400 Toten und Hunderten Entführten. Seit Kriegsbeginn sind mehr als 600 Soldatinnen und Soldaten gefallen.

Der Tag zeigt auch den Konflikt vor allem zwischen dem rechtspopulistischen Regierungschef Benjamin Netanjahu und seiner Regierung und jener Bewegung, die für die Befreiung der noch in Hamas-Gewalt verbliebenen Geiseln eintritt.

Die Angehörigen und ihre Unterstützerinnen und Unterstützer werfen der Regierung vor, nicht genug zu tun, um die Geiseln freizubekommen, und entsprechende Verhandlungen mit der Hamas immer wieder zu torpedieren.

Die Fortführung des Krieges, der auf palästinensischer Seite laut Hamas-Angaben mittlerweile fast 35.000 Menschen das Leben kostete, sei Netanjhau wichtiger als die Freilassung der Geiseln.

Dafür verlangt die Hamas das Ende des Krieges. Das aber wolle Netanjahu möglichst lange hinauszögern, da es in Israel Neuwahlen bedeuten würde, so die übereinstimmende Einschätzung zahlreicher israelischer Kommentatorinnen und Kommentatoren.

Auslöschen von Fackeln

Aus Sorge vor Protesten und Tumulten bei den offiziellen Feiern auf den Militärfriedhöfen hat die Regierung viele der traditionellen Auftritte von Ministerinnen und Ministern abgesagt. Die Angehörigen der Geiseln kündigten an, aus Protest die übliche Zeremonie, das Anzünden einer Fackel, umzukehren: Sie werden – als Symbol für die „vergessenen“ Geiseln – Fackeln auslöschen.

In den USA ist der beliebte Komiker Jerry Seinfeld bei einer Abschlussfeier einer renommierten Universität von propalästinensischen Studentinnen und Studenten ausgebuht worden.

Wie Anwesende in Onlinenetzwerken berichteten, verließen während der Zeremonie an der Duke University im US-Bundesstaat North Carolina gestern Dutzende die von Tausenden Studenten besuchte Feier. Mehrere der Protestierenden trugen palästinensische Flaggen.

Jerry Seinfeld
AP/Duke University/Bill Snead

Seinfeld, der seit seiner erstmals in den 1990er Jahren ausgestrahlten gleichnamigen Sitcom international bekannt ist, galt lange als unpolitisch. Seit Beginn des vom Angriff der Hamas auf Israel ausgelösten Gaza-Krieg hat er allerdings mehrfach öffentlich Partei für Israel ergriffen.

Ehrendoktorwürde verliehen

Unter anderem reiste er nach Tel Aviv und traf sich dort mit Angehörigen der am 7. Oktober von der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas entführten Geiseln. Seinfeld und seine Frau Jessica engagieren sich zudem in Onlinenetzwerken gegen Antisemitismus.

Auf der Feier an der Duke University wurde dem 70-jährigen Seinfeld unter dem Jubel vieler Teilnehmer ein Ehrendoktortitel verliehen. In seiner Rede sprach er nicht über den Krieg im Gazastreifen.

In den USA halten seit Wochen Proteste an Hochschulen gegen die israelische Militäroffensive im Gazastreifen an. Die Demonstranten fordern von den Universitäten, ihre finanziellen und wirtschaftlichen Verbindungen nach Israel zu kappen. Israel-Unterstützer haben antisemitische Vorfälle während der Uniproteste angeprangert.

Inland

Um Fachkräfte für den heimischen Arbeitsmarkt zu gewinnen, schließt Österreich Abkommen mit Drittstaaten. Heute werden Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler und Wirtschaftskammer-Generalsekretär Karlheinz Kopf (beide ÖVP) mit der indonesischen Arbeitsministerin Ida Fauziyah ein Memorandum of Understanding unterzeichnen, um die Zusammenarbeit im Bereich qualifizierter Fachkräfte auszubauen, teilte das Wirtschaftsministerium gestern in einer Aussendung mit.

Bereits 2022 unterzeichnete ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Kocher eine Vereinbarung über die vertiefte Zusammenarbeit im Bereich der dualen Lehrlingsausbildung. Da Indonesien auf eine junge Bevölkerung mit einem guten Ausbildungsniveau verweisen könne, sei es ein wichtiges Fokusland, um Fachkräfte für Österreich zu gewinnen, teilte das Ministerium weiters mit.

Mehr Fachkräfte nach Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte

Der Zuzug qualifizierter Fachkräfte aus Drittstaaten konnte durch die Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte deutlich gesteigert werden, sieht sich das Ministerium in den Bemühungen bestätigt. In den zwölf Monaten vor der Reform seien 5.381 Karten ausgestellt worden, nach der Reform waren es 7.860 Karten.

Heuer wurden bereits 3.258 Karten ausgestellt, teilte das Ministerium weiters mit. „Deshalb können wir aus heutiger Sicht davon ausgehen, dass bis Ende des Jahres 2024 rund 10.000 Rot-Weiß-Rot-Karten an qualifizierte Fachkräfte ausgestellt werden können“, so Kocher.

„Aufgrund der Demografie und des sich dadurch weiter verschärfenden Arbeitskräftemangels ist es aber nötig, Fachkräfte aus Drittstaaten nach Österreich zu holen“, sagte Kopf. Und: „Rund ein Drittel aller Rot-Weiß-Rot–Kartenausstellungen entfielen auf die Tourismusbranche“, zeigte sich Kraus-Winkler erfreut, für die personalintensive Tourismusbranche Mitarbeiter zu gewinnen.

Wirtschaft

Der Protest gegen den US-Elektroautokonzern Tesla geht nach mehreren Aktionstagen in Grünheide bei Berlin voraussichtlich weiter. Ein Protestcamp gegen die einzige europäische Autofabrik von Firmenchef Elon Musk wurde gestern zwar aufgelöst, einige Bündnisse kündigten aber weitere Aktionen an bzw. wollten sich die Möglichkeit vorbehalten.

Die Polizei nahm seit Mittwoch 76 Strafanzeigen auf und 23 Aktivistinnen und Aktivisten vorübergehend in Gewahrsam, wie sie mitteilte. Fünf Betroffene wurden einem Haftrichter vorgeführt, alle Personen aber schließlich aus dem Gewahrsam entlassen.

Die Anzeigen gingen laut Polizei vor allem auf Verstöße gegen das Versammlungsgesetz, Nötigung im Straßenverkehr, Widerstandshandlungen, Landfriedensbruch und Sachbeschädigungen zurück.

Demonstration in Grünheide (Deutschland)
Reuters/Christian Mang

Mit den Aktionstagen wollten die Aktivisten und Aktivistinnen vor Umweltgefahren warnen, die Tesla zurückweist. Sie protestieren auch gegen die geplante Erweiterung des Fabriksgeländes, über die am Donnerstag voraussichtlich die Gemeindevertretung Grünheide berät. In dem deutschen Autowerk arbeiten etwa 12.000 Menschen. Ein Teil liegt in einem Wasserschutzgebiet.

Am Samstag war es bei einem Protestzug zu Auseinandersetzungen mit der in einem Großaufgebot im Einsatz befindlichen Polizei gekommen. Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) kritisierte Inhalt und Form des Protests.

In Grünheide sei die Grenze des Protests der Grenzzaun des Betriebsgeländes. In der Sache sei der Protest falsch, weil er sich gegen jede Autofabrik richte. „Niemand kann aber ein Interesse an Deutschland ohne Automobilproduktion haben“, so Habeck.

Chronik

Nach der Ziehung von Lotto „6 aus 45“ gibt es zwei Hauptgewinne im Wert von jeweils 1.731.811,5 Euro.

Es wurden folgende Gewinnzahlen ermittelt:

1 5 14 25 29 35/Zusatzzahl: 26

Die richtigen LottoPlus-Zahlen:

5 10 17 23 26 27

Die richtige Joker-Zahl:

3 7 6 2 6 9

Alle Angaben ohne Gewähr

Während des Abwurfs von Bargeld von einer Drohne über einer Menschenmenge in einem Park in Zürich hat sich ein Zwölfjähriger schwere Verletzungen zugezogen. Der Bub sei mit einem spitzen Gegenstand verletzt worden, teilte die Zürcher Kantonspolizei gestern mit.

Die Umstände waren zunächst unklar. Zum Vorfall kam es gemäß Polizei gestern Abend im Rahmen der offenbar unbewilligten Aktion. Ein privater Veranstalter habe kurz vor 20.00 Uhr eine Drohne mit einem Geldsack über dem Park aufsteigen lassen. Laut Medienberichten handelte es sich um insgesamt 24.000 Schweizer Franken (24.500 Euro).

In einem Video waren schreiende Menschen zu hören. Ein Mann unter einer goldigen Maske und mit Megafon in der Hand rief dazu auf, „friedlich zu bleiben“. Die unter der Drohne versammelten Menschen versuchten laut der Polizei, möglichst viele Geldscheine aufzusammeln. Während des Gedränges wurde der Bub dann verletzt. Ein Rettungswagen brachte den Jugendlichen in ein Spital. Die Polizei leitete Ermittlungen zu den Hintergründen ein.

Kultur

Riccardo Muti hat am Samstag zum ersten Mal mit den Wiener Philharmonikern das Ravenna Festival eröffnet. Vor 4.000 Zuschauern und Zuschauerinnen dirigierte der Maestro die Philharmoniker zum Eröffnungskonzert der 19. Ausgabe des Festivals.

Gespielt wurden Wolfgang Amadeus Mozarts „Haffner“-Symphonie Nr. 35 und Franz Schuberts Symphonie Nr. 9. Der Auftritt endete mit dem „Kaiserwalzer“ von Johann Strauß, der Wiener Flair brachte und von den Zuschauern mit Begeisterung aufgenommen wurde.

Riccardo Muti mit den Wiener Philharmonikern am Ravenna Festival
APA/AFP/Ravenna Festival/Fabrizio Zani

Die erste Teilnahme der Wiener Philharmoniker am Ravenna Festival geht auf das Jahr 1992 zurück. Das Konzert war der zwölfte Auftritt der Philharmoniker in der Adria-Stadt, in der Italiens Nationaldichter Dante Alighieri (1265–1321) beigesetzt ist. Das letzte Konzert in Ravenna, der Stadt, in der Muti lebt, fand 2021 statt, in dem Jahr, in dem die Philharmoniker das 50-Jahr-Jubiläum ihrer Zusammenarbeit mit dem Stardirigenten feierten.

Fruchtbare Symbiose

„Die Wiener Philharmoniker sind die Begleiter meines Lebens seit 1971, von Jahr zu Jahr, ohne Unterbrechung. Zwischen uns gibt es Zuneigung und gegenseitigen Respekt: Ich bin stolz auf ihre Musikkultur, und ich versuche, sie zu bewahren“, sagte Muti vor dem Konzert. Er wird kommendes Jahr das Neujahrskonzert im Musikverein dirigieren. Insgesamt leitete der 82-Jährige das Orchester bereits in weit über 500 Konzerten.

„Maestro Muti spielt eine außergewöhnliche Rolle in unserer Geschichte. Er hat uns in mehr als 500 Konzerten dirigiert, und wir haben eine fast einzigartige Verbindung zu ihm, die einmalig ist. Sie besteht aus einer wunderbaren künstlerischen Affinität, aber auch aus einer tiefen Freundschaft“, sagte Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer vor dem Konzert in Ravenna. Muti hatte die Philharmoniker vom 4. bis zum 7. Mai im Wiener Musikverein dirigiert und dabei das 200-Jahr-Jubiläum der epochalen Uraufführung von Ludwig van Beethovens 9. Symphonie gefeiert.