Ausland

Im französischen Überseegebiet Neukaledonien ist es die dritte Nacht in Folge zu Krawallen von Separatisten gekommen. Offiziellen Angaben zufolge kamen bei den schweren Unruhen bisher vier Menschen ums Leben, darunter ein Polizist. Hunderte weitere Menschen wurden verletzt.

Seit Anfang der Woche setzen Unabhängigkeitsbefürworter immer wieder Geschäfte und Autos in Brand. Örtliche Medien veröffentlichten heute Fotos und Videos von geplünderten und völlig zerstörten Supermärkten und Tankstellen.

Brennende Garage in Noumea, Neukaledonien
Reuters/Yoan Fleurot

Paris verhängt Ausnahmezustand

Paris hatte als Reaktion auf die Gewalt in der Inselgruppe im Südpazifik für zunächst zwölf Tage den Ausnahmezustand verhängt. Das ermöglicht es den Behörden unter anderem, Demonstrationsverbote zu erlassen, öffentliche Orte und Websites zu sperren und der Polizei und Justiz erweiterte Befugnisse einzuräumen.

Bei den Protesten von Unabhängigkeitsbefürwortern geht es um eine geplante Verfassungsreform der Regierung in Paris, die Tausenden französischstämmigen Bürgern, die seit mindestens zehn Jahren ununterbrochen in Neukaledonien leben, das Wahlrecht einräumen würde.

Sie würden somit mehr politischen Einfluss bekommen. Vor allem die Bevölkerungsgruppe der Kanaken – Neukaledoniens Ureinwohner – hofft aber schon lange auf einen eigenen Staat.

Das Hochkommissariat in Neukaledonien gab bekannt, dass rund 5.000 Randalierer im Großraum der Hauptstadt Noumea an den Unruhen beteiligt seien. Trotz Ausgangssperren war die Lage noch nicht unter Kontrolle. Der Flughafen La Tontoura blieb geschlossen.

Lebensmittel rationiert

Vor vielen Geschäften bildeten sich lange Schlangen besorgter Bürgerinnen und Bürger, weil Lebensmittel bereits rationiert werden, wie der Sender 1ere Nouvelle-Caledonie berichtete. Tankstellen ging das Benzin aus.

Die Präsidentin der Südprovinz, Sonia Backes, eine prominente Aktivistin für einen Verbleib bei Frankreich, bat die Regierung in Paris um finanzielle Unterstützung: „Unser Territorium ist seit 72 Stunden im Griff beispielloser Gewalt“, schrieb sie in einem Brief an Premierminister Gabriel Attal.

Der anfängliche Schaden für die Wirtschaft Neukaledoniens werde von der Industrie- und Handelskammer auf 150 Millionen Euro geschätzt.

In Georgien sind erneut Zehntausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen ein jüngst verabschiedetes Gesetz zu „ausländischer Einflussnahme“ zu protestieren. Rund 30.000 Menschen versammelten sich gestern alleine vor dem Parlament in der Hauptstadt Tiflis, wie ein AFP-Journalist berichtete. Auch in den Städten Kutaisi und Zalendschicha im Westen des Landes wurde demonstriert.

An den Protesten in Tiflis nahmen auch die Außenminister Estlands, Islands und Litauens teil, die sich auf Besuch in Georgien befanden. Die Chefdiplomaten wandten sich an die Demonstrierenden. Der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis sagte der AFP, seine Kollegen und er seien bei dem Protest, um „den Wunsch des georgischen Volks zu unterstützen, Teil von EU und NATO zu sein“.

Parlament verabschiedete umstrittenes Gesetz

Tags zuvor hatte das Parlament in Tiflis das umstrittene Gesetz verabschiedet. Demzufolge müssen sich Organisationen und Medien, die zu mindestens 20 Prozent aus dem Ausland finanziert werden, in der ehemaligen Sowjetrepublik künftig als Organe registrieren lassen, welche die „Interessen ausländischer Mächte verfolgen“.

Die Verabschiedung des Gesetzes hatte international Kritik hervorgerufen. Die EU, die UNO und die NATO riefen die Regierung in Tiflis zum Kurswechsel auf.

Über die politische Zukunft Gazas ist innerhalb der israelischen Regierung eine heftige Kontroverse entbrannt. Verteidigungsminister Joav Galant kritisierte gestern die Unentschlossenheit Israels in der Frage, wer nach dem Krieg in Gaza herrschen soll, scharf. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte zuvor gesagt, es sei sinnlos, vor einem Sieg über die islamistische Terrororganisation Hamas über die künftige Verwaltung des Gazastreifens zu sprechen.

Galant forderte vor der Presse in Tel Aviv, es müsse eine politische Alternative zur Herrschaft der Hamas im Gazastreifen geschaffen werden. Ohne eine solche Alternative blieben nur zwei negative Optionen, nämlich eine Fortsetzung der Hamas-Herrschaft oder eine israelische Militärherrschaft.

Netanjahu: Debatte zu früh

Netanjahu hatte zuvor in einer Videobotschaft gesagt, eine solche Debatte sei verfrüht. „Die Zerstörung der Hamas ist ein notwendiger Schritt, um sicherzustellen, dass es ‚am Tag danach‘ niemanden in Gaza gibt, der uns bedrohen kann“, sagte er.

Netanjahu sagte, er habe bereits vor etwa 100 Tagen israelischen Sicherheitsrepräsentanten genehmigt, es örtlichen Gaza-Vertretern, die nicht mit der Hamas identifiziert seien, zu ermöglichen, sich an der Organisation der Verteilung von Lebensmitteln zu beteiligen. „Dieser Versuch war nicht erfolgreich, weil die Hamas sie bedroht und sogar einigen von ihnen Schaden zugefügt hat, um andere abzuschrecken“, sagte Netanjahu.

USA wollen Autonomiebehörde auch im Gazastreifen

Die USA wollen, dass die im Westjordanland regierende palästinensische Autonomiebehörde auch im Gazastreifen wieder die Kontrolle übernimmt, und damit auch eine Zweistaatenlösung als umfassenden Ansatz zur Befriedung des Nahen Ostens vorantreiben. Israel lehnt die Pläne ab. Nach Galants Äußerungen bekräftigte Netanjahu, er sei „nicht bereit, Hamastan mit Fatahstan abzulösen“.

Israel international in Defensive

Der andauernde Gaza-Krieg und die mangelnde Bereitschaft der israelischen Regierung, eine Nachkriegsordnung zu entwerfen, drohen Israel international zunehmend zu isolieren. Zuletzt verschlechterte sich das Verhältnis zu Ägypten drastisch, nun drohte auch die EU erstmals mit Folgen für die Beziehungen.

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Inland

Die verschärfte Asylpolitik Österreichs mit mehr Grenzkontrollen und Abschiebungen zeigt aus Sicht von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) deutlich Wirkung. „Die Schlepper machen jetzt einen Bogen um Österreich“, sagte Karner der deutschen Zeitung „Welt“. Im ersten Quartal 2023 seien an der Grenze zu Ungarn noch 4.450 illegale Migranten aufgegriffen worden, in diesem Jahr seien es bis März nur 190 Personen gewesen.

„Damals kamen vor allem allein umherziehende Männer. Das hat aufgehört.“ Ein Grund seien viel mehr Kontrollen an den Grenzübergängen und in den Grenzräumen. Gleichzeitig seien Asylverfahren beschleunigt worden.

„Zudem greifen wir hart durch bei Rückführungen illegaler und straffällig gewordener Migranten. Das alles setzt das Signal an die Schlepper-Mafia: Österreich ist kein gutes Pflaster für uns.“

Karner plädierte dafür, dass straffällig gewordene Afghanen möglichst zurückgeschickt werden. „Im Fall von Syrien würde ich noch weitergehen: So gilt die Region Latakia als ziemlich sicher. Warum sollten wir künftig Syrer dorthin nicht zurückschicken? Da darf es keine falschen Tabus geben.“

Lobend erwähnte Karner Dänemark, das ein Abkommen mit der Regierung in Pristina habe: Es erlaube, Hafteinrichtungen im Kosovo zu betreiben, um dorthin verurteilte Straftäter aus Drittstaaten abzuschieben. „Die ÖVP will so ein Abkommen nach dem Modell Dänemarks für Österreich vorantreiben.“

Zum Ende der gestrigen Plenarsitzung ist ein Gesetz zur Erleichterung von Betriebsübergaben beschlossen worden. Mit dem Grace-Period-Gesetz können Betriebe bei der Unternehmensübertragung im Familienverband künftig von der Finanz begleitet werden, um abgabenrechtliche Probleme während dieser Phase zu vermeiden. Nur die SPÖ stimmte gegen das Gesetz, weil sie darin Verschlechterungen beim Arbeitnehmerschutz ortet.

Auch FPÖ und NEOS äußerten Kritikpunkte, gaben aber ihre Zustimmung. Beschlossen wurden außerdem Nachbesserungen bei den vor Kurzem beschlossenen Zinszuschüssen des Bundes für Wohnbauförderdarlehen der Länder sowie Anpassungen im Nationalen Emissionszertifikatehandelsgesetz 2022 zur Vermeidung von Doppelreporting. Der Abänderungsantrag für Erleichterungen bei Agrardiesel wird erst heute eingebracht.

EU

Die EU-Staaten haben sich nach Diplomatenangaben auf Sanktionen gegen das prorussische Internetportal Voice of Europe in Tschechien sowie gegen drei russische Medien geeinigt.

Die Ständigen Vertreter der Mitgliedsländer sprachen sich am Dienstag in Brüssel für ein EU-weites Veröffentlichungsverbot aus. Betroffen sind neben Voice of Europe die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti sowie die Zeitungen „Iswestja“ und „Rossiskaja Gaseta“. Die EU wirft ihnen Propaganda im Angriffskrieg gegen die Ukraine vor.

Über Voice of Europe mit Sitz in Prag soll nach tschechischen Medienberichten zudem Geld an europäische Politiker geflossen sein. In diesem Zusammenhang wurden Vorwürfe gegen zwei AfD-Kandidaten für die Europawahl laut, Markus Krah und Petr Bystron. Beide bestreiten die Annahme russischer Gelder. Die EU-Länder wollen die Mediensanktionen nun Diplomaten zufolge im schriftlichen Verfahren formell beschließen.

Chronik

Bei einer Attacke auf mehrere Passanten hat ein Mann in der Schweiz zwei Menschen schwer und vier weitere leicht verletzt. Der Täter wurde festgenommen. Das Motiv des etwa 40-Jährigen sei noch unbekannt, berichtete die Polizei im Kanton Aargau in der Nacht auf heute.

Alle sechs Opfer seien mit Stichwunden in Krankenhäuser gebracht worden. Auch der Täter habe Stichwunden gehabt und sei unter Bewachung in ärztlicher Behandlung. Die Tat passierte in Zofingen im Kanton Aargau, rund 50 Kilometer südöstlich von Basel.

Die Polizei bekam gestern Nachmittag einen Notruf, dass ein Mann in der Kleinstadt mit rund 12.500 Einwohnerinnen und Einwohnern Menschen attackiere. Er hatte nach Angaben der Polizei Hieb- oder Stichwaffen dabei. Sie rückte mit einem Großaufgebot aus und sperrte das Gebiet um den Bahnhof großräumig ab.

Zunächst forderte sie Anrainerinnen und Anrainer auf, in ihren Häusern zu bleiben und Türen und Fenster zu schließen, weil sie nicht ausschließen konnte, dass mehrere Täter unterwegs waren. Das stellte sich später als Fehlalarm heraus. „Nach aktuellem Ermittlungsstand dürfte es sich aber um die Tat einer Einzelperson handeln“, teilte die Polizei mit.

Als die Polizei anrückte, flüchtete der Mann in ein Gebäude. Spezialkräfte hätten Kontakt mit ihm aufnehmen und ihn dort nach zwei Stunden verhaften können, so die Polizei. Über den Täter konnte sie keine Angaben machen. Er habe keine Ausweispapiere dabei gehabt.

Kein Spielteilnehmer hat gestern die sechs Richtigen bei Lotto „6 aus 45“ erraten. Im Jackpot werden zusätzlich zum ersten Rang der nächsten Runde 628.829,70 Euro erwartet.

Es wurden folgende Gewinnzahlen ermittelt:

19 22 23 24 30 33/Zusatzzahl 12

Die richtigen LottoPlus-Zahlen:

2 4 17 22 37 42

Die richtige Joker-Zahl:

1 9 0 3 7 2

Alle Angaben ohne Gewähr

Gesundheit

Bisher müssen Patientinnen und Patienten, die eine Wahlärztin oder einen Wahlarzt in Anspruch nehmen, selbst bezahlen und die Rechnung bei der Krankenkasse einreichen, um zumindest einen Teil davon rückerstattet zu bekommen.

Ab 1. Juli sind Ärztinnen und Ärzte gesetzlich verpflichtet, diese Einreichung zur Kostenerstattung online für die Patientinnen und Patienten zu übernehmen, wenn diese das verlangen.

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) wertet das als „gute Geschichte in Richtung mehr Servicequalität“, wie Generaldirektor Bernhard Wurzer zur APA sagte. Für die Patientinnen und Patienten werde durch die elektronische Einreichung die Bearbeitung schneller, um dann 80 Prozent des jeweiligen Kassentarifs zurückzubekommen.

Ziel sei es, den Wert auf zwei Wochen zu drücken, derzeit seien es drei oder vier, teilweise auch deutlich mehr. Auch für die Wahlärztinnen und Wahlärzte, die dafür das bereits bestehende System „WAH Online“ verwenden müssen, sei es ein Vorteil.

Zahnärzte ausgenommen

Wahlzahnärztinnen und -ärzte sind nicht Teil der Regelung. Weitere Einschränkung: Es wird eine Bagatellgrenze beim Jahresumsatz geben, unter der sich nur sporadisch tätige Ärzte nicht mit dem Abrechnungssystem belasten und sich auch nicht um die Einbindung in ihre Ordinationssoftware kümmern müssen.

Wie hoch diese Grenze sein wird, ist aber noch nicht definiert, sondern Gegenstand von Verhandlungen mit der Ärztekammer. Würde sie bei 15.000 Euro analog zur Registrierkassenpflicht angesetzt, wären gut 90 Prozent aller Fälle abgedeckt, so Wurzer.

Die Ausgaben der ÖGK für wahlärztliche Leistungen betrugen im Jahr 2022 184 Millionen Euro, das waren 6,6 Prozent der Aufwendungen für den niedergelassenen ärztlichen Bereich. In Summe gab die Kasse 2,8 Milliarden Euro für Leistungen der Vertrags- und Wahlärzte aus.