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Trump bestreitet Kritik an May

„Großartig“, „wunderbar“, „stark“ und „klug“: Am Freitag hat US-Präsident Donald Trump die britische Regierungschefin Theresa May mit Lob und Zuneigung überschüttet. Nach einem bilateralen Treffen in Chequers, dem Landsitz der Premierministerin, betonten Trump und May in einer gemeinsamen Pressekonferenz die starke Beziehung zwischen den USA und Großbritannien.

Das Verhältnis zwischen den beiden Ländern sei noch niemals so stark gewesen wie jetzt, so Trump. May sei eine kompetente, kluge Person und harte Verhandlerin. „Ich hatte mit ihr nun Frühstück, Mittagessen und Dinner und konnte sie besser kennenlernen. Sie ist eine grandiose Frau“, so Trump am Freitag in Chequers. „Und ich hätte sie viel lieber zum Freund als zum Feind, das kann ich Ihnen sagen.“

Tags zuvor hatten die Töne Trumps noch ganz anders geklungen: Da kritisierte er May in einem Zeitungsinterview mit der britischen Boulevardzeitung „The Sun“ so scharf, dass ihr sogar die politische Konkurrenz zur Seite sprang. In dem Gespräch mit der „Sun“ sagte Trump über Mays Plan für einen weichen „Brexit“: „Ich hätte das ganz anders gemacht. Ich habe Theresa May tatsächlich gesagt, wie man das macht, aber sie hat nicht auf mich gehört.“

Empörung in London

Zudem drohte Trump, London dürfe keine Freihandelszone mit der EU abschließen, sonst stehe ein mögliches bilaterales Handelsabkommen mit den USA auf der Kippe: „Wenn sie so einen Deal machen, würden wir mit der Europäischen Union einen Deal machen anstatt mit dem Vereinigten Königreich“, sagte Trump.

Die Reaktionen auf Trumps Angriffe waren in London eindeutig. „Wo sind Ihre Manieren, Herr Präsident?“, schrieb Hochschulminister Sam Gyimah auf Twitter. Auch die Sprecherin der Labour-Partei, Emily Thornberry, verurteilte Trumps Verhalten: „Was hat seine Mutter ihm beigebracht? So benimmt man sich nicht.“

Handelsdeal „absolut möglich“

Nun, im Beisein Mays, bestritt Trump, dass er May angegriffen habe. „Ich habe die Premierministerin nicht kritisiert. Ich habe viel Respekt für die Premierministerin.“ Das Zeitungsinterview bezeichnete er als „Fake News“. Er stellte den Bericht der „Sun“ nicht allgemein infrage, die Story sei „im Großen und Ganzen in Ordnung“ gewesen, aber sie habe die „positiven Äußerungen“ über May ausgespart. Die Aussagen seien aus dem Zusammenhang gerissen.

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May, die wegen ihrer kürzlich in einem Weißbuch vorgestellten „Brexit“-Strategie in einer schweren Regierungskrise steckt, dürfte sich von Trump wohl Unterstützung erhofft haben. May kämpft darum, sowohl eine Freihandelszone mit der EU als auch ein Handelsabkommen mit dem Rest der Welt abschließen zu können. Ein Nein aus Washington wäre für May auch innenpolitisch ein weiterer schwerer Rückschlag.

In Feindschaft vereint

Am Freitag war jede Kritik an Mays „Brexit“-Taktik verflogen: „Was auch immer Sie machen, ist für mich in Ordnung. Das ist Ihre Entscheidung. Was auch immer Sie tun werden, ist für uns in Ordnung, stellen Sie nur sicher, dass wir zusammen Handel treiben können, das ist das einzige, was zählt. Die Vereinigten Staaten freuen sich darauf, ein großartiges Handelsabkommen mit dem Vereinigten Königreich abschließen zu können.“ Es gebe nun eine unglaubliche Gelegenheit, und diese werde man zur Gänze nutzen.

[[4830038/In London versammelten sich Zehntausende, um gegen Trump zu demonstrieren]]

Einigkeit zwischen May und Trump herrschte auch in der Kritik an Deutschland und dessen angebliche Abhängigkeit von russischem Gas. Eine „furchtbare, furchtbare Sache“, so Trump, eine „Tragödie“. May versprach, das Thema in der EU anzusprechen, solange man noch dazugehöre. Auch in puncto Russland gab es Gemeinsamkeiten. May forderte Trump auf, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin konsequent gegenüberzutreten. „Was wichtig ist, ist, dass er ihm aus einer Position der Stärke und einer Position der Einigkeit innerhalb der NATO-Partner gegenübertritt“, sagte May. Die NATO-Länder müssten in der Russland-Frage mit einer Stimme sprechen. Trump, der nach seinem Aufenthalt in Großbritannien nach Helsinki weiterreisen und dort Putin treffen wird, sagte: „Wir sind viel härter gegenüber Russland gewesen als jeder andere.“

„Weg mit Trump“

Während in Chequers die Zeichen auf Versöhnung standen, verliehen gleichzeitig in London Zehntausende Menschen ihrem Ärger über Trump Ausdruck. Mehrere Demonstrationszüge setzten sich am Freitagnachmittag durch die Innenstadt in Bewegung. Schätzungen der Initiative „Stop Trump“ sprachen sogar von „mindestens 250 000“ Demonstranten allein in London. Auch in anderen Städten wie Belfast und Windsor gab es Demos.

Aufgerufen dazu hatten unter anderem Gewerkschaften, Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten und religiöse Gruppen. Sie werfen Trump unter anderem Sexismus, Rassismus und Hass auf Homosexuelle vor. Mit Slogans wie „Trump nicht willkommen“ oder „Weg mit Trump“ machten sie ihrem Unmut über den US-Präsidenten Luft.

Ein wütendes Baby schwebt über London

Der Protest mit einem großen Ballon löste Debatten aus. Bürgermeister Khan verteidigte die Demo.

Schon am Vormittag, Stunden vor dem offiziellen Beginn der Protestkundgebungen fanden sich Hunderte am Parliament Square ein. Dort ließen sie einen etwa sechs Meter hohen Ballon in die Luft steigen, der Trump als wütendes Baby mit Windeln zeigt. Der satirische Protest sorgte für Unmut bei Trump: „Ich schätze, wenn sie Ballons herausholen, damit ich mich nicht willkommen fühle, gibt es keinen Grund für mich, nach London zu kommen“, sagte Trump der „Sun“. Londons Bürgermeister Sadiq Khan verteidigte die Genehmigung des Ballons am Freitag: „Ehrlich gesagt ist die Idee, dass wir das Recht auf Meinungsfreiheit einschränken, weil sich ein ausländischer Politiker auf den Schlips getreten fühlen könnte, ein Gang am Abgrund“, so Khan im BBC-Radio.

Empfang bei der Queen

Am Nachmittag empfing Queen Elizabeth II. Trump und First Lady Melania auf Schloss Windsor. Die 92 Jahre alte Monarchin begrüßte die beiden mit militärischen Ehren im Innenhof des Palasts. Sie hatte zunächst mehrere Minuten lang dort gewartet. Es blieb aber zunächst unklar, warum es zu der Verzögerung kam.

Die Queen lächelte, als sie dem US-Präsidenten und der First Lady die Hände schüttelte. Sie trug einen königsblauen Mantel mit passendem Hut. Unter ihrem Arm klemmte eine schwarze Handtasche. Trump erschien in einem blauen Anzug mit gestreifter Krawatte. First Lady Melania trug ein cremefarbenes Kostüm. Rotuniformierte Gardisten spielten die amerikanische Nationalhymne.