Eisberg vor dem grönländishen Dorf Innaarsuit
APA/AFP/Karl Petersen
Innaarsuit

Dorf in Grönland von Eisberg bedroht

Die rund 170 Bewohner und Bewohnerinnen der Gemeinde Innaarsuit in Grönland sind in erhöhter Alarmbereitschaft. Nur wenige Meter vor den küstennahen Häusern ragt ein riesiger Eisberg aus dem Meer. Dieser ist direkt vor dem Ort auf Grund gelaufen und bringt das Dorf und seine Menschen in Gefahr.

Schon am Dienstag brachen einige Stücke des Eisbergs ab und verursachten hohe Wellen. Erst im vergangenen Sommer waren durch einen ähnlichen Vorfall vier Menschen gestorben, als ihre Häuser im Nordwesten Grönlands aufgrund der Wellen überschwemmt und ins Meer gespült worden waren. Die Menschen in Innaarsuit fürchten nun ein Kalben des Eisbergs, wobei größere Eismassen abbrechen und dadurch einen Tsunami auslösen könnten. Durch erwarteten Regen könnte dieser Prozess beschleunigt werden.

Allerdings hoffe man auf einen starken Wind, der den Eisberg vom Ort wegtreiben könnte, sagte der Vorsitzende des Gemeinderats, Karl Petersen, gegenüber der kanadischen Rundfunkanstalt CBC. Nach Angaben des grönländischen Rundfunks KNR habe sich der Eisberg zuletzt aber nicht bewegt. Der Eisberg sei derzeit unter ständiger Beobachtung, so Petersen. Ein grönländisches Krisenteam sowie ein Schiff der dänischen Royal Navy stünden bereit. Ein Such- und Rettungshubschrauber wurde in der Nähe von Innaarsuit stationiert.

„Noch nie einen so großen Eisberg gesehen“

„Wir können die Unruhe unter den Bewohnern spüren. Wir sind an große Eisberge gewöhnt, aber wir haben noch nie zuvor einen so großen gesehen“, erklärte die Gemeindevertreterin Susanna Eliassen gegenüber KNR.

Die nah am Wasser gebauten Häuser in der besonders gefährdeten Zone wurden am Freitag evakuiert, so ein grönländischer Polizeisprecher gegenüber Reuters. Als Risiko gilt aber, dass das küstennah gebaute Kraftwerk, das die Gemeinde mit Strom versorgt, durch große Wellen zerstört werden könnte. Flüsse könnten durch mehr Wasser für Überschwemmungen sorgen.

Tafeleisberg driftete ins Fjord

Erst Ende Juni beobachteten Glaziologen rund um David und Denise Holland von der New York University ein riesiges Kalbungsereignis, das die Wissenschaftler filmen konnten. Über 30 Minuten brach bei dem bekannten Helheim-Gletscher im Osten Grönlands Ein Eisberg mit einem Durchmesser von sechs Kilometern ab. Der riesige Tafeleisberg löste sich aus dem Gletscher und driftete in den Fjord hinaus. „Das ist eines der größten Events, das wir seit über einer Dekade in Grönland beobachten konnten“, sagte David Holland gegenüber der Nachrichtenagentur AP.

Dabei seien drei Prozent des jährlichen Eisverlusts von Grönland in diesen 30 Minuten verloren gegangen, analysierte Holland. Auf Basis von Daten, die aus solchen Ereignissen gewonnen werden, sollen Modelle zum Anstieg des Meeresspiegels durch Eisschmelze verbessert werden, berichtete das Magazin „Spektrum“ in seiner Onlineausgabe.