Wrackteile des abgestürzten Flugzeugs in Äthiopien
Reuters/Tiksa Negeri
Flugzeugabsturz

Drei österreichische Ärzte unter Toten

Bei dem Absturz eines Flugzeugs der Ethiopian Airlines sind laut der Airline auch drei Österreicher ums Leben gekommen. Bei ihnen dürfte es sich um drei Ärzte aus Oberösterreich handeln, wie die Nachrichtenagentur APA berichtete.

Biniam Addisu, der Country Manager von Ethiopian Airlines Austria, bestätigte am Sonntagnachmittag, dass sich drei Österreicher an Bord der abgestürzten Boeing 737-800MAX befanden. „Die Familien wurden bereits verständigt“, teilte Addisu mit.

Peter Guschelbauer, der Sprecher des Außenministeriums, sagte, ein dreiköpfiges Ärzteteam aus Österreich habe den Flug angetreten, der von Addis Abeba nach Nairobi gehen sollte. Im Anschluss wollten die drei an Linzer Spitälern tätigen Fachärzte, laut Guschelbauer zwischen 30 und 40 Jahre alt, aus beruflichen Gründen nach Sansibar weiterreisen – mehr dazu in ooe.ORF.at. Einer der Ärzte war im Ordensklinikum Linz tätig.

Insgesamt befanden sich an Bord der Maschine, die wenige Minuten nach dem Start abstürzte, 157 Menschen aus 33 Nationen. Die Boeing 737 MAX 8 war von Addis Abeba auf dem Weg nach Nairobi, als nur wenige Minuten nach dem Start der Kontakt zum Tower abbrach.

Erste Bilder von der Absturzstelle

Beim Absturz wurde die Boeing 737 völlig zerstört. Die Insassen hatten offenbar keinerlei Überlebenschance. (Videoquelle: EBU/Reuters)

Probleme beim Steigflug?

Die Absturzstelle der Boeing 737 liegt nach Angaben der Fluggesellschaft 62 Kilometer südöstlich der äthiopischen Hauptstadt. „Wir bestätigen hiermit, dass unser planmäßiger Flug ET302 von Addis Abeba nach Nairobi heute in einen Unfall involviert war“, erklärte die Airline am Vormittag in einer ersten Meldung. Die Maschine hatte um 8.38 Uhr vom Flughafen Bole International abgehoben.

Laut Aufzeichnungen handelt es sich bei dem Flugzeug um ein neues Gerät. Laut der Datenbank Planespotters wurde die Boeing 737-8 MAX Mitte November an die Airline ausgeliefert. Die schwedische Website Flightradar24 wiederum berichtete, das Flugzeug habe nach dem Start eine „instabile Vertikalgeschwindigkeit“, also Probleme beim Steigflug, aufgewiesen.

Pilot wollte umkehren

Bei einer Pressekonferenz bestätigte Ethiopian-Chef Tewolde Gebremariam, dass unmittelbar nach dem Start Probleme aufgetreten seien. Der Pilot habe unmittelbar nach dem Abheben dem Tower mitgeteilt, dass es ein Problem gebe, und habe darum gebeten, zurückkehren zu können. Die Flugleitung habe ihm dafür grünes Licht erteilt. Das Flugzeug war Sonntagfrüh von Südafrika kommend in Addis Abeba gelandet. Während des dreistündigen Aufenthalts am Boden seien bei den üblichen Checks keine Unregelmäßigkeiten aufgezeichnet worden.

Bild der Verwüstung

Agenturmeldungen zufolge befindet sich die Unglücksstelle in der Nähe der Stadt Bishoftu, die 62 Kilometer südlich von Addis Abeba liegt. Erste Bilder vom Unglücksort zeigten ein Bild der Verwüstung. Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed kondolierte den Angehörigen. Der Geschäftsführer der Airline, der am Sonntag zum Absturzort eilte, zeigte sich tief betroffen und sprach den Angehörigen der Passagiere sein Beileid aus.

Van der Bellen und Regierung kondolieren

Zu Wort gemeldet hat sich auch Bundespräsident Alexander Van Der Bellen. „Die Nachricht vom Flugzeugabsturz in Äthiopien ist bestürzend. Unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme ist bei den Angehörigen der Opfer“, kondolierte das Staatsoberhaupt via Twitter.

„Sehr traurige Nachrichten erreichen uns aus Äthiopien. Mein aufrichtiges Beileid und mein tiefes Mitgefühl für diesen schweren Verlust gilt den Angehörigen und Freunden der Opfer. Das Wichtigste ist jetzt, die Familien und Hinterbliebenen in diesen schweren Stunden zu unterstützen. Ich bin dazu bereits in Kontakt mit der Außenministerin“, hielt der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) fest. Sein Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) reagierte ebenfalls betroffen: „Die Anteilnahme in diesen schweren Stunden gilt den Angehörigen, Freunden und Kollegen.“

Auch ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz, FPÖ-Außenministerin Karin Kneissl und Parlamentspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) brachten ihr Beileid zum Ausdruck.

Lion-Air-Absturz mit demselben Flugzeugtyp

Im Vorjahr war ebenfalls eine Boeing des gleichen Typs – von der indoensischen Billigfluglinie Lion Air abgestürzt. Dabei kamen 189 Menschen ums Leben. Hier zeigten erste Ermittlungen, dass die Maschine schon am Vortag nicht flugtauglich gewesen war. In mehreren Medien wurde darüber spekuliert, die Problem könnten mit einem bei diesem Typ installierten Programm zusammenhängen, das einen Strömungsabriss verhindern soll. Es drückt demnach unter bestimmten Umständen die Nase des Flugzeugs automatisch nach unten. Bisher gibt es keine Hinweise, ob auch beim Ethiopian-Flug ähnliche Probleme auftraten.

Afrikas größte Airline

Etwa elf Millionen Passagiere befördert Ethiopian Airlines jährlich – die Flotte ist die größte des afrikanischen Kontinents. Ethiopian gilt als vergleichsweise sicher. Zuletzt war im Jänner 2010 eine Maschine der Airline kurz nach dem Start in Beirut abgestürzt. Der Absturz ereignet sich zu einem Zeitpunkt, zu dem der reformorientierte Regierungschef Ahmed angekündigt hat, den Luftfahrsektor und andere Wirtschaftsbereiche für öffentliche Investoren zu öffnen, um die Wirtschaft von der zentralen staatlichen Lenkung hin zu mehr Privatwirtschaft zu verändern.