Samothraki sagt Ziegenplage den Kampf an

Abgeschieden, fruchtbar und vom Massentourismus verschont: Das Leben auf der griechischen Insel Samothraki in der nördlichen Ägäis nahe der türkischen Grenze könnte beschaulich sein. Doch seit Jahrzehnten hat man hier mit einer Ziegenplage zu kämpfen.

Die Zahl der Tiere stieg vor allem wegen Subventionen der EU bis Ende der 90er auf schätzungsweise 75.000. Die Kenntnisse dazu stammen von einem österreichischen Forschungsteam unter Leitung von Marina Fischer-Kowalski. Auf der Suche nach Futter ziehen die halbwilden Tiere über die rund 180 Quadratkilometer große Insel, sie sitzen auf Dächern, in Bäumen und manchmal sogar auf Autos. Weil die Insel völlig überweidet ist, hat die Erosion des Bodens dramatische Ausmaße angenommen. Vor zwei Jahren schwemmten Regenmassen das Rathaus weg und beschädigten viele Straßen. Es gab keine Vegetation mehr, die die Schlammlawinen hätte aufhalten können.

Ziegen auf Samothraki
AP/Iliana Mier

Fataler Kreislauf

Mittlerweile ist die Zahl der Ziegen zwar auf unter 50.000 gesunken, doch der fatale Kreislauf kann dadurch nicht unterbrochen werden: Die Tiere sind großteils unterernährt und zu dürr zum Schlachten. Tierfutter wiederum ist zu teuer. Und ein großer Teil des Bodens ist mittlerweile zu ausgelaugt, um dort wieder Bäume anzupflanzen. Gleichzeitig sind die Preise für Wolle, Leder, Fleisch und Milch gesunken, was Samothrakis Landwirte zunehmend verzweifeln lässt.

Im Kampf dagegen wurde eine Nachhaltigkeitsinitiative ins Leben gerufen, geleitet von der auf Samothraki ansässigen spanischen Anwältin Carlota Maranon. Die überwiegend unabhängigen Bauern haben sich mittlerweile in Kooperativen zusammengeschlossen und versuchen, Ressourcen gemeinsam zu nutzen und die Insel als Marke zu etablieren.

Maranon glaubt an einen Erfolg: „Es ist möglich, Dinge auf eine nachhaltigere Art zu tun. Das könnte weniger Ziegen bedeuten, aber das könnte tatsächlich besser für die Bauern sein.“ Zudem helfe es, wenn die Gemeinschaft zusammenhalte: „Jeder hier ist auf irgendeine Weise mit den Hirten verbunden, deswegen betrifft dieses Thema jeden. Um vom Land zu leben, muss man es am Leben halten.“