Deutlich mehr Amerikaner infiziert als bekannt

In den USA haben sich nach Schätzungen der Gesundheitsbehörde CDC wohl rund zehnmal mehr Menschen mit dem Coronavirus infiziert als bisher bekannt. „Für jeden Fall, den wir verzeichnet haben, gab es wahrscheinlich zehn weitere Infektionen“, sagte CDC-Direktor Robert Redfield bei einer telefonischen Pressekonferenz gestern.

Das sei vor allem auf asymptomatische Infektionen zurückzuführen und darauf, dass in den USA in den ersten Monaten des Ausbruchs deutlich weniger getestet worden sei als jetzt. „Mit den Methoden, die wir im April und Mai benutzt haben, haben wir wahrscheinlich rund zehn Prozent der Infektionen verzeichnet.“

Infektionen bei Jüngeren

Die Behörde gibt derzeit für die USA mehr als 2,3 Millionen bekannte Coronavirus-Infektionen an – mehr nachgewiesene Fälle als jedes andere Land der Welt. Mehr als 121.000 Menschen starben laut CDC infolge einer Covid-19-Erkrankung.

Derzeit würden viele Neuinfektionen bei jüngeren Menschen festgestellt. „Die haben wir in der Vergangenheit wahrscheinlich einfach nicht diagnostiziert.“ Die steigende Zahl der Neuinfektionen vor allem in südlichen Bundesstaaten besorge ihn sehr, sagte Redfield. Allerdings seien nur rund 110 Landkreise derzeit wirkliche „Hotspots“.

„Sind besorgt“

Er wolle aber nichts herunterspielen, so Redfield. „Das ist ein bedeutendes Ereignis, und wir sind natürlich besorgt.“ Die Hygiene- und Abstandsregeln sollten unbedingt weiter eingehalten werden, vor allem von besonders gefährdeten Menschen mit Vorerkrankungen.

Zu einer Coronavirus-Warn-App gebe es derzeit keine konkreten landesübergreifenden Überlegungen, sagte Jay Butler, der beim CDC für Infektionskrankheiten zuständig ist. Solche Apps hätten „viel Verheißungsvolles, aber auch viele Herausforderungen“, sagte Butler. Die Autorität über das Vorgehen bleibe bei den lokalen und regionalen Behörden.