Bühnenbild Maskenball Bregenzer Festspiele Skelett
Bregenzer Festspiele / Bernd Hofmeister
Bregenzer Festspiele

Vom Totenkopf zum Clownskopf – und zurück

Das „Tosca-Auge“ oder der „Aida-Elefant“ – viele Bühnenbilder der Bregenzer Festspiele sind auch Jahre danach noch in Erinnerung. Vor zwanzig Jahren sorgte das „Maskenball-Skelett“ für große Begeisterung. Heuer wird es der „Rigoletto-Kopf“ sein. Ein Rückblick über die Bühnenbilder der letzten 20 Jahre – quasi vom Totenkopf zum Clownskopf und wieder zurück.

Die Bregenzer Seebühne war immer wieder Schauplatz aufwendiger Inszenierungen. 57 verschiedene Bühnenbilder hat es im Laufe der Geschichte der Festspiele gegeben. Die meterhohen Bühnenbilder bleiben nicht nur Musikliebhabern lange im Gedächtnis, sondern auch Besuchern, die sich die gigantischen Bauten außerhalb der Vorstellungen angesehen haben.

Die Konstruktionen müssen tiefe Minusgrade im Winter und Temperaturen über 30 Grad im Sommer aushalten. Statiker und Geotechniker müssen Windlasten und Winddruck errechnen. Nicht nur kreativ, sondern auch technisch eine wahre Herausforderung in all den Jahren.

„Ein Maskenball" (1999 und 2000)

Für großes Aufsehen sorgte das Bühnenbild von Giuseppe Verdis Oper „Ein Maskenball“. Die Darsteller agierten auf einem riesigen aufgeschlagenen Buch – dem „Tanzbuch des Lebens“. Über dem Buch ragte der Tod in Form eines 25 Meter hohen und 30 Tonnen schweren Skeletts.

Bühnenbild Maskenball Skelett Bregenzer Festspiele
APA/Moma
Das berühmte Skelett des „Maskenball“

„La Boheme" (2001 und 2002)

Das Bühnenbild von Giacomo Puccinis Oper „La Boheme“ sollte die Atmosphäre eines Pariser Kaffeehauses wiedergeben. Als Spielflächen für die Sänger dienten überdimensionale Kaffeehaustische, umgeben von gigantischen Kaffeehausstühlen. Ein weiterer Blickfang war ein 27 Meter hoher Ständer mit überdimensionalen Ansichtskarten, die eine Größe von bis zu 22 Quadratmetern hatten.

Bühnenbild La Boheme Bregenzer Festspiele Großer Tisch und große Stühle
Bregenzer Festspiele / Karl Forster
Paris am Bodensee bei „La Boheme“

„West Side Story“ (2003 und 2004)

Eine zerstörte Skyline aus Metall und Glas mit einer Höhe bis zu 36 Metern ragte bei Leonard Bernsteins Musical „West Side Story“ aus dem Bodensee. Die 140 Tonnen schwere Stahlkonstruktion war wie der vordere Teil der Bühne mit Glas verkleidet, was überraschende Lichteffekte ermöglichte.

Die in bedrohlicher Schräglage von 60 Grad aufragenden Wolkenkratzer erinnerten viele an die Katastrophe in Manhattan vom 11. September 2001. Das Modell für das Bühnenbild der Festspiele war jedoch schon Monate zuvor fertig.

Bühnenbild West Side Story Bregenzer Festspiele Skyline
Bregenzer Festspiele / Karl Forster
Die zerstörte Skyline bei „West Side Story“

„Der Troubadour“ (2005 und 2006)

Für das Bühnenbild von Giuseppe Verdis Oper „Der Troubadour“ wurde eine spektakuläre Industriefestung entworfen. Die „Raffinerie im Bodensee“ wog 700 Tonnen, dafür mussten die Holzpiloten 14 Meter tief in den Seegrund geschlagen werden.

Der Grundriss mit vier Silos an den Ecken sollte an eine mittelalterliche Festung erinnern. Jeder „Eckpfeiler“ war 15 Meter hoch.

Bühnenbild Troubadour Bregenzer Festspiele Raffinerie
APA/ Dietmar Mathis
Die Industriefestung des „Troubadour“

„Tosca“ (2007 und 2008)

Das Bühnenbild, das mit Abstand weltweit die meisten Menschen gesehen haben, ist jenes von Giacomo Puccinis Oper „Tosca“. Ein Blick auf das Auge hat der überwiegende Großteil nicht vor Ort darauf geworfen, sondern im Kino oder im Fernsehen.

Das liegt daran, dass das Bühnenbild Kulisse für den James-Bond-Film „Ein Quantum Trost“ war. Sieben Filmminuten lang waren die Seebühne und das Festspielhaus für ein Millionenpublikum zu sehen. Doch nicht nur Cineasten konnten sich am „Tosca“-Bühnenbild erfreuen, sondern auch Sportfreunde. 2008 war die Seebühne Kulisse des „EM-Studios“ des ZDF für die Fußball-Europameisterschaft.

Bühnenbild Tosca Bregenzer Festspiele Großes Auge
Bregenzer Festspiele / Benno Hagleitner
Das „Tosca“-Bühnenbild wurde durch James Bond weltweit bekannt

„Aida" (2009 und 2010)

Das Bühnenbild für die Giuseppe Verdi-Oper „Aida“ wurde mittels zweier riesiger Kräne – einer davon war 86 Meter hoch – live vor den Augen des Publikums zusammengesetzt. Der größere Teil der Maske wog zwölf Tonnen und war 16,5 Meter breit sowie 15,4 Meter hoch.

Die 15 Meter hohen Füße aus Styropor wurden mit mehr als zwei Tonnen blauer Spachtelmasse überzogen und hatten Schuhgröße 2.400. Ein Mensch mit diesen Dimensionen wäre umgerechnet fast 100 Meter groß. Der Rüssel des goldenen Elefanten war zwei Meter lang und die Ohr-zu-Ohr-Spannweite betrug beinahe sieben Meter.

Bühnenbild Aida Bregenzer Festspiele Maske und Elefant
Bregenzer Festspiele / Karl Forster
Der goldene Elefant war ein Blickfang bei „Aida“

„Andre Chenier“ (2011 und 2012)

Im Jahr 2001 diente erstmals in der Geschichte der Bregenzer Festspiele ein historisches Bild als Vorlage für ein Bühnenbild. Regisseur Keith Warner und Bühnenbildner David Fielding wählten als Inspiration für Umberto Giordanos Revolutionsoper „Andre Chenier“ das Gemälde "Der Tod des Marat“ des Revolutionsmalers Jaques-Louis David.

Kopf und Körper wurden per Schiff angeliefert und auf der Seebühne zusammengefügt und verspachtelt. 154 Stufen mussten am Kopf erklommen werden.

Bühnenbild Andre Chenier Bregenzer Festspiele Männerkopf
Bregenzer Festspiele / Karl Forster
Ein Kopf mit 154 Stufen bei „Andre Chenier“

„Die Zauberflöte“ (2013 und 2014)

Beim Bühnenbild für Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Zauberflöte“ standen drei „Drachenhunde“ im Bodensee. Sie wogen jeweils 24 Tonnen und waren bis zu 27 Meter hoch. Ein Schildkrötenpanzer mit einem Durchmesser von 22 Metern ragte als grüne Kuppel aus dem Wasser. Aus der Iris des 68 Quadratmeter großen Auges erschien die „Königin der Nacht“.

Bühnenbild Zauberflöte Bregenzer Festspiele Drachentiere
Bregenzer Festspiele/ Anja Köhler
Übergroße Fabelwesen bei der „Zauberflöte“

„Turandot"(2015 und 2016)

Mittelpunkt des „Turandot“-Bühnenbilds der Oper von Giacomo Puccini war eine 72 Meter lange Mauer. Am höchsten Punkt war sie 27 Meter hoch. Die Mauer bestand aus 29.000 Einzelteilen und wog 335 Tonnen. In ihr versteckt waren 59 Lautsprecher.

Ein weiterer Blickfang waren „Wasserkrieger“ aus Beton, die im Bodensee standen. Sie hatten ein Gewicht von 500 Kilogramm, um den Wellen standhalten zu können.

Bühnenbild Turandot Bregenzer Festspiele Mauer
Bregenzer Festspiele / Karl Forster
Eine Mauer zog sich über das Bühnenbild von „Turandot“

„Carmen“ (2017 und 2018)

Das Bühnenbild von Georges Bizets Oper „Carmen“ wurde von überdimensionalen Spielkarten dominiert. Sie wurden für Projektionen genutzt, in denen die Handlung illustriert wurde. Die 20 Meter hohen Spielkarten schienen durch zwei überdimensionale Frauenhände zu wirbeln. Viel Feuer und Wasser wurden bei dieser Inszenierung eingesetzt: Die Palette reichte vom Feuerwerk bis hin zum künstlichen Regen.

Entworfen wurde das Bühnenbild von der britischen Künstlerin Es Devlin. In ihren Kulissen traten Popstars wie Adele oder U2 auf.

Bühnenbild Carmen Bregenzer Festspiele Karten und Hände
Bregenzer Festspiele / Karl Forster
Überdimensionale Spielkarten bei „Carmen“

„Rigoletto“ (2019 und 2020)

Ein neues Bühnenbild ist heuer zu sehen: Ein überdimensionaler, fast 14 Meter hoher Clownskopf steht im Zentrum der Bühne von Giuseppe Verdis Oper „Rigoletto“. Die Augen mit 2,70 Meter breiten Augäpfeln und der Mund des 35 Tonnen schweren Gesichts sind beweglich. Auch die fast zwölf Meter hohen Hände können per Computer gesteuert werden.

Daneben befindet sich ein mit 1.300 Kubikmeter Helium gefüllter Ballon, der einen Durchmesser von 13,5 Meter hat. Am Ende wird aus dem Clownskopf ein Totenschädel – womit sich der Kreis zum „Maskenball“ von 1999 wieder schließt.

Bühnenbild Rigoletto in Rot
APA/DIETMAR STIPLOVSEK
Der Rigoletto-Kopf mutiert am Ende zum Totenschädel