Diagonale’21, Verleihung Franz-Grabner-Preis
Diagonale/Sebastian Reiser

Franz-Grabner-Preis verliehen

Im Rahmen der 24. Diagonale in Graz wurde am Donnerstag der mit je 5.000 Euro dotierte Franz-Grabner-Preis 2020 in den Kategorien Kinodokumentarfilm und Fernsehdokumentarfilm verliehen. Prämiert wurde ein im ethischen und moralischen Sinne verantwortungsvoller und glaubwürdiger Umgang der Filmschaffenden mit ihrem Medium.

Die Nominierungen für den letztjährigen Franz-Grabner-Preis wurden im Vorfeld der Diagonale’20 bekannt gegeben und aufrecht erhalten. Die Ausschreibung für den Franz-Grabner-Preis 2021 – sie läuft normalerweise parallel zur Diagonale-Ausschreibung – wurde aufgrund von Covid-19 mit angepasstem Einreichzeitraum um ein Jahr verschoben. Die Verleihung findet nächstes Jahr im Rahmen der Diagonale’22 statt.

Als bester Kinodokumentarfilm des Vorjahres setzte sich „Dieser Film ist ein Geschenk“ (2019) von Anja Salomonowitz durch. „Wenn ein Titel gut gewählt ist, dann dieser: Anja Salomonowitz’ Film eröffnet eine Welt der Kunst und Lebenslust, die das Publikum mit einem Lächeln auf den Lippen und dem bittersüßen Gefühl von Glückseligkeit zurücklässt. Der Künstler Daniel Spoerri trifft auf Oskar Salomonowitz, der als kindliches Alter Ego und Botschafter seiner Gedanken fungiert: Nichts und niemand ist vergessen, solange wir erinnern. ‚Dieser Film ist ein Geschenk‘ erweist all jenen die Ehre, die physisch nicht mehr unter uns sind, deren Leben aber wesentlicher Teil unseres eigenen Seins geworden sind – für immer.“ Mit diesen Worten begründete die internationale Jury ihre Entscheidung.

Dieser Film ist ein Geschenk © Anja Salomonowitz
Anja Salomonowitz
Der Künstler Daniel Spoerri in „Dieser Film ist ein Geschenk“

Ebenfalls nominiert waren „Die Dohnal“ (2019) von Sabine Derflinger und „Erde“ (2019) von Nikolaus Geyrhalter.

„Viva la Vulva“

Preisträger in der Kategorie Fernsehdokumentarfilm ist „Viva la Vulva" (2018) von Gabi Schweiger. „Die Vulva ist seit jeher Gegenstand von Schamgefühl, unflätigen Witzen und vulgären Anspielungen. Auf sanft-provokative Weise regt Gabi Schweigers Film zum Nachdenken an und nimmt seine Zuschauer*innen auf eine humorvoll-erhellende Reise durch Geschichte und Kulturen mit. Mythen werden augenzwinkernd widerlegt, Frauenfeindlichkeit schonungslos entlarvt. Ein starkes Statement im Kampf gegen weibliche Unterdrückung und Body Shaming“, konstatierte die Jury in ihrer Begründung.

Weiters nominiert waren „Peter Turrini – Eine komische Katastrophe“ (2019) von Danielle Proskar und „Sklaven für die Alten?“ (2019) von Ed Moschitz.

Plädoyer für den Stellenwert des Dokumentarfilms

„Vor mittlerweile fünf Jahren wurde der Franz-Grabner-Preis initiiert, um im Andenken an den Namensgeber den Stellenwert des österreichischen Kino- und Fernsehdokumentarfilms zu stärken. Franz Grabner trat zeitlebens für Qualitätsjournalismus und einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk ein, der politisch unabhängig arbeiten kann und künstlerischen Visionen, auch Experimenten den nötigen Raum einräumt. Ein Anspruch der gerade im Hinblick auf die anstehende ORF-Generaldirektorenwahl mit aller Deutlichkeit betont werden soll. So verstehen wir den Franz-Grabner-Preis auch und insbesondere als ein Plädoyer für den Stellenwert des Dokumentarfilms innerhalb des ORF“, so die Diagonale-Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber.

„Viva la Vulva“ : Mithu Sanyal
ORF/NGF Geyrhalterfilm
Mithu Sanyal in „Viva la Vulva“

„Der vom ORF mitgegründete und -gestiftete Franz-Grabner-Preis steht für humanitäre Weltanschauung und unbestechlichen, kritischen Journalismus. Es werden Filme ausgezeichnet, die nah an den Menschen und der Gesellschaft sind und sowohl inhaltlich als auch gestalterisch eine eigene Sprache entwickeln. Alle nominierten Produktionen – sowohl für TV als auch für das Kino – lösen diesen hohen kulturellen und gesellschaftlichen Anspruch ein, sind aber zugleich sehr unterschiedlich. Sie wurden alle schon im ORF ausgestrahlt – ein Beweis für die Vielschichtigkeit des ORF-Qualitätsprogrammes, das das Vertrauen der Zuschauer*innen seit Jahren genießt. Natürlich sind wir besonders froh über die Auszeichnung für ‚Viva la Vulva‘, eine Koproduktion mit der Kulturabteilung des ORF. Dieser Film – zugleich leichtfüßig und tiefgründig – trägt dazu bei, die Welt für Frauen ein wenig gerechter zu machen“, betont die Ressortleiterin der ORF-TV-Kulturdokumentationen, Sharon Nuni.

Der Preis wurde von Familie Grabner, AAFP, Film Austria, ORF und der Diagonale im Andenken an den ORF-Journalisten Franz Grabner (1955–2015) initiiert. Prämiert wird ein im ethischen und moralischen Sinne verantwortungsvoller und glaubwürdiger Umgang der Filmschaffenden mit ihrem Medium.