Bühnenfoto von „Friede auf Erden“
Wiener Festwochen/Nurith Wagner Strauss
„Friede auf Erden“

Viel bunter Stoff für wenig Botschaft

Einen musikalisch durchaus anspruchsvollen Schönberg-Liederabend boten am Sonntag die Wiener Festwochen im Jugendstiltheater am Steinhof. Die farbenprächtig in Szene gesetzte Darbietung durch die Künstlerin Ulla von Brandenburg hat ihr Versprechen eines synästhetischen Gesamtkunstwerkes allerdings nicht halten können.

Dass der Arnold Schönberg Chor im Frühling diesen Jahres sein 50-jähriges Bestehen feiert, bot offensichtlich den idealen Anlass, um im Rahmen der Wiener Festwochen einen Liederabend als Hommage an ihren Namensgeber zu veranstalten. Als wäre das bekannte Schönberg-Chorstück „Friede auf Erden“ nicht bereits anspruchsvoll genug, wurden bei der Premiere der Festwochenproduktion an diesem sommerlichen Abend noch sechs weitere Lieder des berühmten Komponisten vorgetragen.

Ausgehend davon inszenierte die deutsche Künstlerin Ulla von Brandenburg die musikalische Darbietung mit vier Schauspielerinnen und Schauspielern sowie Unmengen an farbigem Stoff als synästhetische Performance. Trotz der tagesaktuellen Friedensthematik blieb am Ende des Abends allerdings mehr die auditive Stimulation als der visuelle Reiz in Erinnerung.

Viel Stoff und Tontöpfe als Einstimmung

Bereits mit Betreten des Jugendstiltheaters am Steinhof bekam das Publikum einen ersten Vorgeschmack auf die Vorstellung. So teilten große Stoffbahnen in Gelb und Blau die Räumlichkeiten vor dem eigentlichen Aufführungsraum in einzelne Schauräume.

In diesen waren bunte Stoffproben, akurat aufgelegte Requisiten wie Tontöpfe und Holzstangen sowie die noch probenden Künstlerinnen und Künstler zu sehen und zu hören. Insgesamt waren die Farben Blau und Gelb während des gesamten Abends immer wieder dominant vertreten. Ein plakatives Zusammenspiel der Stoffbahnen als Anspielung auf den Ukrainekrieg blieb dem Publikum allerdings erspart.

Schönberg-Chor glänzte spielerisch und klanglich

Für die Darbietung selbst nahm der in bunten – wie eine Barocknachahmung wirkende, – Gewändern gekleidete Arnold Schönberg Chor den Bühnenraum sowohl physisch als auch klanglich vollends ein. In den teils mit und teils ohne Noten vorgetragenen Gesangsstücken verschmolzen die einzelnen Stimmen zu einem dichten polyphonen Klanggebilde.

Bühnenfoto von „Friede auf Erden“
Wiener Festwochen/Nurith Wagner Strauss
Der Arnold Schönberg Chor wird begleitet vom Ensemble des Klangforum Wien und sich bewegenden Stoffelementen

Im grünblau-schimmernden Priestergewand verlangte der Abend auch Erwin Ortner, dem künstlerischen Leiter und Dirigenten, sichtlich alles ab. Mit großem Körpereinsatz brachte er alle darbietenden Musikerinnen und Musiker zur gewohnten musikalischen Glanzleistung.

Hochkarätige Solisten und Musiker

Neben dem Chor boten auch zwei Solistinnen (Ursula Langmayr und Johanna Krokovay) und zwei Solisten (Tore Tom Denys und Marcell Attila Krokovay) Lieder wie „Das Buch der hängenden Gärten“ mit Texten von Stefan George gekonnt dar.

Hinweis

„Friede auf Erden“ ist noch von 17. bis 19. Mai 2022 täglich ab 20.30 Uhr im Jugendstiltheater am Steinhof zu sehen

Instrumentalmusikalisch umrahmt wurden die Sängerinnen und Sänger von hochkarätigen Ensemblemitgliedern des Klangforum Wien mit Sophie Schafleitner an der Violine, Benedikt Leitner am Violoncello und Clemens Zeilinger am Klavier.

Inszenierung als „Nummer Sicher“

Die musikalisch durchaus gelungene Darbietung erhielt mit der inszenierten Performance der in Paris lebenden Künstlerin Ulla von Brandenburg eine zusätzliche visuelle Komponente, um das synästhetische Erlebnis zu vollenden. Mit viel Einsatz von Licht (Georg Veit) und riesigen unifarbenen Stoffbahnen wurde der längsseitig bespielte Aufführungsraum zum farblichen Stimmungsraum der einzelnen Lieder.

Die vier Schauspielerinnen und Schauspieler (Benoit Resillot, Sabrina Bladassarra, Duncan Evennou, Guiseppe Molino) wechselten dazu ihre Rollen als Bühnenarbeiter, Stoffstücke-Beweger und Schattenspielfiguren andächtig ab.

Das eindrucksvolle Herunterfallen der Unmengen an Stoff aus dem Schnürboden leitete die Szenenwechsel an und brachte ganz nebenbei auch den vom Publikum ersehnten Windstoß in das durchaus schwüle Raumklima. Insgesamt blieb die visuelle Begleitung angesichts der aktuellen Kriegsereignisse eher auf der abstrakten und damit sicheren Seite.