Eingangsbereich zum Wolkenturm in Grafenegg
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Der Wolkenturm

Antikes Theater im modernen Kleid

Als einzigartige Open-Air-Bühne preisen Stars wie Zubin Mehta und Rene Flemming das architektonische Wahrzeichen des Grafenegg-Festivals: den Wolkenturm, der das Zentrum eines Freiluftauditoriums bildet, das wesentlich die Dimensionen wahren wollte – und in der Funktionsweise trotz des dekonstruktiven Äußeren die Funktion eines alten, eingebetteten griechischen Theaters der Antike erhalten wollte.

1.700 Sitzplätze und 400 Rasenplätze, das bietet das Auditorium, in dem die großen Freiluftkonzerte von Grafenegg abgehalten werden. Neben der Schlosskulisse ist der Wolkenturm zum Wahrzeichen dieses Festivals geworden – auch für eine unverkrampfte, offene Verbindung zwischen Klassischem und Modernem.

Mit der Festivaleröffnung 2007 ging auch der Wolkenturm in Betrieb, der vom Architekturbüro next ENTERprise und dem Team Marie-Therese Harnoncourt und Ernst J. Fuchs geplant wurde. Beide hatten sich in einem Wettbewerb gegen die Konkurrenz behauptet und die markante Anlage in eine Senke vor dem Schloss gesetzt.

Blicks ins Innere des Auditoriums
Gerhard Deutsch / Kurier / picturedesk
Muschelform entscheidet über das satte Hörerlebnis

Erreichen wollte man den Klangeffekt eines griechischen Theaters, weswegen es nicht nur Tribünen aus Beton gibt, sondern so etwas wie den „Grünen Hügel“ von Grafenegg. Denn ohne Berg rundherum kein Effekt eines antiken Theaters, vor allem griechischer Bautart, das sich ja immer in die Landschaft eingesenkt hatte, anstatt sich über diese zu erheben.

Der „Grüne Hügel“ mit kühnem Stahl

„Neben seiner Funktion als akustisch perfekte Open-Air-Bühne denke ich mir den Wolkenturm auch als Gartenpavillon, als strukturierendes Element, das unerwartete Ansichten bietet“, sagte Architektin Harnoncourt. Einerseits ist der Türm mit dem Auditorium so angelegt, dass die Anlage von verschiedenen Seiten rasch zu betreten und verlassen ist, was sich angesichts unvorhergesehener Wetterereignisse als Vorteil erwiesen hat. Andererseits funktioniert die Anlage wie eine große, begehbare Skulptur, in der der Besuch des Konzerts schon vor dem ersten Takt zum Erlebnis mutiert.

Wolkenturm von unten
Roland Schlager / APA / picturedesk
Der „Grüne Hügel“ von Grafenegg

Bewusst, sagte der musikalische Leiter Buchbinder, sei man mit den Dimensionen umgegangen. Man wollte nie zu groß werden – und das hat viel mit der akustischen Dimension dieses Ortes zu tun. Auch auf dem obersten Platz solle ein Pianissimo zu hören sein. Und überzogene Verstärkung beim Klassikkonzert vermieden werden.

Bei Schlechtwetter, so der Veranstalter, würden die Wolkenturmkonzerte in das Auditorium verlegt. Für Kartenbesitzerinnen der Kategorien eins bis sechs gibt es im Auditorium einen alternativen Sitzplatz. Für Karten in der Kategorie sieben und Rasenplätze wird eine Videoübertragung in der Reitschule angeboten.