Neben dem Theater soll ukrainischen Angaben zufolge am Mittwoch noch ein weiterer Ort bombardiert worden sein, an dem sich Zivilisten aufhielten. Getroffen worden sei ein Schwimmbad, in dem Frauen mit Kindern sowie Schwangere Schutz gesucht hätten, meldete die Agentur Unian unter Berufung auf den Chef der Militärverwaltung des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko. Menschen seien verschüttet worden. Auch für diesen Angriff machte die ukrainische Seite russische Soldaten verantwortlich.
Mariupol ist seit Wochen von russischen Truppen eingeschlossen und wird von mehreren Seiten aus beschossen. Hunderttausende Menschen sollen unter katastrophalen Bedingungen in der Stadt am Asowschen Meer eingeschlossen sein.
UNO-Gericht: Russland muss Krieg stoppen
Der Internationale Gerichtshof (IGH) hat indessen angeordnet, dass Russland sofort die militärische Gewalt in der Ukraine beenden muss. Das höchste Gericht der Vereinten Nationen gab am Mittwoch in Den Haag einer Klage der Ukraine gegen Russland statt. Russland selbst blieb der Verlesung der Entscheidung im Friedenspalast fern. Die Gewalt müsse sofort enden, sagte die Präsidentin des Gerichtes, Joan Donoghue. Dieser Einsatz führe zu unzähligen Toten und Verletzten.
Die Entscheidung des Gerichtshofes ist das erste Urteil eines internationalen Gerichts nach der Invasion Russlands vor knapp drei Wochen. Die Ukraine hatte das Dringlichkeitsverfahren angestrengt und Sofortmaßnahmen gegen Russland gefordert. Der Klage gab das Gericht nun statt.
Das Urteil ist zwar bindend. Doch Experten bezweifeln, dass Moskau sich an eine Anordnung halten wird. Auch die Anhörung am 7. März hatte Russland bereits boykottiert. Das Gericht besitzt keine Machtmittel, um einen unterlegenen Staat zu zwingen, ein Urteil umzusetzen. Das Urteil kann aber internationale Signalwirkung haben und den Druck auf Moskau erhöhen.
Reden von Selenski und Putin
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski hat in einem dringlichen Appell vor beiden Kammern des US-Kongresses mehr Unterstützung der westlichen Verbündeten gefordert. Es müsse jede Woche neue Sanktionen gegen Russland geben, während die Ukraine dringend mehr Waffen und eine Flugverbotszone brauche, sagte er per Videoschaltung aus Kiew vor US-Senatoren und Abgeordneten des Repräsentantenhauses in Washington. „Jetzt, in der dunkelsten Stunde für unser Land und für ganz Europa, fordere ich Sie auf, mehr zu tun.“
Der russische Präsident Wladimir Putin wiederum hat seine Bevölkerung auf erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen der Sanktionen eingestimmt und diesbezüglich scharfe Kritik an den westlichen Staaten geübt. Diese würden einen „wirtschaftlichen Blitzkrieg“ gegen Russland führen, sagte Putin am Mittwoch in einer Rede. Dieser Krieg werde aber nicht erfolgreich sein, so Putin, der zugleich beteuerte, dass die Ukraine-Krieg „nach Plan“ verlaufe.
Neutralität als Option?
Der Kreml hält in dem Konflikt eine Neutralität des Nachbarlandes nach dem Vorbild Schwedens und Österreichs für möglich. „Das ist die derzeit diskutierte Option“, so Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Dieses Neutralitätsmodell könne „ein Kompromiss“ sein. Kiew wies diesen Vorschlag allerdings umgehend zurück.
Debatte: Welche Auswirkungen wird der Krieg haben?
Der russische Präsident Wladimir Putin führt den Krieg in der Ukraine trotz internationaler Appelle und Sanktionen weiter. Wie wirksam sind Sanktionen? Warum ist die Ukraine so allein? Wie kann man den Geflüchteten am besten helfen? Welche Auswirkungen wird der Krieg haben?
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