Die Gespräche sollen bis Mittwoch dauern. Zu den zentralen Themen gehören nach Angaben von Selenski „Sicherheitsgarantien und die Neutralität“ sowie der Status der Ukraine als „atomwaffenfreier Staat“. Eine Neutralität der Ukraine ist eine der russischen Hauptforderungen. Selenski sagte am Sonntag, seine Regierung werde die Frage „gründlich“ prüfen.
Erste Verhandlungen auf Ministerebene am 10. März im türkischen Antalya hatten keine konkreten Fortschritte im Bemühen um eine Waffenruhe in der Ukraine gebracht. Seitdem wurden die Gespräche per Videokonferenz fortgesetzt. Beide Konfliktparteien bezeichneten sie zuletzt als „schwierig“.
„Irpin ist befreit“
Trotz der russischen Ankündigung, sich auf den Osten der Ukraine zu konzentrieren, meldet der Gouverneur der nordwestukrainischen Region Riwne am Abend einen russischen Raketenangriff auf ein Öldepot. Weitere Kämpfe gibt es auch rund um Kiew. Die nahe der ukrainischen Hauptstadt seit Wochen umkämpfte Stadt Irpen ist nach Angaben des dortigen Bürgermeisters wieder komplett in ukrainischer Hand. Die Angaben können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden. Das gilt auch für die bei Sumy gelegene Ortschaft Trostjanez. Auch diese sei, in diesem Fall US-Angaben zufolge, wohl wieder von ukrainischen Truppen zurückerobert worden.
Weiter schwer umkämpft bleibt die Hafenstadt Mariupol. „Etwa 5.000 Todesopfer wurden beerdigt“, sagte dazu heute die ukrainische Verantwortliche für Flüchtlingskorridore, Tetjana Lomakina. Allerdings würden seit ungefähr zehn Tagen wegen der anhaltenden Bombardements durch die russischen Truppen in Mariupol keine Bestattungen mehr vorgenommen, weswegen die Zahl der Toten bereits auf rund 10.000 geschätzt werde.
Von auf den Straßen liegenden Leichen berichtete zuletzt auch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Dazu kommt die Warnung vor einer humanitären Katastrophe. Die in der Stadt eingeschlossenen Menschen hätten unter anderem „seit Wochen keinen Zugang zu Wasser und Nahrung“, sagte der Notfallkoordinator für Ärzte ohne Grenzen.
Kriegsschäden von über 500 Milliarden
Der russische Angriffskrieg hat nach Angaben des ukrainischen Wirtschaftsministeriums bisher Schäden von 564,9 Milliarden Dollar (514 Mrd. Euro) verursacht. 8.000 Kilometer Straßen und zehn Millionen Quadratmeter Wohnfläche seien beschädigt oder zerstört. Eingerechnet würden unter anderem Schäden an der Infrastruktur, Verluste bei der Wirtschaftsleistung und andere Faktoren, sagte Wirtschaftsministerin Julia Swyrydenko.
Ukraine weist Bericht über Vergiftung zurück
Für Aufsehen sorgt indes ein Bericht vom „Wall Street Journal“ („WSJ“), wonach der russische Oligarch Roman Abramowitsch und mindestens zwei Abgesandte der ukrainischen Seite nach Friedensverhandlungen zwischen Moskau und Kiew Anfang März Vergiftungserscheinungen gezeigt haben. Abramowitsch reist der Zeitung zufolge derzeit zwischen Russland und der Ukraine hin und her und versucht, in dem Konflikt zu vermitteln.
In der Ukraine wurde der Bericht über mutmaßliche Vergiftungen zurückgewiesen. „Im Informationsbereich gibt es gerade viele Spekulationen, unterschiedliche Verschwörungsversionen und Elemente des einen oder anderen Informationsspiels“, sagt der ukrainische Unterhändler Mychajlo Podoljak, demzufolge alle Mitglieder der Verhandlungsgruppen weiter normal arbeiten.
Debatte: Welche Auswirkungen wird der Krieg haben?
Der russische Präsident Wladimir Putin führt den Krieg in der Ukraine trotz internationaler Appelle und Sanktionen weiter. Wie wirksam sind Sanktionen? Warum ist die Ukraine so allein? Wie kann man den Geflüchteten am besten helfen? Welche Auswirkungen wird der Krieg haben?
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