Der Donezker Separatistenführer Denis Puschilin sagte, der Hafen von Mariupol befinde sich bereits unter der Kontrolle der prorussischen Kämpfer. Die letzten verbliebenen ukrainischen Verteidiger der Stadt hätten sich in den Stahlwerken verschanzt. Der „Einsatz“ in der Ostukraine werde nun „intensiviert“, kündigte Puschilin an.
„Heute wird wahrscheinlich die letzte Schlacht sein, da die Munition zur Neige geht“, erklärte die 36. Marinebrigade der ukrainischen Streitkräfte. Die russische Armee habe die ukrainischen Soldaten „umzingelt“, alle Infanteristen seien bereits getötet worden. Der stellvertretende Bürgermeister Serhij Orlow dementierte indes diese Berichte.
Schlüsseldatum 9. Mai?
Ziel Moskaus ist laut Experten die Errichtung einer direkten Landverbindung zwischen der 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim und den von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebieten in den Regionen Luhansk und Donezk. Das am Asowschen Meer gelegene Mariupol gilt dabei als strategisch entscheidend.
Inzwischen ist die einst 400.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählende Stadt weitgehend zerstört, die humanitäre Lage katastrophal. Experten gehen davon aus, dass Putin am 9. Mai, dem Tag der Befreiung von Nazi-Deutschland, einen Sieg im Donbas verkünden will.
Nehammer bei Putin
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) kam unterdessen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu einem Gespräch in Moskau zusammen. Er bezeichnete die Begegnung als „sehr direkt, offen und hart“. Er habe „generell keine positiven Eindrücke“ gewonnen. Wichtig sei aber „persönlicher Kontakt“, der Weg des Dialogs müsse weiter gegangen werden, „damit es kein Vakuum gibt“, so Nehammer, der als erster EU-Regierungschef seit Kriegsausbruch nach Russland reiste.
Erstmals Zahlungsausfall bei russischer Firma
Erstmals seit dem Einmarsch in die Ukraine stellte eine europäische Gläubigervereinigung den Zahlungsausfall eines russischen Unternehmens fest. Bei einer von der Russischen Eisenbahn ausgegebenen Anleihe gebe es ein Zahlungsversäumnis („failure to pay“), teilte das EMEA Credit Derivatives Determinations Committee am Montag mit, dem einige der weltgrößten Investmentbanken angehören. Dabei handelt es sich um ein Darlehen in Höhe von 250 Millionen Schweizer Franken mit Fälligkeit 2026.
Debatte: Wie verändert der Krieg unsere Welt?
Seit mehreren Wochen führt der russische Präsident Wladimir Putin Krieg in der Ukraine, und ein Ende ist nicht abzusehen. Die Solidarität mit der Ukraine schweißt Europa und die USA zusammen. Wird die Solidarität innerhalb der EU tatsächlich halten? Muss sich Österreich längerfristig zwischen Neutralität und NATO entscheiden? Und wird sich China auf die Seite Russlands stellen?
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