Ebenfalls zu einem Überraschungsbesuch in die Ukraine kam am Sonntag die First Lady der USA, Jill Biden. Sie machte im Rahmen einer Osteuropatour einen nicht angekündigten Abstecher in die westliche Stadt Uschhorod nahe der slowakischen Grenze. Biden war zuvor in Rumänien und der Slowakei mit ukrainischen Flüchtlingen zusammengetroffen. In Kiew hielten sich am Sonntag auch der kroatische Ministerpräsident Andrej Plenkovic und die norwegische Außenministerin Annika Huitfeldt auf.
Als zweithöchste Repräsentantin Deutschlands besuchte zudem Bundestagspräsidentin Bärbel Bas Kiew. Auch sie sprach mit Selenskyj und brachte Deutschlands Solidarität mit der Ukraine zum Ausdruck. Die SPD-Politikerin gedachte zudem anlässlich des 77. Jahrestags des Sieges der Alliierten über Hitler-Deutschland der Opfer des von Nazi-Deutschland entfesselten Zweiten Weltkriegs.
60 Tote bei Angriff auf Schule befürchtet
Angesichts des morgen in Russland anstehenden „Tag des Sieges“ hat Moskau unterdessen seine Bemühungen intensiviert, im Ukraine-Krieg Geländegewinne zu erzielen. Dabei kam es auch zu einem möglicherweise folgenschweren Angriff, bei dem eine Bombe eine Schule traf. Bei einem Luftangriff auf eine Schule im Gebiet Luhansk sind laut ukrainischen Behörden möglicherweise bis zu 60 Menschen ums Leben gekommen.
Nach mehreren Tagen ohne nennenswerte Fortschritte haben die russischen Truppen bei ihren Angriffen im Donbas-Gebiet nach ukrainischen Angaben nun wieder Geländegewinne erzielt. „In Richtung Liman hat der Feind durch Angriffe den Nordrand von Schandrigolowe erobert“, teilte der ukrainische Generalstab am Sonntag in seinem Lagebericht mit. Darüber hinaus fahren die russischen Truppen auch weiterhin Angriffe Richtung Sjewjerodonezk, Popasna und Awdijiwka.
Lage in Stahlwerk für Verbliebene verzweifelt
Nach der Rettung der letzten Zivilisten aus dem Gelände von Asow-Stahl in Mariupol hofft die Ukraine auf die Rettung auch ihrer Verwundeten und Soldaten. Präsident Selenskyj sprach von einer zweiten möglichen Phase der Evakuierung, die vorbereitet werde. Russische Kräfte setzten unterdessen ihre Angriffe auf das Werk fort, das die letzte Bastion der Ukrainer in der weitgehend zerstörten Hafenstadt ist.
Für die verbleibenden Soldaten ist die Lage aber verzweifelt. Ungeachtet ihrer äußerst schwierigen Lage wollen sie nicht aufgeben. „Kapitulation ist keine Option für uns, weil Russland kein Interesse an unserem Leben hat“, sagte Illja Samojlenko vom Asow-Regiment bei einer Onlinepressekonferenz, bei der er eigener Aussage zufolge aus dem Inneren des Werks zugeschaltet war.
Debatte: Was bringt uns den Frieden wieder?
In einem offenen Brief namhafter Intellektueller an den deutschen Kanzler Olaf Scholz wird gefordert, keine „weiteren schweren Waffen“ mehr in die Ukraine zu liefern. Kann Russlands Präsident Wladimir Putin tatsächlich an den Verhandlungstisch geholt werden, und wie weit darf der Westen Staatsgebiete der Ukraine zur Disposition stellen? Wie lässt sich Frieden besser durchsetzen: mit militärischer Stärke oder Diplomatie? Wiederholen sich jetzt wieder die Debatten des Kalten Krieges?
Diskutieren Sie mit in debatte.ORF.at!