Neben einem Besuch in den Kiewer Vororten Butscha und Irpin traf sich Baerbock auch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Es sei von großem Wert für das Land, dass sich Deutschland solidarisch zeige mit dem ukrainischen Volk, sagte Selenskyj dazu in einem von der Präsidialverwaltung veröffentlichten Video. Deutschlands Kanzler Olaf Scholz sprach im Zusammenhang mit Baerbocks Ukraine-Reise von einer „guten Grundlage für die unverändert wichtigen Zusammenarbeitsbeziehungen, die wir haben“.
Menschenrechtsverletzungen dokumentiert
Im Namen Deutschlands sicherte Baerbock der Ukraine auch volle Unterstützung bei der Aufklärung der im Raum stehenden Kriegsverbrechen zu. Butscha sei zum Symbol für „unvorstellbare Verbrechen“ wie „Folter, Vergewaltigung, Mord“ geworden, wie die deutsche Außenministerin dazu auf Twitter mitteilte.
Geht es nach der UNO-Menschenrechtsbeauftragten für die Ukraine, Matilda Bogner, haben die von ihr angeführten Ermittlerteams bereits zahlreiche Menschenrechtsverletzungen dokumentiert – darunter könnten Kriegsverbrechen sein. Außer Frage stellte Bogner, dass die Zahl der zivilen Todesopfer im Ukraine-Krieg weit höher sei, als die bisher von der UNO offiziell dokumentierten rund 4.000 Fälle. Allein in Mariupol werden Tausende Tote befürchtet.
USA rechnen mit langem Krieg
Die US-Geheimdienste gehen ihrer Direktorin Avril Haines zufolge indes davon aus, dass der russische Präsident Wladimir Putin sich auf einen langen Konflikt vorbereitet. Auch ein russischer Sieg im Donbas würde möglicherweise nicht das Ende des Krieges bedeuten. Was die Situation am Kriegsschauplatz betriff, spricht der Chef des US-Militärgeheimdienstes Scott Berrier von einer Pattsituation.
Kiew: Über tausend Soldaten im Stahlwerk
Ukrainischen Angaben zufolge bereiten sich russische Truppen im Donbas weiterhin auf Vorstöße in den Regionen Lyman und Sewerodonezk vor. Meldungen, wonach die prorussischen Separatisten bis an die Verwaltungsgrenzen des Gebietes Luhansk vorgedrungen sein sollen, widersprach Kiew. Beim Beschuss von Odessa im Süden soll es mehrere Tote gegeben haben.
Weiter schwer umkämpft ist das Stahlwerk von Mariupol. In dem von russischen Truppen belagerten Industriekomplex befinden sich den Regierungsangaben zufolge noch mehr als tausend ukrainische Soldaten. Das Stahlwerk ist die letzte von ukrainischen Truppen gehaltene Bastion in der von Russland weitgehend kontrollierten Hafenstadt.
In den vergangenen Tagen wurden mit Hilfe der Vereinten Nationen und des Roten Kreuzes mehrere hundert Frauen, Kinder und ältere Menschen aus dem Stahlwerk geholt. Angaben, wonach sich noch rund hundert Zivilisten auf dem Gelände befinden sollen, wurden von der ukrainischen Regierung dementiert.
Debatte: Wie Frieden erreichen?
In einem offenen Brief namhafter Intellektueller an den deutschen Kanzler Olaf Scholz (SPD) wird gefordert, keine „weiteren schweren Waffen“ mehr an die Ukraine zu liefern. Kann Russlands Präsident Wladimir Putin tatsächlich an den Verhandlungstisch geholt werden? Wie weit darf der Westen Staatsgebiete der Ukraine zur Disposition stellen? Wie lässt sich Frieden besser durchsetzen: mit militärischer Stärke oder Diplomatie? Wiederholen sich jetzt die Debatten des Kalten Krieges?
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