Auch im Süden der Ukraine lieferten einander russische und ukrainische Truppen in der Region zwischen Cherson und Mykolajiw erneut erbitterte Gefechte, hieß es aus Kiew. Wenig Veränderungen gibt es hingegen offenbar in Mariupol. Dort würden die im Stahlwerk verschanzten Verteidiger weiterhin bombardiert.
Die ukrainische Führung schlug dem russischen Militär nun ein Tauschgeschäft vor. „Wir transportieren unsere schwer verwundeten Burschen in einem humanitären Korridor aus Asow-Stahl ab“, sagte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk. Gleichzeitig lasse das ukrainische Militär russische Kriegsgefangene „nach Standardregeln für deren Austausch“ frei. Die Verhandlungen über das Tauschgeschäft um das Asow-Stahl-Werk dauerten noch an, so Wereschtschuk.
Das weiträumige Stahlwerk ist die letzte Bastion der ukrainischen Truppen in der inzwischen schwer zerstörten Hafenstadt Mariupol. Das russische Militär fordert von den Verteidigern die Kapitulation, die ukrainischen Truppen lehnen das kategorisch ab.
UNO spricht von „unvorstellbarem Horror“
Laut UNO werden in der Ukraine „ungeheure Menschenrechtsverletzungen“ begangen. Die Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, sagte in Genf, man untersuche "Vorwürfe von Verstößen gegen die internationalen Menschenrechtsnormen und das humanitäre Völkerrecht, von denen viele auf Kriegsverbrechen hinauslaufen können“. Die Verstöße seien überwiegend russischen Streitkräften und ihren Verbündeten zuzuschreiben. „Die Stadt Mariupol (…) hat seit dem Beginn des russischen Angriffs unvorstellbaren Horror erlebt“, so Bachelet. Ihr Büro ging von Tausenden zivilen Toten in der Stadt aus.
HRW: Einsatz von Streumunition
Laut einem Bericht der Organisation Human Rights Watch (HRW) setzten die russischen Streitkräfte auch international geächtete Streumunition in der Ukraine ein. Dadurch seien Hunderte Zivilpersonen ums Leben gekommen sowie Schulen, Wohn- und Krankenhäuser beschädigt worden, berichtete die Menschenrechtsorganisation in der Nacht in Genf.
Wie viele Einsätze es insgesamt waren, sei schwer zu sagen, so HRW, man gehe aber von Hunderten aus. Auch die ukrainische Armee habe solche Munition mindestens einmal eingesetzt, hieß es weiter.
Debatte: Wie Frieden erreichen?
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine nimmt kein Ende – eine Lösung ist nicht in Sicht. Wie kann Russlands Präsident Wladimir Putin an den Verhandlungstisch geholt werden? Wie lässt sich Frieden besser durchsetzen: mit militärischer Stärke oder Diplomatie? Wiederholen sich jetzt die Debatten des Kalten Krieges?
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