Ein russischer Abgeordneter fordert unterdessen die Todesstrafe. Für Unruhe sorgte auch ein Bericht, demzufolge der russische Generalstaatsanwalt beim Höchstgericht um die Einstufung des Asow-Bataillons als Terrororganisation angesucht hat.
600 befanden sich noch im Stahlwerk
In dem Stahlwerk sollen bis zu den Evakuierungen rund 600 Kämpfer ausgeharrt haben. Laut der ukrainischen Regierung wurden am Montag 211 in den Ort Oleniwka gebracht, der in der von prorussischen Separatisten kontrollierten Region Donezk liegt. 53 verwundete Soldaten seien in ein Krankenhaus in der russisch kontrollierten Stadt Nowoasowsk gebracht worden. Zur zweiten Evakuierungswelle gibt es noch keine näheren Informationen.
Für die Kämpfer sei ein möglicher Gefangenenaustausch mit Russland vorgesehen, hieß es von ukrainischer Seite. Das russische Parlament erwägt allerdings, die Soldaten des Asow-Regiments von einem Austausch auszunehmen. „Das sind Kriegsverbrecher, und wir müssen alles dafür tun, sie vor Gericht zu bringen“, sagte Duma-Chef Wjatscheslaw Wolodin. Nach Ansicht von Leonid Sluzki, der für Russland mit der Ukraine verhandelt, verdienen sie die Todesstrafe.
Ukraine meldet schwere Gefechte im Osten
Das ukrainische Militär meldete unterdessen schwere Gefechte um die Großstadt Sjewjerodonezk im Osten. Die russischen Truppen würden das Gebiet „ohne Unterlass“ bombardieren, sagte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj. „Nahe der Ortschaft Syrotyne haben die russischen Eroberer Verluste erlitten und sich zurückgezogen“, teilte der ukrainische Generalstab mit.
Russlands Verteidigungsministerium berichtete über zahlreiche Raketenangriffe auf verschiedene Landesteile. In der Region Charkiw sollen Teile der Eisenbahninfrastruktur zerstört und im Gebiet Donezk mehrere Ziele mit Raketen beschossen worden sein. Im Gebiet um Lwiw im Westen sollen Waffenlieferungen aus den USA und Europa zerstört worden sein. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Die russischen Streitkräfte setzen laut britischem Verteidigungsministerium zunehmend auf „wahllosen Artilleriebeschuss“. Russland habe nur begrenzte Möglichkeiten zur Erfassung von Zielen und scheue zudem das Risiko, Kampfflugzeuge über ukrainisch kontrolliertem Gebiet einzusetzen, hieß es unter Berufung auf die Geheimdienste.
Schweden unterzeichnet NATO-Antrag
Schwedens Außenministerin Ann Linde unterzeichnete heute den NATO-Mitgliedsantrag ihres Landes. Dieser werde nun NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg übermittelt, sobald auch Finnland seinen Antrag unterzeichnet hat. Dessen Präsident Sauli Niinistö hielt sich auf Einladung des schwedischen Königs Carl XVI. Gustaf in Stockholm auf.
Die Verteidigungsminister der Europäischen Union befassen sich heute mit dem Krieg. Bei dem Brüsseler Treffen wollen sie sich per Videokonferenz mit dem ukrainischen Verteidigungsminister Olexij Resnikow sowie mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg austauschen. Die Ukraine erhofft sich unter anderem von Deutschland mehr schwere Waffen.
UNICEF: Krieg verschärft Mangelernährung
Der Ukraine-Krieg verschärft nach UNICEF-Angaben das Problem schwerer Mangelernährung bei Kindern. „Bereits vor dem Krieg in der Ukraine hatten viele Familien aufgrund von Konflikten, Klimaschocks und den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie Schwierigkeiten, ihre Kinder zu ernähren“, sagte die UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. Jetzt entstünden zusätzliche Probleme. Die Ukraine, die als Kornkammer Europas gilt, kann durch den Krieg unter anderem viel weniger Getreide exportieren.
Debatte: Wie Frieden erreichen?
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine nimmt kein Ende – eine Lösung ist nicht in Sicht. Wie kann Russlands Präsident Wladimir Putin an den Verhandlungstisch geholt werden? Wie lässt sich Frieden besser durchsetzen: mit militärischer Stärke oder Diplomatie? Wiederholen sich jetzt die Debatten des Kalten Krieges?
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