Auf militärischer Ebene hat die Ukraine nach eigenen Angaben russische Stellungen in der Region Cherson im Süden des Landes angegriffen. Die Luftstreitkräfte hätten Angriffe auf Standorte mit Ausrüstung und Personal sowie Felddepots in der Nähe von fünf Orten in der Region geflogen, teilte der Generalstab der ukrainischen Armee auf Facebook mit. Großbritannien warnte zuvor vor der Ausbreitung von tödlichen Krankheiten wie Cholera in den russisch besetzten Gebieten.
Cherson wird seit den ersten Tagen der russischen Invasion nahezu vollständig von russischen Truppen kontrolliert. Kiew befürchtet, dass Moskau dort demnächst ein Referendum über einen Anschluss an Russland abhalten könnte. Die Ukraine hat eine Offensive zur Rückeroberung des Gebiets gestartet. Die militärische Lage dort bleibe „angespannt“, teilte das ukrainische Präsidialamt nun mit.
Es gebe vermutlich bereits einen kritischen Medikamentenmangel in der südukrainischen Stadt Cherson, schlug das Verteidigungsministerium in London zudem Alarm. In der Hafenstadt Mariupol drohe ein Choleraausbruch. „Die medizinische Versorgung in Mariupol steht wahrscheinlich bereits kurz vor dem Zusammenbruch.“
Gefechte um Sjewjerodonezk halten an
Bei anhaltenden Kämpfen im Donbas im Osten des Landes rückten die russischen Truppen nach ukrainischen Angaben auf den Verkehrsknotenpunkt Bachmut südwestlich von Sjewjerodonezk vor. Russische Truppen drohen laut Ukraine damit, den Nachschub für das Verwaltungszentrum Sjewjerodonezk abzuschneiden.
Die Kämpfe um die einstige Großstadt Sjewjerodonezk verlaufen weiter ohne größere Veränderungen. In Richtung Slowjansk, einem weiteren strategischen Hauptziel der russischen Truppen im Donbas, ist hingegen nach den schweren Kämpfen der Vortage vorläufig Ruhe eingekehrt.
Kiew: Bis zu 200 Soldaten täglich getötet
Nach offiziellen ukrainischen Angaben kommen täglich zahlreiche ukrainische Soldaten ums Leben. Verteidigungsminister Olexij Resnikow sprach von bis zu 100 Toten und 500 Verwundeten. Präsidentenberater Mychajlo Podoljak nannte gar 100 bis 200 Gefallene pro Tag. Russland erleide ukrainischen Angaben zufolge aber beim Kampf um Sjewjerodonezk ebenfalls erhebliche Verluste, teilte der Luhansker Gouverneur Serhij Gajdaj auf Facebook mit.
Debatte: Was könnte Russland zum Frieden bewegen?
Mehr als drei Monate dauert der russische Angriffskrieg in der Ukraine bereits. Anfängliche Friedensverhandlungen sind eingefroren. Wie sind die bisherigen Reaktionen des Westens zu bewerten? Welche Chancen hat die Diplomatie derzeit? Was könnte Russland zum Frieden bewegen?
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