Es gebe zwar heftige Kämpfe um die in der Region Luhansk gelegene Stadt, sagte ein ukrainischer Armeesprecher am Samstag im Fernsehen. Lyssytschansk sei „aber nicht eingekesselt und weiter unter Kontrolle der ukrainischen Armee“, hieß es. Kurz zuvor hatten die prorussischen Separatisten verkündet, man habe „die letzten strategischen Hügel“ erobert. „Damit können wir vermelden, dass Lyssytschansk vollständig eingekreist ist.“
Die russische Seite begann im Osten offenbar eine neue Offensive. Der ukrainische Generalstab meldete am Samstag Angriffe praktisch entlang des gesamten Frontverlaufs im Osten und Süden des Landes. Schwerpunkt war der Raum Charkiw und es gab wiederum Artilleriebeschuss. Zuvor hatte Kiew der russischen Armee „Terror“ vorgeworfen.
Für die Stadt Mykolajiw gaben die Behörden eine Warnung aus, nachdem es laut Bürgermeister Olexandr Senkewich mehrere Explosionen, offenbar als Folge eines russischen Angriffs auf die Stadt mit knapp einer halben Million Einwohnerinnen und Einwohnern, gegeben hatte. Die Stadtregierung riet den Einwohnern, Schutzräume aufzusuchen.
„Krieg gegen Zivilisten“
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba warf Russland einen Krieg gegen Zivilisten vor. „Ich fordere unsere Partner dringend auf, der Ukraine so schnell wie möglich moderne Raketenabwehrsysteme zur Verfügung zu stellen. Helft uns, Leben zu retten und diesem Krieg ein Ende zu setzen“, appellierte Kuleba via Twitter.
Hilfe sagte inzwischen die US-Regierung – in einem Umfang von weiteren umgerechnet fast 790 Mio. Euro – zu. Washington will Raketen- und Radarsysteme sowie Munition liefern.
Gasversorgung bleibt Thema Nummer eins
Nach wie vor beschäftigt das Thema russisches Erdgas und Versorgungssicherheit die europäischen Regierungen. Das Füllen der Speicher verläuft dort und da – vor allem auch in Österreich – aktuell nicht nach Plan, seit Russland seine Liefermengen deutlich gedrosselt hat.
Die FPÖ will deshalb Anfang der Woche den Nationalen Sicherheitsrat einberufen. Die Bundesregierung berät. In Deutschland – dort gilt mittlerweile Warnstufe zwei von drei – fürchtet die Bundesnetzagentur inzwischen einen Totalausfall der russischen Lieferungen und berichtet von erheblicher „Nervosität“ in der Industrie.
Wohin steuert Krieg in Ukraine?
Ganze Städte sind dem Erdboden gleichgemacht und auch abseits der hart umkämpften Frontlinien im Osten des Landes sterben Zivilisten durch russische Raketen: Auch Monate nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist kein Ende des mitten in Europa tobenden Krieges abzusehen. Was könnte Russland zum Frieden bewegen? Inwieweit hat die Diplomatie derzeit überhaupt Chancen? Wohin steuert der Krieg in der Ukraine?
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