Schoigu gab den Befehl bei einer Truppeninspektion. Das Verteidigungsministerium veröffentlichte ein Foto, das Schoigu in Tarnuniform mit Offizieren in einer Kommandozentrale im Kampfgebiet zeigt. Moskau begründete die angekündigte Verschärfung der Angriffe damit, dass ukrainische Angriffe auf zivile Infrastruktur und Bewohner in Städten im Donbas und anderen Regionen verhindert werden sollten. Es sind jedenfalls die russischen Truppen, die nachweislich zivile Infrastruktur beschießen und die ukrainische Bevölkerung terrorisieren.
Schoigu habe die Anweisung erteilt, „in allen Kampfgebieten die Möglichkeit auszuschließen, dass das Regime in Kiew schwere Raketen- und Artillerieangriffe auf zivile Infrastruktur“ ausführen könne, heißt es im russischen Statement.
Zuvor hatte der ukrainische Generalstab schon verstärkte Angriffe der russischen Streitkräfte nach einer Umgruppierung ihrer Kräfte gemeldet. Die Ukraine habe in den vergangenen 24 Stunden russische Sturmversuche in Richtung Bachmut und vor Donezk abgewehrt, teilte der Generalstab in seinem Lagebericht mit.
Zu einem ähnlichen Schluss kamen auch die Militärexperten des Institute for the Study of the War (ISW). Die Verschnaufpause, die russischen Truppen nach der Einnahme des Ballungsraums Sjewjerodonezk/Lyssytschansk von Präsident Wladimir Putin selbst gewährt wurde, sei vorbei. Derzeit handle es sich noch um kleinere Gefechte. „Wenn die operative Pause tatsächlich zu Ende ist, werden die Russen wahrscheinlich in den nächsten 72 Stunden ihre Angriffe fortsetzen und verstärken“, heißt es in der Analyse des ISW.
London: Moskau übertreibt eigene Erfolge
Dem britischen Geheimdienst zufolge macht Russland immer wieder falsche Angaben über angebliche eigene Erfolge und Fortschritte im Krieg. Damit solle wohl die eigene Bevölkerung bei der Stange gehalten werden, so die Mutmaßung des Geheimdienstes in seinem täglichen Statement zur Lage in der Ukraine.
Selenskyj: Russlands Gesellschaft „verkrüppelt“
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht die russische Gesellschaft angesichts des Krieges gegen sein Land für Jahrzehnte geschädigt. Die Ukraine werde sich „Menschlichkeit und Zivilisation“ bewahren, sagte er in der Nacht in seiner Videoansprache. Zerstörte Bildungseinrichtungen würden wieder aufgebaut, versprach er. „Aber die russische Gesellschaft mit so vielen Mördern und Henkern wird für Generationen verkrüppelt bleiben – und zwar aus eigener Schuld.“
Kiew bestätigt Erhalt von Raketenwerfersystem M270
Die Ukraine erhielt nach eigenen Angaben ein neues Raketenwerfersystem aus dem Westen. „Keine Gnade für den Feind“, schreibt Verteidigungsminister Olexij Resnikow auf Twitter. Die M270-Systeme würden den US-amerikanischen HIMARS „auf dem Schlachtfeld gute Gesellschaft“ leisten.
Unterdessen starb ein Brite, der aufseiten der Ukraine kämpfte, in Kriegsgefangenschaft der russischen Separatisten. London will Moskau dafür zur Rechenschaft ziehen und bestellte den Botschafter ein.
Wohin steuert der Krieg in der Ukraine?
Ganze Städte sind dem Erdboden gleichgemacht, und auch abseits der hart umkämpften Frontlinien im Osten der Ukraine sterben Zivilisten durch russische Raketen: Auch Monate nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist kein Ende des mitten in Europa tobenden Krieges abzusehen. Was könnte Russland zum Frieden bewegen? Inwieweit hat die Diplomatie derzeit überhaupt Chancen? Wohin steuert der Krieg in der Ukraine?
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