Er forderte die Opposition auf, ohne Vorbehalte in eine Notstandsregierung einzutreten. „Wir befinden uns in einem Einsatz für die Heimat, einem Krieg zur Sicherung unserer Existenz, einem Krieg, den wir gewinnen werden“, sagte er. Die Spaltungen unter den Israelis erklärte Netanjahu für beendet. „Wir sind alle vereint.“ Auch die Führung solle sich nun zusammentun und mit der Opposition eine Notstandsregierung bilden.
150 Israelis verschleppt
Bei dem Großangriff der islamistischen Hamas sind nach israelischen Angaben rund 150 Menschen aus Israel in den Gazastreifen entführt worden. Das teilte das Pressebüro der Regierung via Facebook am Montag mit. Zuvor war offiziell stets von mehr als 100 Verschleppten gesprochen worden, darunter auch alte Menschen und Kinder. Angehörige und Familien bangen um deren Schicksal. Die Terrororganisation Hamas drohte mit der Ermordung von Geiseln.
„Auf jeden unangekündigten Angriff auf unser Volk werden wir mit der Hinrichtung einer der zivilen Geiseln antworten“, erklärten die Essedin-al-Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, am Montag. Davor hatte die Hamas einen Tausch von Geiseln gegen palästinensische Gefangene ausgeschlossen. Katar hatte zuvor angekündigt, einen solchen Austausch zwischen Israel und der Hamas vermitteln zu wollen.
Katarische Vermittler hätten versucht, mit Hamas-Vertretern die Freilassung von israelischen Frauen und Kindern auszuhandeln, die von den Extremisten in den Gazastreifen verschleppt worden seien, sagte eine mit den Gesprächen vertraute Person am Montag. Im Gegenzug sollten 36 palästinensische Frauen und Kinder aus israelischen Gefängnissen freikommen.
Israel dementierte Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln, berichtete die „Times of Israel“ unter Berufung auf einen israelischen Beamten.
Armee: Kontrolle über Orte zurückerlangt
Zuvor hatte die israelische Armee nach eigenen Angaben die vollständige Kontrolle in den von der Hamas angegriffenen Orten zurückerlangt. „Wir haben die Kontrolle über die Orte“, sagte Armeesprecher Daniel Hagari über die südisraelischen Gebiete in der Nähe des Gazastreifens. Israels Verteidigungsminister Joav Galant ordnete unterdessen die totale Blockade des Gazastreifens an.
„Es wird keinen Strom, keine Lebensmittel und keinen Treibstoff geben“, sagte Galant. Das israelische Sicherheitskabinett hatte in der Nacht auf gestern bereits einen grundsätzlichen Stopp der Einfuhr von Strom, Brennstoff und Waren in das Palästinensergebiet beschlossen. Ein israelischer Militärsprecher sagte, es sei die Hamas, die selbst bei dem Großangriff am Samstag die Übergänge nach Israel zerstört habe. Ein Grenzverkehr sei daher gegenwärtig ohnehin nicht möglich. Man werde sich auch mit dem Wiederaufbau nicht beeilen.
Reservisten mobilisiert
Im Gazastreifen leben mehr als zwei Millionen Menschen nach UNO-Angaben unter sehr schlechten Bedingungen. Der Gazastreifen zieht sich über eine Länge von etwa 40 Kilometern am Mittelmeer entlang und ist etwa sechs bis zwölf Kilometer breit. Die Hamas hatte 2007 gewaltsam die Macht an sich gerissen. Israel verschärfte daraufhin eine Blockade des Küstengebiets, die von Ägypten mitgetragen wird. Es ist unklar, ob Kairo etwa humanitäre Transporte in den Gazastreifen über die ägyptische Grenze genehmigen würde.
Gestern hatte Israel formal den Kriegszustand ausgerufen. Der Überfall der Hamas ist der schwerste Angriff auf Israel seit einem halben Jahrhundert. Israels Armee mobilisierte daraufhin insgesamt 300.000 Reservisten.
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