Unmittelbar bevor sich die Terrorgruppe erstmals selber zu den Geiseln äußerte, berichtete Reuters von einem Telefongespräch zwischen dem Hamas-Funktionär Ismail Hanija mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan – auch hier sei dem Vernehmen nach über die Geiseln gesprochen worden.
Israels Premier Benjamin Netanjahu erklärte die Rückholung der von der Hamas in den Gazastreifen verschleppten Menschen als eines der Hauptziele der anstehenden Bodenoffensive. Beobachter spekulierten in diesem Zusammenhang immer wieder mit etwaigen, bereits im Hintergrund laufenden Gesprächen.
Iran: Ausbreitung von Krieg rückt näher
Angesichts der mit einer Bodenoffensive erwarteten Eskalation laufen indes die diplomatischen Bemühungen zur Verhinderung einer Ausweitung des Konflikts auf andere Staaten auf Hochtouren. Im libanesisch-israelischen Grenzgebiet kommt es seit dem Terrorangriff der Hamas immer wieder zu Feuergefechten zwischen dem israelischen Militär und der radikalen libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah.
Säbelrasseln kommt hier auch vom Hissbollah-Unterstützer Iran. Laut Außenminister Hossein Amir-Abdollahian laufe die Zeit für eine politische Lösung zunehmend aus – die „wahrscheinliche Ausbreitung des Krieges auf andere Fronten“ nähere sich einem „unvermeidlichen Stadium“.
Über eine Million Vertriebene
Nach dem Großangriff der Hamas am 7. Oktober bereitet Israel derzeit eine Bodenoffensive in dem Palästinensergebiet vor. Im Vorfeld forderte Israel 1,1 Millionen Bewohnerinnen und Bewohner im Norden des Gazastreifens zur Flucht auf. Nach UNO-Angaben wurden bisher rund eine Million Menschen im Gazastreifen vertrieben.
Hilfsorganisationen warnen seit Tagen vor einer humanitären Katastrophe. Das Thema heute auch beim Treffen von US-Außenminister Antony Blinken und Israels Premier Benjamin Netanjahu im Fokus.
Warten auf Öffnung von Rafah-Grenzübergang
Die EU will nach Angaben von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine humanitäre Luftbrücke für die Menschen im Gazastreifen einrichten. „Die Palästinenser im Gazastreifen brauchen humanitäre Hilfe“, sagte von der Leyen. Auch die EU will die Hilfsgüter über Ägypten und damit den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen bringen.
Auf ägyptischer Seite stauen sich seit Tagen zahllose Lkws. Ob und wann der derzeit geschlossene Grenzübergang öffnet, ist – auch wenn heute offenbar erstmals fünf Lkws in den Gazastreifen fahren durften – nicht absehbar.
So wie nun die EU erklärten sich auch die Vereinten Nationen bereit, Hilfe für Hunderttausende Palästinenserinnen und Palästinenser über Rafah in den Gazastreifen zu bringen. Die Öffnung von Rafah steht seit Tagen im Zentrum eines diplomatischen Tauziehens. Neben der Lieferung von Hilfsgütern umfasst das auch die Ausreise von Hunderten, derzeit bei Rafah gestrandeten ausländischen Staatsangehörigen.
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