Zum Prozessauftakt am Mittwoch war es mit der Hauptangeklagten, Ex-Casinos-Chefin Bettina Glatz-Kremsner, überraschend zu einer Diversion gekommen. Auch sie war wegen des Verdachts angeklagt, vor dem U-Ausschuss – und im Rahmen einer Einvernahme – falsch ausgesagt zu haben. Konkret habe sie in der Causa Casinos wissentlich die Unwahrheit gesagt. Glatz-Kremsner gestand während des Prozesses allerdings ein Fehlverhalten ein. Der Richter schlug eine Diversion vor.
Am Freitag wurde nur Kurz zu den Vorgängen bei der ÖBAG befragt – Bonelli folgt am Montag. Im Kern geht es bei den Vorwürfen um die Frage, wie intensiv der Ex-ÖVP-Chef in die Reform der Staatsholding involviert war. Bei seiner Befragung im „Ibiza“-U-Ausschuss soll Kurz seine Rolle bei der Auswahl des Aufsichtsrats sowie bei der Bestellung von Schmid im Jahr 2019 zum ÖBAG-Chef heruntergespielt haben.
Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) sah aber mit Blick auf diverse Chatverläufe und die Einvernahme von Schmid, der den Kronzeugenstatus erlangen möchte, mögliche Falschaussagen. Kurz sieht das freilich anders. Vor Prozessbeginn hatte sein Anwalt Otto Dietrich in einer schriftlichen Gegenäußerung den Freispruch seines Mandanten verlangt. Die WKStA habe unter anderem die Aussage von Kurz „geradezu ins Gegenteil“ verdreht, hieß es.
Bonelli wegen Falschaussage angeklagt
Mitangeklagt ist der frühere Kabinettschef von Kurz, Bonelli. Auch er soll vor dem „Ibiza“-U-Ausschuss falsch ausgesagt haben. Der Strafrahmen für das zur Last gelegte Delikt beträgt bis zu drei Jahre Haft. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Für die Verhandlung gegen die ursprünglich drei Angeklagten waren bisher drei Termine (18., 20., 23. Oktober) anberaumt worden. Der Prozess dürfte sich aber über den ganzen November ziehen. Die WKStA will 21 Zeuginnen und Zeugen befragen, wann diese auftreten werden, ist unklar. Eine Urteilsverkündung ist im Dezember möglich.
Das Strafverfahren führt Richter Michael Radasztics. Das ergab das in solchen Fällen übliche computergesteuerte Aktenverteilungssystem des Straflandesgerichts. Radasztics hatte bis 2019 als Staatsanwalt in der Causa Eurofighter ermittelt. Er ist seit Anfang Jänner 2023 als Richter am Wiener Landesgericht für Strafsachen tätig, wo er eine Wirtschaftsabteilung übernommen hat.