Fährunglück im Victoriasee: Retter bergen Überlebenden

Zwei Tage nach dem Fährunglück auf dem Victoriasee ist den Helfern am Samstag die kaum mehr erhoffte Bergung eines Überlebenden geglückt. Der Maschinist habe sich in einem „speziellen Raum“ mit ausreichend Luft zum Überleben eingesperrt, sagte der Parlamentarier Joseph Mkundi aus dem Ukerewe-Distrikt AFP. Damit stieg die Zahl der Überlebenden auf 41. Gleichzeitig sei die Zahl der Todesopfer auf 170 gestiegen, erklärte Mkundi.

Die gekenterte Fähre auf dem Victoriasee in Tansania
APA/AFP

Heute Früh (Ortszeit) hatte der staatliche Fernsehsender TBC die Zahl der Toten noch auf 151 beziffert. Die Such- und Bergungsarbeiten wurden fortgesetzt.

50 Meter vor Anlegestelle gekentert

Die Fähre „MV Nyerere“ war am Donnerstag im südlichen Teil des Sees gekentert, nur rund 50 Meter vom Anleger auf der Insel Ukara entfernt. Die Unglücksursache war zunächst unklar – doch die veröffentlichten Zahlen bedeuten, dass die Fähre, ausgelegt für 100 Passagiere, heillos überladen war. Nach ersten Schätzungen waren mehr als 300 Menschen an Bord, die exakte Zahl ist nach wie vor nicht bekannt.

Karte von Tansania und dem Victoriasee
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Tansanias Präsident John Magufuli warf den Verantwortlichen „Fahrlässigkeit“ vor und ordnete die Festnahme der Fährbetreiber an. Als Erster wurde nach einem Bericht der Zeitung „The Citizen“ der Kapitän der Unglücksfähre in Gewahrsam genommen, der sich nach Angaben des Staatschefs zum Zeitpunkt des Kenterns nicht an Bord befunden hatte. Er habe das Ruder jemandem überlassen, der für das Führen eines Schiffes keine Ausbildung habe.

Auf dem Victoriasee in Ostafrika ereigneten sich bereits mehrere schwere Schiffsunglücke. Überladung ist dabei immer wieder eine der Ursachen. Im Jahr 1996 etwa waren beim Untergang einer Fähre im tansanischen Teil des Sees schätzungsweise tausend Menschen ertrunken. Mit einer Fläche von rund 68.800 Quadratkilometern ist der Victoriasee einer der größten Seen der Erde. Er liegt zwischen Tansania, Kenia und Uganda.