Filmemacher Senzow mit Sacharow-Preis geehrt

Der ukrainische Filmregisseur Oleh Senzow ist heute vom Europaparlament mit dem diesjährigen Sacharow-Preis für Menschenrechte ausgezeichnet worden. Der 42-Jährige ist seit Mai 2014 in Haft in Russland, nachdem er öffentlich gegen die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland protestiert hatte.

Ukrainischer Filmemacher Oleg Sentsow auf einem Plakat
APA/AFP/Sergei Supinski

Den Preis nahmen stellvertretend seine Cousine Natalja Kaplan und sein Anwalt Dmitrij Dinze entgegen. Der Filmemacher war im Mai 2014 festgenommen worden und wurde in einem international kritisierten Prozess wegen Zugehörigkeit zu einer terroristischen Organisation zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Nach einem langen Hungerstreik ist Senzow seinen Angehörigen zufolge schwer krank. Der nach dem inzwischen verstorbenen russischen Dissidenten und Physiker Andrej Sacharow benannte Preis ist mit 50.000 Euro dotiert.

Petition heimischer Filmschaffender

128 heimische Filmschaffende verfassten eine Petition für Senzow. Sebastian Brameshuber, Vorstand des Verbandes für Filmregie Österreich und Dokumentarfilmemacher, sagte im Interview mit dem ORF in Brüssel, dass die Petition zwar nicht FPÖ-Außenministerin Karin Kneissl übergeben haben werde können, allerdings ihrem Ressort: „Jetzt, während der Ratspräsidentschaft und wegen der Verleihung des Preises, ist ein guter Zeitpunkt. Noch dazu scheint Kneissl gute Beziehungen zu Russland bzw. Präsident Wladimir Putin zu haben.“

Im Außenministerium sei den Filmschaffenden versichert worden, dass das Thema auf allen bilateralen Ebenen angesprochen werde, wann immer sich eine Möglichkeit dazu biete. In der Petition wird die Freilassung oder zumindest eine bessere medizinische Versorgung Senzows gefordert. Brameshuber: „Es ist schwierig, eine Medienaufmerksamkeit über längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. Das Schlimmste für Senzow wäre, dass sein Fall in Vergessenheit gerät.“

Regierung unterstützt Appell

EU- und Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) sagte im Interview mit ORF-Korrespondent Tim Cupal, dass sich die Regierung im Einklang mit den europäischen Partnern für Senzow einsetze. Es gebe dazu entsprechende Stellungnahmen von Österreichs EU-Kommissar Johannes Hahn (ÖVP). Es sei „sehr bedauerlich“, dass sich Senzow den Preis nicht selbst abholen könne: „Die Freiheit der Kunst ist unabdingbar in funktionierenden Demokratien und deswegen unterstützen wir die Petition der Filmschaffenden auch.“

Audio dazu in oe1.ORF.at