Der ehemalige NFL-Spieler Colin Kaepernick
Reuters/Jake Roth
Fallender Aktienkurs

Nike-Werbung mit Kaepernick polarisiert

Colin Kaepernick, der US-Football-Rebell und Gegner von US-Präsident Donald Trump, ist eines der Gesichter einer neuen Werbekampagne von Nike. Die polarisierende Werbung bekam dem Aktienkurs nicht gut.

Der Kurs rutschte zum Handelsbeginn um 2,55 Prozent auf 90,10 US-Dollar ab und schloss mit einem Minus von rund 3,2 Prozent und einem Kurs von knapp 80 US-Dollar. Analysten erklärten, Nike zeige mit der Wahl Kaepernicks zwar eine „noble Haltung“ – handle aber „kommerziell unvorsichtig“.

Porträt des NFL-Spielers Colin Kaepernick in der Nike Werbung
Reuters/Nike
Das neue Werbesujet löste Unruhe unter Anlegern aus

Analyst Neil Saunders von GlobalData Retail erklärte, Nike habe „ohne Zweifel die Risiken abgewogen“, Kaepernick zu engagieren. Dem Unternehmen drohe aber der Verlust von Kunden – „und das zu einem Zeitpunkt, zu dem der Markt für Sportartikel nicht mehr so stark ist wie vor Jahren und zu dem die Konkurrenz wächst“.

Bei Nationalhymne auf die Knie gegangen

Trump kritisierte die Zusammenarbeit. Diese sende eine „furchtbare Botschaft“ aus, sagte er der konservativen Website The Daily Caller. Kaepernick polarisiert in den USA wie kaum ein anderer Sportstar: In der Spielzeit 2016/17 hatte der frühere Quarterback der San Francisco 49ers mit einer provozierenden Geste für Aufsehen gesorgt. Vor Spielen der National Football League (NFL), ging er beim Abspielen der Nationalhymne aus Protest gegen Polizeigewalt und Rassismus in den USA auf die Knie. Nike ist einer der Hauptausstatter der NFL-Teams.

Archivbild aus dem Jahr 2016 zeigt San-Francisco-49ers-Qquarterback Colin Kaepernick während der Nationalhymne knieend
AP/Chris Carlson
Mit dieser Geste während des Abspielens der US-Hymne polarisierte Kaepernick die USA

Gegner verbrennen Nike-Kleidung

In Onlinenetzwerken formierte sich Widerstand gegen die Entscheidung des Konzerns, Kaepernick als Werbeträger zu engagieren. Unter dem Twitter-Hashtag #NikeBoycott verbreiteten Nutzer Fotos, wie sie Schuhe und Kleidungsstücke des US-Sportartikelherstellers zerreißen und verbrennen.

Andere lobten Nike für das Engagement. Der zuständige Nike-Manager Gino Fisanotti bezeichnete Kaepernick gegenüber ESPN als einen der inspirierendsten Athleten seiner Generation, der die Kraft des Sports nutze, um die Welt ein Stück voranzubringen.

Alptraumszenario für die NFL

Im Oktober 2017 leitete Kaepernick rechtliche Schritte gegen die Liga ein, weil die Clubbesitzer ihn aus seiner Sicht im Zuge einer Verschwörung aus der Liga halten. Ein Schlichter sah vergangene Woche nun genug Hinweise für eine derartige Absprache, sodass demnächst Besitzer, Trainer und Teamverantwortliche aussagen müssen – ein Alptraumszenario für die NFL, die gehofft hatte, die Causa schnell vom Tisch zu haben.

Kaepernick darf auf eine millionenschwere Entschädigung hoffen, einen Job kann er sich aber nicht einklagen. Die neue Werbekampagne kommt für die NFL jedenfalls zur Unzeit. Erst im März war der Ausrüstervertrag mit Nike bis 2028 verlängert worden.

Von Trump verbal attackiert

Mit seinem Protest hatte Kaepernick eine Bewegung ausgelöst, zahlreiche Spieler übernahmen die Geste. Die Liga kommt seither nicht zur Ruhe. Auch US-Präsident Trump attackierte die meist afroamerikanischen Football-Stars scharf, die aus Protest gegen Rassismus die Hymne boykottierten und sich weigerten, während der Hymne vor dem Spiel aufzustehen.

Er hatte in der Vergangenheit protestierende Spieler wie Kaepernick als „Hurensöhne“ beschimpft. Die US-Hymne wird traditionell vor jedem Spiel in den USA gespielt; Spieler und Zuschauer stehen dabei normalerweise und halten die rechte Hand aufs Herz.

„Politisch korrekter liberaler Mob“

In einer E-Mail an seine Unterstützer verkündete der US-Präsident zuletzt, dass er eine Petition gestartet habe, damit der Sportsender ESPN vor den Spielen die Nationalhymne übertrage. Die Entscheidung, das nicht zu tun, sei eine „rückgratlose Kapitulation vor dem politisch korrekten, liberalen Mob“. ESPN-Präsident Jimmy Pitaro erklärte hingegen, dass das Netzwerk schon in der Vergangenheit die Hymne gar nicht gezeigt habe und das auch der Plan für die anstehende Saison sei.

„Just do it“

Das erste Spiel der neuen Football-Saison findet am Donnerstag statt. Die NFL hat den Spielern inzwischen vorgeschrieben, während der Nationalhymne zu stehen oder für deren Dauer in der Kabine zu bleiben. Über die Vorgabe wird nun mit der Spielergewerkschaft verhandelt. Nike engagierte neben Kaepernick die Tennisspielerin Serena Williams und den Basketballstar LeBron James für die Kampagne zum 30. Geburtstag des berühmten Nike-Slogans „Just do it“ (Mach es einfach).