Demonstrantin wird von Polizisten aus dem Saal gezerrt
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Trump-Kandidat Kavanaugh

Chaos bei Anhörung für US-Höchstrichter

Unter dem Protest der US-Demokraten hat am Dienstag in Washington die Anhörung des von US-Präsident Donald Trump nominierten Supreme-Court-Richters Brett Kavanaugh begonnen. Während der Anhörung kam es zu tumultartigen Protesten, mehrere Menschen wurden in Gewahrsam genommen.

Kavanaugh ist ein sehr konservativer Jurist, der das höchste und in letzter Instanz für viele politische und gesellschaftliche Fragen verantwortliche US-Gericht auf Jahrzehnte hinaus nach rechts rücken würde. Richter in dem neunköpfigen Gremium werden auf Lebenszeit ernannt.

Kavanaughs Nominierung ist nach Neil Gorsuch die zweite in der Amtszeit von Trump. „Er wird die entscheidende Stimme für einige der wichtigsten Themen unserer Zeit sein“, sagte die demokratische Senatorin Dianne Feinstein. Mehr als 90 Prozent der von Kavanaugh bisher verfassten Dokumente seien nicht zugänglich, kritisierte sie. Die Demokraten hielten eine symbolische Mahnwache vor dem Gerichtsgebäude und verlangten bei der Anhörung vor einem Senatsausschuss eine Aufschiebung – allerdings ohne Erfolg.

Fred Guttenberg, der Vater eines Opfers des Parkland-Amoklaufs, möchte Trumps Richterkandidat Brett Kavanaugh die HAnd reichen
Reuter/Joshua Roberts
Auch der Vater (l.) eines Opfers des Massakers in Florida war bei der Anhörung Kavanaughs (v.)

Frauen kritisieren Haltung bei Abtreibung

Im Saal der Anhörung wurden mindestens 22 Menschen nach teils lautstarken Portesten wegen Ruhestörung vorläufig in Gewahrsam genommen. Dabei handelte es sich vorwiegend um Frauen, die Kavanaughs konservative Haltung zum Abtreibungsrecht kritisierten. Im Vorfeld hatte der Richter, der bisher am Bundesberufungsgericht in der Hauptstadt Washington tätig war, allerdings deutlich gemacht, dass er eine Grundsatzentscheidung zum Abtreibungsrecht aus dem Jahr 1973 für geltendes Recht halte.

Demonstrantinnen in pinken Roben, in Anlehnung auf die TV-Serie „Handmade’s Tale“
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Frauen, die wie Charaktere aus der Fernsehserie „The Handmaid’s Tale“ gekleidet waren, protestierten vor der Anhörung

Kritik hagelte es auch an der Einstellung Kavanaughs etwa zur Wahlkampffinanzierung oder zum Waffenrecht. Hier gilt er wie der ebenfalls von Trump berufene Gorsuch als Verfechter einer wörtlichen Auslegung der US-Verfassung. Im zweiten Verfassungszusatz hatten die Väter der Verfassung ein Recht auf Selbstverteidigung manifestiert, das allerdings nach Meinung von Kritikern einer modernen Interpretation nicht mehr in vollem Maße standhalten würde.

Kavanaugh betonte bei seiner Nominierungsanhörung: „Falls ich für den Supreme Court bestätigt werde, werde ich jedem Fall unvoreingenommen gegenübertreten.“ Er werde „gleiches Recht für die Armen und für die Reichen anwenden“. Das oberste Gericht des Landes dürfe „niemals als parteiische Institution angesehen werden“.

Dokumente zu spät zugänglich gemacht

Die Demokraten kritisierten vor allem, dass ihnen wichtige Dokumente zur Beurteilung der beruflichen Vergangenheit Kavanaughs gar nicht oder nur sehr spät zugegangen sind. Den Senatoren waren nur zwölf Stunden vor Beginn der Anhörung noch 42.000 Seiten Material zugänglich gemacht worden, das sich unter anderem mit Kavanaughs Arbeit als Mitarbeiter der Regierung von Präsident George W. Bush beschäftigte.

Demonstrantin wird von Polizisten aus dem Saal gezerrt
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Mehrere Menschen wurden im Zuge der Anhörung in Gewahrsam genommen

Die Demokraten befürchten, dass der Jurist den Supreme Court dahingehend beeinflussen könnte, dass er eine mögliche strafrechtliche Verfolgung Donald Trumps aus verfassungsrechtlichen Gründen verhindert. Trump hatte erst am Montag mit neuen Tweets Öl ins Feuer gegossen, in denen er die Arbeit von Justizminister Jeff Sessions ein weiteres Mal kritisierte.

Tweets für Kritiker Einmischung in Justiz

Sessions’ Justizministerium hatte zwei republikanische Kongressabgeordnete wegen Finanzkriminalität angeklagt. Die beiden Abgeordneten Duncan Hunter und Chris Collins, denen unter anderem Bereicherung aus Wahlkampfkassen vorgeworfen wird, hatten zu den ersten gehört, die sich im Wahlkampf 2016 hinter Donald Trump gestellt hatten.

Kritiker sehen in den Tweets eine unzulässige Einmischung des Präsidenten in die Arbeit der Justiz. Für Trump ist die Parlamentswahl entscheidend: Sollten die Demokraten die Mehrheit im Abgeordnetenhaus gewinnen, könnte ihm ein Amtsenthebungsverfahren drohen, zumindest aber eine deutliche Erschwerung seiner Regierungsarbeit.