US-Journalist Bob Woodward
AP/Cliff Owen
Woodward-Enthüllungsbuch

Nächste „Ohrfeige“ für Trump

Seit Dienstag sorgt das nächste Enthüllungsbuch um die US-Präsidentschaft von Donald Trump für Aufruhr. Pulitzer-Preisträger und „Watergate“-Reporter Bob Woodward beschreibt darin einen „Nervenzusammenbruch“ im Weißen Haus. Dort hieß es prompt, das Buch enthalte „nichts als Lügen“.

Die „Washington Post“, für die Woodward seit 1971 schreibt, hatte am Dienstag vorab Auszüge aus „Fear: Trump in the White House“ (Angst: Trump im Weißen Haus) veröffentlicht. In ihnen wird Trump als wütender, paranoider Ignorant dargestellt, der sich vollkommen der Kontrolle seiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen entzieht. Das Weiße Haus sei ein Hort des Chaos, und Trump dränge ständig zu Aktionen, die schwere Konflikte zur Folge hätten – sodass sich sein Umfeld gezwungen sehe, seine Anweisungen zu ignorieren.

„Lasst uns Assad töten“

Dadurch befinde sich das Weiße Haus ständig im Zustand eines „Nervenzusammenbruchs“, so Woodward in dem Buch. Unter anderem soll Trump gefordert haben, den syrischen Machthaber Baschar al-Assad zu töten. „Lasst uns Assad verdammt noch einmal töten. Lasst uns ganz viele von denen töten“, soll Trump in einem Telefonat gerufen haben. Verteidigungsminister James Mattis legte auf und sagte: „Das machen wir nicht. Wir gehen maßvoller vor.“ Trump bestritt nach Bekanntwerden der Vorwürfe, dass er Assad töten habe lassen wollen: „Das wurde niemals auch nur in Erwägung gezogen.“

In einer Anekdote soll Trump im Jänner seinen Nationalen Sicherheitsrat gefragt haben, warum sich die USA eine teure Militärpräsenz auf der koreanischen Halbinsel leisten würden. „Wir machen das, um den Dritten Weltkrieg zu vermeiden“, so dem Buch zufolge Mattis’ Antwort. Anschließend soll Mattis gesagt haben, Trump habe den Verstand „eines Fünft- oder Sechstklässlers“.

Auch Transkript von Telefonat veröffentlicht

In dem Buch berichtet er nach Angaben der Zeitung, der damalige Wirtschaftsberater Gary Cohn habe „einen Brief von Trumps Schreibtisch gestohlen“, mit dem der Präsident ein Handelsabkommen mit Südkorea habe auflösen wollen. Cohn habe einem Mitarbeiter später gesagt, er habe damit die nationale Sicherheit schützen wollen – und dass Trump das Fehlen des Schreibens nicht bemerkt habe.

Die „Washington Post“ veröffentlichte zudem ein Transkript eines Telefonats Trumps mit Woodward nach Abschluss des Buchmanuskripts. Woodward hatte sich zuvor um ein Interview mit Trump bemüht, das aber nicht zustande kam. Trump sagte in dem Telefonat, niemand habe ihn darüber informiert.

„Nichts als Lügen“

Obwohl bereits einige Enthüllungsbücher zu Trumps Präsidentschaft erschienen sind, schlug die Veröffentlichung des Textes in den USA hohe Wellen. Das Buch enthalte nichts als „Lügengeschichten, viele davon von verärgerten früheren Mitarbeitern“, teilte Trumps Sprecherin Sarah Sanders am Dienstag (Ortszeit) mit.

Mattis dementierte die ihm zugeschriebenen Aussagen. Trump selbst sagte der konservativen US-Website Daily Caller: „Es ist nur ein weiteres schlechtes Buch.“ Mit Blick auf den mehrfach ausgezeichneten Autor fügte er hinzu: „Er hat eine Menge Glaubwürdigkeitsprobleme gehabt.“

Cover des Buchs Fear – Trump in the White House von Bob Woodward
AP/Simon & Schuster
Bob Woodward: Fear. Trump in the White House. Simon & Schuster, 448 Seiten. Erscheinungsdatum 11. September (englischsprachig), 11. Oktober (deutschsprachig).

Auf Twitter teilte Trump am Dienstagabend (Ortszeit) mit, nicht nur die Zitate von Kelly und Mattis seien „erfundene Betrügereien“, sondern auch andere Geschichten und Aussagen in dem Buch. Er warf die Frage auf, ob Woodward im Auftrag der oppositionellen Demokraten handle, und verwies auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung. In zwei Monaten stehen die Zwischenwahlen zum Kongress an. Trumps Republikaner bangen besonders um ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus. Von Mattis will er sich jedenfalls nicht trennen: „Er bleibt genau dort. Wir sind zufrieden mit ihm. Wir haben viele Siege.“

Trump für Gesetzesänderung

Zudem brachte Trump eine Änderung des Persönlichkeitsrechts ins Spiel. „Ist es nicht eine Schande, dass jemand einen Artikel oder ein Buch schreiben kann, Geschichten frei erfinden kann und ein Bild von einer Person entwerfen kann, das buchstäblich das genaue Gegenteil der Tatsachen ist, und damit durchkommt, ohne Bestrafung oder Kosten?“, schrieb Trump. „Ich weiß nicht, warum die Washingtoner Politiker nicht den Persönlichkeitsschutz ändern“, fügte er hinzu.

Trumps Stabschef John Kelly wies zudem besonders die Darstellung Woodwards zurück, wonach er – Kelly – Trump als „Idioten“ bezeichnet habe. „Das ist ein weiterer erbärmlicher Versuch, die Menschen zu beschmutzen, die Präsident Trump nahestehen, und von den vielen Erfolgen der Regierung abzulenken.“ Kelly soll laut dem Buch im Kreis von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über den Präsidenten gesagt haben: „Er ist ein Idiot. Es ist sinnlos zu versuchen, ihn von irgendetwas zu überzeugen. Er ist entgleist.“

Bekannt dank „Watergate“

Woodward gilt durch die Enthüllung der Watergate-Affäre in der Präsidentschaft Richard Nixons gemeinsam mit seinem Kollegen Carl Bernstein in den frühen 1970er Jahren als einer der bekanntesten Journalisten der USA. Er wurde vielfach ausgezeichnet, geriet aber unter anderem aufgrund des Zurückhaltens von Informationen in einer Geheimdienstaffäre gegenüber seiner Zeitung in die Kritik. Er hatte auch wirkmächtige und oft peinliche Enthüllungsbücher über die Präsidenten George W. Bush und Barack Obama verfasst. Woodwards Buch erscheint am 11. September auf Englisch.