Unterstützer der inhaftierten Reporter Wa Lone und Kyaw Soe Oo mit Protestplakaten
APA/AFP
Myanmar

Empörung über Haft für Reporter

Die Verurteilung zweier Reporter der Nachrichtenagentur Reuters in Myanmar hat international für Empörung gesorgt. Die UNO, die EU und Washington fordern die Freilassung der Journalisten.

Ein Gericht in Myanmar hatte die beiden Journalisten am Montag wegen Landesverrats zu jeweils sieben Jahren Haft verurteilt. Die beiden Reporter Wa Lone und Kyaw Soe Oo wurden auf Grundlage eines Gesetzes aus der Kolonialzeit für schuldig befunden, „Staatsgeheimnisse“ verraten zu haben. Sie hatten über die außergerichtliche Hinrichtung von zehn Angehörigen der muslimischen Rohingya-Minderheit berichtet.

Polizist: Behörden stellten Reportern Falle

Seit ihrer Verhaftung im vergangenen Dezember saßen die beiden im berüchtigten Insein-Gefängnis in Rangun ein. Nach Angaben eines Polizisten, der in einer Voranhörung aussagte, waren die beiden in eine Falle der Sicherheitsbehörden getappt. Der Polizeizeuge belastete einen Vorgesetzten. Dieser habe die Übergabe geheimer Dokumente an die Journalisten angeordnet, um sie anschließend festnehmen zu lassen.

Richter Ye Lwin zeigte sich davon unbeeindruckt: Die Angeklagten hätten beabsichtigt, „den Interessen des Staates zu schaden“. Das noch aus der Kolonialzeit stammende Gesetz über Geheimnisverrat sieht eine Höchststrafe von 14 Jahren vor. Der Verteidiger Khin Maung Zaw kündigte an, Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen.

Freilassung gefordert

Die Europäische Union, die USA und die Organisation Reporter ohne Grenzen forderten, die Journalisten umgehend freizulassen. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres kritisierte das Urteil. „Es ist inakzeptabel, dass diese Journalisten vor Gericht gestellt wurden, weil sie über eine schwere Verletzung der Menschenrechte der Rohingya im Bundesstaat Rakhine berichtet haben“, sagte sein Sprecher in New York. Die neue UNO-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet forderte ebenfalls die Freilassung der Männer und sagte, das Urteil habe sie „schockiert“.

Bildkombo zeigt die inhaftierten Journalisten Wa Lone und Kyaw Soe Oo in Handschellen
APA/AP/Thein Zaw
Die internationale Gemeinschaft fordert die Freilassung der beiden Journalisten

US-Vizepräsident Mike Pence forderte Myanmar zur sofortigen Freilassung der zwei inhaftierten Reuters-Journalisten auf. „Wa Lone und Kyaw Soe Oo sollten gelobt und nicht verhaftet werden für ihre Arbeit, die Menschenrechtsverletzungen und Massentötungen aufdeckte“, schrieb Pence auf Twitter. Reuters-Chefredakteur Stephen J. Adler sprach von einem „traurigen Tag“ für Myanmar und die Medien. Die Behörden in Myanmar hätten mit den „falschen Anschuldigungen“ gegen die Journalisten die Presse „einschüchtern“ wollen.