MSF prangert Internierungslager in Libyen an

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) hat die Freilassung Hunderter „willkürlich in Libyen inhaftierter Migranten und Flüchtlinge“ gefordert. Einige der größten Internierungslager würden entlang der Frontlinie liegen, hieß es in einer Aussendung. „Tausende Menschen befinden sich in den Lagern in Lebensgefahr“, sagte Ibrahim Younis, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in Libyen.

In fünf Internierungslagern hätten die Teams von MSF außerdem keine Möglichkeit mehr, die medizinische Versorgung der Inhaftierten zu gewährleisten, da die Gefährdung zu hoch sei. Außerdem sei die Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln nahezu zusammengebrochen, so die Hilfsorganisation.

„Die Ressourcen und Mechanismen, um diese Menschen in Drittländer zu bringen, in denen sie Asyl oder eine Rückführung beantragen können, sind vorhanden. Das muss daher ohne Verzögerung passieren. Es geht um Menschenleben“, forderte Younis.

Schwerste Kämpfe seit Jahren

Auch wenn die Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Libyen (UNSMIL) am Dienstag die Unterzeichnung einer Waffenruhe zwischen den bewaffneten Gruppen nahe der Hauptstadt Tripolis bekanntgegeben habe – die Kämpfe in Tripolis, vor Bekanntgabe der Waffenruhe, seien die schwersten seit Jahren gewesen, hieß es.

„Seit Ende August wurden bei den Kämpfen zwischen den rivalisierenden Milizen nach amtlichen libyschen Angaben mindestens 50 Menschen getötet und 138 weitere verletzt, die meisten davon Zivilisten.“

Auf See abgefangen

Tausende Menschen befinden sich in Libyen in Lagern, in die sie „von EU-Ländern und libyschen Behörden gebracht wurden, um sie davon abzuhalten, über das Meer zu fliehen“. Oder sie wurden auf See abgefangen.

„Schiffe der libyschen Küstenwache, die von der EU unterstützt werden, haben in diesem Jahr eine sehr große Zahl an Menschen abgefangen, nur um sie zurück nach Libyen zu schicken“, so der Vorwurf von Ärzte ohne Grenzen.