Militärparade in Nordkorea
APA/AFP/Ed Jones
70-jähriges Bestehen

Parade in Nordkorea ohne Provokation

Üblicherweise haben Militärparaden bisher in Nordkorea als Machtdemonstration gedient, dieses Jahr hat Staatsoberhaupt Kim Jong Un jedoch auf Säbelrasseln verzichtet. Die Feierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen Nordkoreas verliefen nach westlicher Sicht ohne Provokation. So wurden etwa keine Interkontinentalraketen gesichtet.

Machthaber Kim nahm im Beisein des chinesischen Parlamentspräsidenten Li Zhanshu die Parade mit zahlreichen Streitkräften, Artillerie und Panzern am Sonntag in Pjöngjang ab. Eine Provokation der USA wurde jedoch offenbar aktiv vermieden.

Die Parade diente laut BBC Beobachterinnen und Beobachtern dazu, Hinweise auf das Waffenarsenal des Staates zu finden. Auch Hinweise auf die vereinbarte Denuklearisierung könnten sich ausmachen lassen. Schon im Vorfeld wurde laut Fachleuten erwartet, dass die Parade nicht so opulent wie in den letzten Jahren ausfallen werde.

Nordkoreanischer Machthaber Kim Jong-Un und chinesischer Parlamentspräsident Li Zhanshu
AP/Kin Cheung
Kim (r.) beging das Staatsjubiläum gemeinsam mit dem chinesischen Parlamentspräsidenten Li Zhanshu

Laut Reportern keine Interkontinentalraketen

Von staatlicher Seite wurde kein Videomaterial der Parade veröffentlicht, aber sowohl die Nachrichtenagentur AFP, dessen Journalist dem Ereignis beiwohnte, als auch die US-Nachrichtenseite NK News konnten keine Interkontinentalraketen ausmachen.

Laut der BBC-Südkorea-Korrespondentin Laura Bicker könnte ein demonstratives Zurschaustellen von Interkontinentalraketen künftige Gespräche und damit auch ein Ende des Korea-Krieges gefährden. Kim war im Juni in Singapur zu einem historischen Gipfel mit US-Präsident Donald Trump zusammengetroffen. Dabei stimmte er einer Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel zu. Genauere Definitionen, ein Zeitplan oder Kontrollmaßnahmen wurden allerdings nicht vereinbart.

Mögliche Abrüstung bis 2021

Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass es bei einem Zusammentreffen einer südkoreanischen Delegation mit Nordkorea doch zu einer Einigung für die nukleare Abrüstung gekommen sein soll. So soll sich Kim verpflichtet haben, bis zum Ende der Amtszeit von US-Präsident Trump, also bis 2021, abzurüsten, so Südkoreas nationaler Sicherheitsberater Chung Eui Yong. Er wies ebenfalls darauf hin, dass Nordkorea eine Raketenstartanlage in Tongchang-ri zerstört und das Atomtestgelände in Punggye-ri unbrauchbar gemacht habe.

Umstritten ist allerdings, ob Nordkorea diese Anlagen überhaupt noch brauchte. Die USA hatten gemeinsame Militärmanöver mit Südkorea ausgesetzt, die Nordkorea als Provokation gewertet hatte. Auch ist Washington dazu bereit, Pjöngjang im Fall der Abrüstung Sicherheiten zu bieten.

Militärparade in Nordkorea
Reuters/Danish Siddiqui
Große Parade, keine Raketen: Auf Provokationen wie in den Vorjahren verzichtete Nordkorea bei der 70-Jahr-Feier

Weiteres Gipfeltreffen noch im September

Bei einem weiteren Gipfeltreffen in diesem Jahr wollen Süd- und Nordkorea über weitere Maßnahmen zum Abbau des nordkoreanischen Atomprogramms und einen dauerhaften Frieden reden. Der südkoreanische Präsident Moon Jae In werde vom 18. bis zum 20. September Pjöngjang besuchen, sagte Chung nach seinem Besuch in Nordkorea.

Zuletzt verstärkte sich die Skepsis, dass die kommunistische Regierung in Pjöngjang die grundsätzlich vereinbarte atomare Abrüstung tatsächlich angehen werde. US-Außenminister Mike Pompeo hatte deshalb zuletzt eine Reise nach Nordkorea auf Geheiß von Trump abgesagt. Washington und Pjöngjang sind die Hauptakteure in den Atomverhandlungen.

Üblicherweise große Feier

Die Demokratische Volksrepublik Nordkorea, wie das Land offiziell heißt, wurde 1948 gegründet. Drei Jahre zuvor hatten die ehemalige Sowjetunion und die USA am Ende des Zweiten Weltkriegs die koreanische Halbinsel aufgeteilt, der Korea-Krieg von 1950 bis 1953 zementierte diese Teilung zwischen Nord- und Südkorea.

Derartige Jahrestage werden in Nordkorea üblicherweise groß begangen, wie Evans Revere von der Washingtoner Denkfabrik Brookings Institution erläuterte. Solche Feierlichkeiten seien „auch Anlässe für den Führer, Erfolge und die nationale Macht zu zeigen und dafür Anerkennung zu bekommen“.