US-Vizepräsident Mike Pence
AP/Manuel Balce Ceneta
Anonymer „NYT“-Beitrag

Pence bereit für Lügendetektortest

Die Debatte über den anonymen Gastkommentar in der „New York Times“, der sich gegen US-Präsident Donald Trump richtet, geht weiter. Vizepräsident Mike Pence dementierte am Sonntag erneut, daran beteiligt gewesen zu sein. Einen Lügendetektortest schloss er nicht aus.

Laut dem Gastbeitrag, der am Donnerstag veröffentlicht wurde, arbeiten Teile der US-Regierung insgeheim gegen Trump, um Schaden von den USA abzuhalten. Die „New York Times“ publizierte den Text mit dem Hinweis, dass es sich bei dem Autor oder der Autorin um ein hochrangiges Regierungsmitglied handle. In dem Beitrag wird beschrieben, wie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Teile von Trumps Politik blockierten. Die Wurzel des Problems sei die Unmoral Trumps. „Es mag in dieser chaotischen Zeit vielleicht nur ein schwacher Trost sein, aber die Amerikaner sollen wissen, dass Erwachsene im Raum sind.“

Um den anonymen Verfasser aus dem Weißen Haus zu finden, hatte der republikanische Senator und Trump-Verbündete Rand Paul vorgeschlagen, einen Lügendetektortest durchzuführen. Trump hat sich zu dieser Idee noch nicht geäußert, dafür aber sein Vizepräsident. Er würde einem Test binnen eines „Herzschlages“ zustimmen, um zu beweisen, dass er nicht der Autor des Gastbeitrags ist. Er sagte im Gespräch mit Fox News, dass er zwar nicht wisse, wer hinter dem Kommentar steckt, aber er sei zu „100 Prozent sicher“, dass es niemand aus seinem Team ist.

„Ich kenne meine Leute“

„Ich kenne meine Leute. Ich kenne ihre Persönlichkeiten“, sagte er auch im Interview mit dem Fernsehsender CBS. Pence fügte seinen Stab mit einer Liste von mehr als zwei Dutzend hochrangigen Regierungsbeamten hinzu, die bestritten hatten, den Kommentar geschrieben zu haben. Seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen seien genauso engagiert wie er, um die Agenda des Präsidenten voranzutreiben und zu unterstützen. „Präsident Trump tut etwas für die Menschen in diesem Land“, so Pence am Sonntag.

Auf die Frage, ob er seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nach dem Gastbeitrag gefragt habe, sagte Pence: „Ich muss sie nicht fragen, weil ich sie kenne. Ich bin absolut davon überzeugt, dass niemand etwas damit zu tun hat.“ Der Kommentator soll eine „ehrenhafte Sache machen und zurücktreten“, so der Vizepräsident weiter.

Trump bezeichnete Autor als „Feigling“

Neben Pence sahen sich schon zuvor zahlreiche Regierungsmitglieder in einer bisher nie da gewesenen Politshow gezwungen, ihre Unschuld zu beteuern. Der bei Trump in Ungnade gefallene Justizminister Jeff Sessions tat das ebenso wie Außenminister Mike Pompeo und UNO-Botschafterin Nikki Haley. Trump forderte den Autor des Beitrags auf, sich zu stellen. „Um der nationalen Sicherheit willen sollte die ‚New York Times‘ seinen Namen sofort veröffentlichen“, sagte Trump und nannte den Autor einen „Feigling“.

Die „New York Times“ geriet selbst in die Kritik, weil sie den Beitrag entgegen journalistischen Regeln anonym veröffentlichte. Das Blatt bezeichnet den Autor als „senior official“, womit viele Regierungsmitarbeiter gemeint sein können. Unklar ist also, wie hochrangig der Autor tatsächlich ist. Klar ist aber, dass er ein verheerendes Bild von Trumps Weißem Haus zeichnet.

Selbst der Pulitzer-Preisträger und „Watergate“-Enthüller Bob Woodward, in dessen Buch „Fear: Trump in the White House“ Trump als wütender, paranoider Ignorant dargestellt wird, sagte am Sonntag, er hätte den Kommentar nicht publiziert. Er kenne den Autor des Beitrags nicht, er sei aber „zu vage“ und „entspricht nicht den Standards“, um veröffentlicht zu werden. „Es ist sehr wichtig, wer es ist. Es ist sehr wichtig, ob es jemand ist, der Zeuge und Teilnehmer war“, sagte Woodward bei einer Präsentation seines Buches.