Flüchtlingsboot auf dem offenen Meer
APA/AFP/Ärzte ohne Grenzen/Louisa Gouliamaki
Mittelmeer

Mehr als 100 Tote befürchtet

Im Mittelmeer soll es zu einer weiteren Katastrophe mit Flüchtlingsbooten gekommen sein. Bei dem Unglück könnten mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen sein. Das berichteten nach Libyen gebrachte Überlebende der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF), wie diese am Montagabend mitteilte.

Das Unglück ereignete sich laut den Angaben bereits Anfang September. Die 276 Überlebenden seien bereits am 2. September von der libyschen Küstenwache gerettet und in das Bürgerkriegsland zurückgebracht worden. Die Menschen brachen auf zwei Schlauchbooten am 1. September in Libyen auf, wie Ärzte ohne Grenzen unter Berufung auf die Aussagen der Überlebenden mitteilte.

Beide Boote beschädigt

Eines der Boote habe einen Motorschaden gehabt, das andere – auf dem 165 Erwachsene und 20 Kinder gewesen seien – habe Luft verloren. Nur einige wenige hätten Rettungswesten angehabt.

Hilfsorganisationen kritisieren nicht erst seit dem Wiederaufflammen von Kämpfen in Libyen, dass Flüchtlinge dorthin zurückgebracht werden. In dem nordafrikanischen Land kämpfen seit dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 rivalisierende Gruppen um die Vorherrschaft. Der Einfluss der international anerkannten Regierung reicht kaum über Tripolis hinaus. Libyen hat sich zum wichtigsten Transitland für Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa entwickelt.

Bereits mehr als 1.560 Tote und Vermisste

Das Mittelmeer zu überqueren ist für Flüchtlinge nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) deutlich gefährlicher geworden. Mehr als 1.560 Menschen kamen in diesem Jahr bereits auf der zentralen Mittelmeer-Route zwischen Libyen und Italien ums Leben oder werden vermisst. 2017 waren nach Angaben des UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) 3.139 Menschen im Mittelmeer ums Leben gekommen oder gelten als vermisst.