Blick ins Lokal 7 während dem Eurofighter-Untersuchungsausschuss (2. Befragungstag)
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Eurofighter-Ausschuss

Das Geschäft mit den Gegengeschäften

Am zweiten Befragungstag des U-Ausschusses zur Causa Eurofighter haben zwei ehemalige Magna-Manager Rede und Antwort gestanden. Siegfried Wolf und Hubert Hödl verteidigten dabei die Gegengeschäfte rund um den Kauf der Kampfflugzeuge. Hödl war damals eine spezielle Rolle zugekommen.

Anfang der Nullerjahre entschied sich nicht nur die Republik für den Eurofighter als neues Kampfflugzeug. Auch Magna-Manager Hödl fällte eine Entscheidung: Er wollte sich selbstständig machen und Magna verlassen. So schilderten es am Donnerstag vor dem U-Ausschuss sowohl Hödl als auch sein damaliger Chef Wolf. Dazu kam es aber nur teilweise. Er wollte Hödl und dessen Know-how nicht gehen lassen, meinte Wolf. Der Manager wurde auf einen anderen Posten abseits der Produktion versetzt und bekam die Erlaubnis, nebenher seinen eigenen Geschäften nachzugehen.

Einzig drei Bedingungen stellte Magna laut den Ausführungen der beiden Manager: Hödl musste die Nebentätigkeit mehrheitlich in seiner Freizeit ausführen, er durfte nach außen in keiner Organfunktion auftreten und sollte nicht zum Nachteil, sondern vielmehr zum Vorteil Magnas agieren. Sowohl Wolf als auch Hödl versicherten am Donnerstag mehrfach, dass auch genau das passiert sei.

Lob vom Chef

Am Interesse der Abgeordneten an Hödls Tätigkeit änderte das aber nichts. Schließlich vermittelte Hödl in seiner Arbeit abseits von Magna für EADS Gegengeschäfte mit österreichischen Firmen. Zu denen hatte sich der Konzern im Zuge des Eurofighter-Deals verpflichtet. Hödl konzentrierte sich dabei – schließlich hatte er bereits die Kontakte – auf Gegengeschäfte mit Magna, wo er weiterhin angestellt war.

Hubert Hödl im Eurofighter-Untersuchungsausschuss (zweiter Befragungstag) in der Hofburg
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Die Nebentätigkeiten Hödls interessierten die Abgeordneten ganz besonders

Sein damaliger Chef Wolf streute Hödl für diese Tätigkeit am Donnerstag Rosen. Ohne dessen Engagement wäre Magna zu vielen neuen Aufträgen und Geschäftspartnern nicht gekommen. Und auch Hödl selbst sparte nicht mit Eigenlob: Dass sich Magna in dieser Zeit „von einem Teilehersteller zu einem Systemintegrator“ entwickelt hatte, sei „erst durch mein Wirken ermöglicht“ worden, so der ehemalige Manager. Zurzeit läuft gegen Hödl ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft, wie er vor dem Ausschuss bestätigte. Er kooperiere „eng“ mit der Staatsanwaltschaft und hoffe auf eine baldige Einstellung. Aber: „Mehr möchte ich dazu hier nicht sagen.“

Zwei Gesellschaften im Sold von EADS

Hödl ließ also offen, ob und inwieweit das Verfahren mit seinen Gesellschaften zu tun hat. Zwei davon gründete der Ex-Manager vor mittlerweile über zehn Jahren: Zum einen Inducon speziell für Gegengeschäftsanbahnungen rund um den Eurofighter-Kauf, zum anderen Domerfield. Mit Letzterer habe er zwar auch für EADS gearbeitet, allerdings nicht im Zuge von Gegengeschäften in Österreich, sagte Hödl. Vielmehr sei es um die Entwicklung neuer Geschäftsfelder in Ost- und Südosteuropa gegangen.

Insgesamt mehr als sechs Mio. Euro sollen an die beiden – treuhändisch verwalteten – Gesellschaften geflossen sein. Ein Teil davon dann weiter an eine private Familienstiftung in Liechtenstein. Die habe er aus privaten Gründen eingerichtet, führte Hödl aus. Die genaue Summe, die nach Liechtenstein ging, wollte er aber nicht nennen. Dass von der Stiftung 1,8 Millionen Euro in bar abgehoben und über die Grenze gebracht worden sein sollen, beurteilte NEOS-Mandatar Michael Bernhard als „sehr abenteuerlich“. Er habe über die Jahre „in all meinem geschäftlichen und privaten Tun immer versucht, das zu tun, was gesetzeskonform und erlaubt war“, rechtfertigte sich Hödl.

Chronologie wirft Fragen auf

Auskunftsfreudiger gab sich der ehemalige Manager im Hinblick auf Inducon. Rund 1,3 Mio. habe die Gesellschaft Umsatz gehabt. Ihm selbst seien 300.000 Euro ausgezahlt worden, für „sieben Jahre Arbeit“, sagte Hödl. Akquisition und Unterstützung für Gegengeschäfte für EADS seien dabei nur ein Teil des Tätigkeitsfeldes gewesen. Hödl nannte auch Projekte auf dem Balkan.

Ihre Rechnungen stellte die Inducon an Vector Aerospace, im U-Ausschuss immer wieder als Briefkastenfirma von EADS tituliert; eine Beurteilung, der Hödl zwar nicht zustimmen wollte. Für ihn sei Vector aber „immer gleichbedeutend mit EADS“ gewesen, eine „reine Verrechnungsstelle von EADS“, so der ehemalige Manager.

Peter Pilz während dem Eurofighter-Untersuchungsausschuss (2. Befragungstag)
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Pilz hatte wieder eine große Tafel mitgebracht – und ein Problem mit der Chronologie

Etwas in Erklärungsnot geriet Hödl, als ihn Peter Pilz (Liste Pilz, LP) mit einer Rechnung konfrontierte, die Inducon im Juni 2005 an Vector gestellt hatte. Darin wurde auch ein Projekt verrechnet, das zwei Jahre zuvor, im Juni 2003, abgeschlossen worden war. Das Problem dabei: Die Inducon wurde erst ein Dreivierteljahr später im Februar 2004 gegründet. „Wo war die Leistung?“, fragte Pilz. Hödl rechtfertigte das schiefe chronologische Bild damit, dass er seine Vermittlertätigkeit bereits vor der Gründung von Inducon begonnen habe – wenngleich er ad hoc keine Unterlagen nennen konnten, die das bestätigten.

Eine Person – zwei Rollen

Für mehrmaliges Nachfragen der Abgeordneten sorgte auch der Umstand, dass Hödl nicht nur Gegengeschäfte anbahnte, sondern sie teilweise – diesmal in seiner Rolle als Magna-Manager – auch gegenüber dem Wirtschaftsministerium mit seiner Unterschrift bestätigte. Dass er sich für ebendiese Bestätigung bezahlen habe lassen, wies er allerdings „aufs Schärfste“ zurück.

Auch Wolf wurde gefragt, warum Hödl diese Bestätigungen vornahm, blieb eine Erklärung aber schuldig. Er sei nie bei Gegengeschäftsabrechnungen dabei gewesen, so der Ex-Magna-Manager. Ganz generell brach Wolf aber wie auch Hödl eine Lanze für Gegengeschäfte. Sie seien eine „unglaubliche Bereicherung“ für Österreich und sollten eigentlich „business opportunity“ heißen, so der Ex-Manager. Das einzig Schlechte bei den Gegengeschäften rund um den Eurofighter-Deal war laut Wolf, dass diese – aufgrund der „medialen Vorverurteilung“ – nicht zur Gänze ausgeschöpft wurden. „Das ist voll danebengegangen.“

In „Taxifunktion“ zu EADS

Die damalige ÖVP-FPÖ-Regierung habe jedenfalls vernünftig und weitsichtig gehandelt, so Wolf, der auf Nachfrage der FPÖ auch von seinem Flug mit dem damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/parteilos) zu den Eurofighter-Werken nach Manching berichtete. Die Reise im Jahr 2001 war laut Wolf ein vom EADS-Manager Manfred Bischoff initiierter Betriebsbesuch.

Ex-Magna-Manager Siegfried Wolf im Eurofighter-Untersuchungsausschuss (zweiter Befragungstag) in der Hofburg
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Wolf brach eine Lanze für seinen Protege Hödl und Gegengeschäfte

Grasser, den er aus dessen Zeit bei Magna gekannt habe, habe ihm auch gleich gesagt, dass er eigentlich gar keine neuen Kampfflugzeuge kaufen wollte, und wenn, dann nur günstige. Wenn ihm seine Regierungskollegen eine andere Lösung vorschlagen, werde er aber zustimmen, habe ihm Grasser gesagt. Das Gleiche habe der damalige Finanzminister dann in Manching auch Bischoff gesagt. Er selbst sei nur in einer „Taxifunktion“ unterwegs gewesen, sagte Wolf.