Istanbuler Polizei zerschlägt Protest von Bauarbeitern

Die türkischen Sicherheitskräfte haben Medienberichten zufolge auf dem neuen Istanbuler Flughafen Tränengas gegen protestierende Arbeiter eingesetzt. Hunderte Arbeiter seien heute aus Protest gegen die gefährlichen Arbeitsbedingungen und ihre schlechte Wohnsituation in Streik getreten, meldete die Nachrichtenagentur DHA. Eine Gruppe habe sich auf der Baustelle versammelt, doch hätten Sicherheitskräfte die Versammlung mit Tränengas aufgelöst.

Türkische Medien hatten wiederholt berichtet, dass es auf der riesigen Baustelle im Norden Istanbuls bereits zahlreiche tödliche Arbeitsunfälle gegeben habe. Die rund 35.000 Arbeiter stehen unter großem Druck, den Flughafen bis Ende Oktober fertigzustellen, wenn er offiziell in Betrieb gehen soll. Der noch namenlose Megaflughafen am Schwarzen Meer soll dann den weiter südlich an der Küste des Marmara-Meeres gelegenen Atatürk-Flughafen ersetzen.

Das neue Luftdrehkreuz gehört zu den ambitioniertesten Projekten von Präsident Recep Tayyip Erdogan. In der Anfangsphase sollen dort 90 Millionen Passagiere verkehren, doch soll ihre Zahl mittelfristig auf 150 Millionen steigen. Wegen der Zerstörung großer Waldgebiete im Norden der Bosporus-Metropole und der erwarteten Auswirkungen auf die Vogelzugrouten zwischen Europa und Asien wird das Megaprojekt von Umweltschützern kritisiert.

Deutscher wegen Terrorpropaganda zu drei Jahren verurteilt

Unterdessen wurde ein deutscher Staatsbürger wegen Terrorpropaganda in der Türkei zu mehr als drei Jahren Haft verurteilt. Das deutsche Außenministerium bestätigte, dass der Hamburger Taxifahrer Ilhami A. verurteilt worden sei, doch bleibe er für die Dauer des Berufungsverfahrens auf freiem Fuß.

Zuvor hatten die Sender NDR und WDR sowie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, dass A. in Elazig zu drei Jahren und eineinhalb Monaten Haft verurteilt worden sei. Dem 46-Jährigen wurde vorgeworfen, über die Sozialen Netzwerke Propaganda für eine Terrororganisation verbreitet zu haben.

Die Strafe sei zunächst ausgesetzt, doch dürfe er die Türkei nicht verlassen, hieß es. Sein Verteidiger will laut dem Bericht in Berufung gehen. Die Außenministeriumssprecherin Maria Adebahr bestätigte, dass es eine Ausreisesperre gegen A. gebe. Die Botschaft in Ankara betreue ihn konsularisch, sagte sie.

Auch österreichischer Journalist verhaftet

Ilhami A. war laut Medien Mitte August bei einem Besuch bei seiner Mutter in seinem Heimatdorf Saribasak festgenommen worden, nachdem er sich auf Facebook kritisch zur türkischen Regierung geäußert hatte. Seine Verurteilung erfolgte ungewöhnlich schnell, da Verdächtige in der Türkei oft monatelang in Untersuchungshaft sitzen, bevor Anklage erhoben wird oder ein Urteil erfolgt.

Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, dass noch sechs Deutsche aus politischen Gründen in der Türkei inhaftiert seien. Die Haftfälle belasten seit Jahren das deutsch-türkische Verhältnis. Laut dem Außenministerium in Wien werden in der Türkei immer wieder auch Österreicher angehalten oder kurzfristig festgenommen.

Derzeit soll es sich um zwei Österreicher handeln. Zumindest bei einem geht es offenbar auch um Terrorvorwürfe. Der 29-Jährige arbeitet seit drei Jahren als freier Journalist, Autor und Student in Ankara und studierte zuvor Politikwissenschaft und Philosophie an der Universität Wien.