Türkei: Inhaftierter Österreicher bleibt in Gewahrsam

Der in der Türkei festgenommene Österreicher bleibt weiter in Polizeigewahrsam. Eine entsprechende Entscheidung fällte die türkische Staatsanwaltschaft, teilte der Sprecher des Außenministeriums, Peter Guschelbauer, heute Abend der APA mit.

Zuvor hatte seinen Angaben zufolge ein Gespräch zwischen dem Rechtsanwalt des 29-Jährigen und der Staatsanwaltschaft stattgefunden. Die Botschaft stehe mit dem Anwalt des Österreichers in Kontakt, so der Außenamtssprecher.

Vorwurf: „Nähe zu Terrororganisationen“

Der Journalist, Autor und Student bleibt nun vorerst weitere vier Tage in Polizeigewahrsam, wie der „Standard“ (Onlineausgabe) berichtet. Die türkischen Justizbehörden werfen dem politisch links engagierten Mann „Nähe zu Terrororganisationen“ vor. Die Ermittlungen dauerten an, hieß es.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte am Mittwoch eine Konkretisierung der Vorwürfe durch Ankara gefordert. Sollte das nicht möglich sein, müsse eine „sofortige Freilassung“ erfolgen, sagte Kurz. Auch zahlreiche Politikerinnen und Politiker sowie Kolleginnen und Kollegen erklärten sich solidarisch mit dem Journalisten. FPÖ-Außenministerin Karin Kneissl versprach „jede notwendige Unterstützung“.

Solidaritätsaktion an Universität Wien

In Wien gab es eine Solidaritätsaktion für den Journalisten. Zahlreiche ehemalige Kollegen und Kolleginnen an der Universität Wien forderten in einem Schreiben die sofortige Freilassung.

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Istanbuler Polizei zerschlägt Proteste

Die türkischen Sicherheitskräfte setzten unterdessen Medienberichten zufolge auf dem neuen Istanbuler Flughafen Tränengas gegen protestierende Arbeiter ein. Hunderte Arbeiter seien heute aus Protest gegen die gefährlichen Arbeitsbedingungen und ihre schlechte Wohnsituation in Streik getreten, meldete die Nachrichtenagentur DHA. Eine Gruppe habe sich auf der Baustelle versammelt, doch hätten Sicherheitskräfte die Versammlung mit Tränengas aufgelöst.

Türkische Medien hatten wiederholt berichtet, dass es auf der riesigen Baustelle im Norden Istanbuls bereits zahlreiche tödliche Arbeitsunfälle gegeben habe. Die rund 35.000 Arbeiter stehen unter großem Druck, den Flughafen bis Ende Oktober fertigzustellen, wenn er offiziell in Betrieb gehen soll. Der noch namenlose riesige Flughafen am Schwarzen Meer soll dann den weiter südlich an der Küste des Marmara-Meeres gelegenen Atatürk-Flughafen ersetzen.

Das neue Luftdrehkreuz gehört zu den ambitioniertesten Projekten von Präsident Recep Tayyip Erdogan. In der Anfangsphase sollen dort 90 Millionen Passagiere verkehren, doch soll ihre Zahl mittelfristig auf 150 Millionen steigen. Wegen der Zerstörung großer Waldgebiete im Norden der Bosporus-Metropole und der erwarteten Auswirkungen auf die Vogelzugrouten zwischen Europa und Asien wird das Riesenprojekt von Umweltschützern kritisiert.