Ein Reporter bei Sturmböen und strömendem Regen in Heng Fa Chuen, Hong Kong
Reuters/Bobby Yip
Taifun

„Mangkhut“ wütet an Chinas Küste

Nachdem durch den Taifun „Mangkhut“ auf den Philippinen über 30 Menschen ums Leben gekommen sind, hat der tropische Wirbelsturm mittlerweile die Küste Chinas erreicht. Die Millionenmetropole Hongkong kam fast völlig zum Stillstand. Die Behörden riefen die höchste Warnstufe aus.

Der Taifun könnte der stärkste seit Jahren an der Küste werden, hieß es am Sonntag. Zehntausende Menschen wurden vor dem Sturm in Sicherheit gebracht, Schiffe in die Häfen zurückbeordert. Aus Hongkong zeigten TV-Bilder überschwemmte Straßen, Bäume wurden entwurzelt, Fensterscheiben gingen zu Bruch, ein Baukran stürzte um. Mehr als 100 Menschen wurden verletzt.

Überschwemmungen in Heng Fa Chuen, Hong Kong
Reuters/Bobby Yip
Das öffentliche Leben kam weitgehend zum Erliegen

Die in Hongkong erscheinende englischsprachige Tageszeitung „South China Morning Post“ berichtete von insgesamt 900 gestrichenen oder verspäteten Flügen. Der öffentliche Verkehr sei „gelähmt“, schrieb die Zeitung. Zugs- und Busverbindungen wurden stark eingeschränkt. Die Behörden verhängten die höchste Warnstufe zehn. Aus tiefer gelegenen Regionen an den Küsten wurden Zehntausende Menschen in Sicherheit gebracht.

Glücksspielmetropole Macao unter Wasser

Die nationale chinesische Wetterbehörde warnte vor Sturmfluten und Überschwemmungen, die noch schwerere Verwüstungen anrichten könnten als Taifun „Hato“ im vergangenen Jahr, für den Hongkong zuletzt die höchste Warnstufe ausgegeben hatte.

Hohe Wellen treten über die Brandung in Heng Fa Chuen, Hong Kong
Reuters/Bobby Yip
Flutwellen an der Küste

Auch die für ihre Casinos und Luxushotels berühmte Stadt Macao ging vor dem Taifun in Deckung. Dort waren durch „Hato“, den schlimmsten Taifun seit 50 Jahren, mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. Behörden ordneten am Samstagabend die Schließung der Casinos an. Ganze Straßenzüge standen unter Wasser.

Bilder der Zerstörung auf den Philippinen

Auf den Philippinen stieg die Zahl der Taifun-Opfer bis Sonntag auf mindestens 32. Die meisten – 20 – stammten aus der im Norden des Landes liegenden Region Cordillera, darunter eine sechsköpfige Familie, deren Haus in Baguio City durch einen Erdrutsch verschüttet wurde. Eine vierköpfige Familie wurde in der Provinz Nueva Vizcaya getötet – ebenfalls durch einen Erdrutsch. Tote gab es auch in anderen Regionen.

Die schlimmsten Befürchtungen reichten am Sonntag bis zu 100 Toten und mehr, nachdem es Berichte gegeben hatte, in einem Bergbauort sei ein Wohngebäude von einer Mure verschüttet worden. Diese Meldungen wurden allerdings vorerst nicht bestätigt.

Zerstörter Markt in Tuguegrao city in der Provinz Cagayan, Philippinen
AP/Aaron Favila
Der Taifun zerstörte weite Landstriche im Norden der Philippinen

„Mangkhut“ war Samstagfrüh – begleitet von starken Regenfällen – mit voller Wucht im Norden der Philippinen auf Land getroffen, knapp 400 Kilometer von der Hauptstadt Manila entfernt. Dabei schwächte er sich mit Windgeschwindigkeiten von 170 Kilometern pro Stunde etwas ab. Böen erreichten zuvor bis zu 285 km/h. Der Sturm entwurzelte Bäume, zerstörte Häuser und löste zahlreiche Erdrutsche aus. Mehr als vier Millionen Menschen waren nach Angaben der Behörden vom Samstag ohne Strom. Insgesamt sollen mindestens 5,2 Millionen Menschen von dem Tropensturm betroffen sein.

Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte wollte sich am Sonntag an Ort und Stelle einen Eindruck von der Katastrophe verschaffen. „Mangkhut“ war bisher der stärkste Taifun in diesem Jahr auf den Philippinen. Die Philippinen werden jedes Jahr von etwa 20 Taifunen heimgesucht. Einer der stärksten Stürme der vergangenen Jahre war „Haiyan“ im November 2013. Damals starben mehr als 7.000 Menschen oder gelten immer noch als vermisst, über vier Millionen verloren ihre Wohnungen bzw. Häuser.