Verunstalteter Stern von Donald Trump am Hollywood Walk of Fame
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Umstrittenes Talent

Die Filmauftritte des Donald Trump

Bevor Donald Trump US-Präsident geworden ist, ist er als selbst ernannter Wirtschaftszampano bereits ein begehrter Promi gewesen: Zahlreiche Regisseure holten ihn für Cameo-Auftritte nach Hollywood oder besuchten ihn in New York. Sein Talent gilt – vorsichtig gesagt – als umstritten.

Trumps Stern auf dem Hollywood Boulevard wurde seit seinem Amtsantritt immer wieder mit Farbe besprüht, mit Aufklebern zugepickt, zuletzt mit einer Spitzhacke zerstört. Viele wollen Trump nicht in einer Reihe mit Legenden wie Marilyn Monroe und James Dean sehen.

Die Internet Movie Datebase (IMDb.com), die alle relevanten Daten des Filmgeschäfts sammelt, zeigt 22 Einträge zu „Donald Trump: Schauspieler“ an. Die meisten dieser Auftritte absolvierte der jetzige Präsident in Kinofilmen, vor allem während der 80er und 90er Jahre. Aber er war auch in TV-Serien wie „Der Prinz von Bel-Air“, „Die Nanny“ und „Sex and the City“ zu sehen.

“A lot of Trump“ auf YouTube

Trumps Auftritte in diesen Formaten kann man auf YouTube sichten. Der humoristische College-Kanal CH2 hat sich die Mühe gemacht, alle Rollen zusammenzuschneiden. „That’s a lot of Trump“ („Das ist ganz schön viel Trump“), heißt es dazu im Kommentar. Drei Minuten und 26 Sekunden sieht man in dieser Kompilation, denn jeder Auftritt dauert nur wenige Sekunden und folgt derselben Dramaturgie: Trump taucht in der Handlung auf und spielt sich selbst, den reichen, arroganten Macher. Er sagt maximal zwei Sätze. Dann ist er wieder weg.

Donald Trump, Melania Knauss und Schauspieler Dennis Farina im Jahr 2004
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Donald Trump, seine spätere Ehefrau Melania Knauss und Schauspieler Dennis Farina bei einer Universal-Party im Jahr 2004

Cameos nennt man solche Kurzauftritte von Prominenten im Film. Berühmt wurden sie durch Alfred Hitchcock, der es liebte, an unvermuteter Stelle kurz durch seine eigenen Regiearbeiten zu spazieren. Trump dagegen spaziert durch die Filme anderer, vor allem durch solche, die New York, den Sitz seines Immobilienimperiums, zeigen. Stets tut er dabei so, als gehöre die Stadt ihm.

Oliver Stone schnitt Trump aus „Wall Street“

Trump spielt Trump. Er sitzt beiläufig in der Bar, die auch Cynthia Nixon alias Miranda Hobbes in „Sex and the City“ besucht, und plaudert in Oliver Stones „Wall Street“ beim Friseur mit Hauptfigur Gordon Gecko (Michael Douglas). Diese Szene findet man allerdings nur bei den „Deleted Scenes“ auf DVD. Regisseur Stone schnitt Trumps Auftritt aus dem Film.

Ironie ist während der Trump-Auftritte übrigens selten. Aber es gibt sie – etwa, wenn Trump in der Whoopy-Goldberg-Komödie „The Associate“ (1996) in der Restaurantschlange warten muss, während Goldbergs Figur vorbeizischt und sofort einen Tisch bekommt. Und ironisch gemeint ist wohl auch Trumps Auftritt in der Familienkomödie „Little Rascals“ (1994), wo er in der Rolle des superreichen, superehrgeizigen Vaters zu seinem Filmkind sagt: „Du bist der beste Sohn … den man mit Geld kaufen kann.“

Werbung für Steaks, Hotels – und Trump

Ausreißer Kevin (Macaulay Culkin) lässt sich in „Kevin – Allein in New York“ (1990) von Trump – der hier zugleich sein Hotel promotet – den Weg zur Lobby zeigen. Im Film erteilt Trump dem Kind Anweisungen im gleichen Kasernenhofton, mit dem er Jahre zuvor ein Steakrestaurant empfahl: „Believe me, I understand steaks. They are my favorite food. And these are the best.“ („Glauben Sie mir, ich verstehe etwas von Steaks. Sie sind mein Lieblingsessen. Und diese hier sind die besten.“) Denn auch Trumps Werbespots sind im Internet erhalten.

Doch egal, ob Werbeauftritt oder Hollywood-Cameo, als Darsteller wirkt Trump stets ungelenk. Er ist ein schlechter Schauspieler. Für seinen Auftritt im Bo-Derek-Fantasy-Film „Ghosts Can’t Do It“ von 1989 wurde er sogar mit der Goldenen Himbeere als schlechtester Nebendarsteller des Jahres „geehrt“.

Superheld oder Superschurke?

Laut dem Kulturwissenschaftler Georg Seeßlen trägt dieses „Unpassende“ gerade zum Reiz bei, den Trump auf seine Anhängerschaft ausübt. Trump sei wie eine Comicfigur, die in der echten Welt gelandet sei, schreibt er in seinem 2017 erschienenen Band „Trump! Populismus als Politik“. Einer, an dem alles übertrieben ist: die gelbe Haartolle; die grelle Krawatte. Doch die Übertreibung wirkt. Wo Trump auftaucht, wird er erkannt, in Fernsehen, Kino und in der Politik. Dabei sei es für seine Anhängerinnen und Anhänger letztlich irrelevant, so Seeßlen, ob Trump Superheld oder Superschurke sei. Sie bekommen von dieser Figur einfach nicht genug.

Ruhm und Berühmtheit sind im Zeitalter des Reality-Formats (wie auch Trump mit „The Apprentice“ eines hatte) ein absoluter Wert. Und hier schließt sich der Kreis. Denn natürlich wurde Trump nicht für sein Talent als Schauspieler mit dem Stern auf dem „Walk of Fame“ geehrt, sondern für das Berühmtsein an sich. Die IMDb hat die Infos: Trump erhielt den Hollywood-Stern am 16. Jänner 2007 für seine Rolle als Produzent der Miss-Universe-Wahlen sowie seiner Serie „The Apprentice“. Die Firma, die Trump damals für den Stern vorschlug, gehörte Trump selbst.

Spitzname „Präsident“

Der Stadtrat von West Hollywood empfahl nach einer Abstimmung Anfang August 2018, Trumps Stern offiziell von dem bei Touristinnen und Touristen so beliebten Gehsteig entfernen zu lassen. Doch die letztgültigen Entscheidungen des Stadtrats von Los Angeles und der Handelskammer Hollywoods stehen noch aus. Bis dahin können sich Insider an einem Witz der sonst so seriösen IMDb erfreuen.

Weil Hollywood-Stars oft unter Künstlernamen oder Pseudonymen auftreten, listet sie diese unter dem echten Namen der Person. Im Eintrag von „Donald J. Trump“ steht derzeit zu lesen, man kenne diesen Darsteller auch unter diversen Spitznamen: „The Don“, „The Donald“, „The Trumpster“. Vor allem aber kenne man ihn unter seinem Spitznamen „Präsident Donald Trump“.